Guter Fang? Bei Fischstäbchen setzt es einmal "ungenügend"
24.08.2023, 08:23 Uhr Artikel anhören
Unter der fettigen Panade steckt viel Gutes.
(Foto: imago images/Shotshop)
Zwei Drittel Fisch, ein Drittel Panade, fertig ist das Fischstäbchen. Doch in der goldgelben Kruste stecken häufig krebsverdächtige Schadstoffe, die hauptsächlich beim Erhitzen der pflanzlichen Frittierfette entstehen. Aber immerhin bei sechs Fischstäbchen-Marken gibt es nichts zu meckern.
Vor allem Kinder sind aus dem Häuschen, wenn Fischstäbchen auf den Tisch kommen. Eltern freuen sich hingegen, wenn das Essen mal ganz ohne Gemäkel abläuft und sie zumindest den lieben Kleinen auf die Art etwas Fisch unterjubeln können. Denn der hat es in sich. Neben hochwertigem Eiweiß sind darin bekannterweise auch wertvolle Omega-3-Fettsäuren und auch Jod enthalten. Leider ist auch die Panade nicht ohne. Und damit sind nicht etwa überflüssige Kohlenhydrate oder ein hoher Fettanteil gemeint.
Denn wie Öko-Test feststellt, sind in über der Hälfte der 19 Fischstäbchen-Fabrikate bei einer aktuellen Untersuchung mit krebsverdächtigen Fettschadstoffen belastet, welche hauptsächlich beim Erhitzen der pflanzlichen Frittierfette entstehen.
In den meisten Fällen handelt es sich um 3-MCPD-Fettsäureester, die "mangelhaften" "Golden Seafood Fischstäbchen" von Aldi Süd und die "ungenügenden" Eismann Fischstäbchen kritisieren die Tester zusätzlich wegen Glycidyl-Fettsäureestern. Im Magen-Darm-Trakt wandeln sich die Ester fast vollständig in 3-MCPD beziehungsweise Glycidol um. Glycidol hat sich laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Tierversuch als krebserregend und erbgutschädigend erwiesen. 3-MCPD gilt laut Internationaler Agentur für Krebsforschung als "mögliches Humankarzinogen" und führte in Tierversuchen zu Schäden an den Nieren. Die EFSA hat deshalb eine maximale Tagesdosis für 3-MCPD festgelegt: Die würde ein 30 Kilo schweres Kind bei den von Öko-Test kritisierten Produkten bereits mit fünf belasteten Fischstäbchen zu mehr als der Hälfte ausschöpfen.
Sensorisch sind alle "sehr gut"
Die betroffenen Anbieter legten Öko-Test aber auch Gegengutachten vor, laut denen ihre Produkte unterhalb der Abwertungsschwelle für 3-MCPD gelandet wären. Viele Anbieter versichern zudem, dass sie an der Reduktion von 3-MCPD und Glycidol arbeiten, indem sie beispielsweise die Fritteuse-Bedingungen optimierten oder zusätzlich Filtersysteme für das Öl installierten.
Ungeachtet dessen schnitten aber bei der Verkostung alle Fischstäbchen "sehr gut" ab. Und auch beruhigend: Hygienisch sind fast alle Fischstäbchen einwandfrei. Keine Fadenwürmer, kaum Keime. Nur in der Rewe-Eigenmarke Ja! ("ausreichend") wies das mit der Untersuchung betraute Labor eine Gesamtkeimzahl nach, die über dem Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) liegt. Das birgt zwar keine akute Gesundheitsgefahr, kann jedoch ein Hinweis auf Hygienefehler in der Herstellungskette sein.
Insgesamt sechs Fischstäbchen-Produkte wurden mit "gut" bewertet. Unter anderem sind dies die günstigen "Ocean Sea 15 Fischstäbchen" von Lidl (2,79 Euro pro 450 Gramm) oder die "Sea Gold Fischstäbchen" von Netto (3,19 Euro). Aber auch die "Iglo Fischstäbchen" für 4,89 Euro können die Tester empfehlen.
Zwei Bio-Produkte enttäuschen
Abgesehen davon stellt sich beim Fischkonsum aber natürlich die Frage der Nachhaltigkeit. Hier überzeugen ausgerechnet zwei Bio-Produkte am wenigsten. Darüber enttäuscht bewerteten die Tester denn auch die "Alnatura Fischstäbchen" und die "Followfood 10 Kabeljau Fischstäbchen" mit "mangelhaft".
Extra-Tipp: Werden die Fischstäbchen im Ofen auf Backpapier zubereitet, statt in der Pfanne erhitzt zu werden, kann zusätzlich Fett zum Anbraten gespart werden.
Quelle: ntv.de, awi