Drei(ste) Tricks Bei diesem Joghurt wird gemogelt
09.08.2021, 15:03 Uhr
Doch noch etwas mehr als Joghurt und Zitrone drin.
Daran, dass bei verarbeiteten Lebensmitteln nicht immer drin ist, was in der Werbung versprochen wird, hat man sich widerwillig schon gewöhnt. Doch dass selbst bei einem Bio-Naturjoghurt mehrfach in die Trickkiste gegriffen wird, überrascht dann auch Verbraucherschützer.
Wenn es nach der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) geht, dürfte "Naturjoghurt & ein Hauch von Zitrone" von Hersteller Arla ein heißer Anwärter auf den Negativpreis "Mogelpackung des Monats" sein. Denn die dänisch-schwedischen Molkereigenossenschaft vermarktet ihr Produkt unter anderem als besonders natürliches Bio-Lebensmittel aus nur zwei Zutaten. Nachfolgende drei(ste) Tricks haben die Verbraucherschützer zu bemängeln:
Die Zutatenliste
Laut der Verbraucherschützer hat das Milchprodukt statt der versprochenen zwei Zutaten Naturjoghurt und frischer Zitrone deutlich mehr Inhaltsstoffe und ist gar nicht so unverarbeitet und natürlich, wie Arla verspricht. Fünf deklarierte Zutaten und wahrscheinlich zwei nicht deklarierte werden demnach verwendet. Anstelle von "Frischer Bio Zitrone" gibt es zwei Prozent Bio-Zitronensaft aus Zitronensaftkonzentrat, dazu noch Bio-Zitronenöl - - für den Hersteller macht das keinen Unterschied. Nur im Kleingedruckten der Zutatenliste bekennt Arla halbwegs Farbe. Dort steht lediglich der Begriff "Zitronenzubereitung". Der Hersteller nutzt hier aus, dass laut Lebensmittelrecht nicht alle verwendeten Zutaten gekennzeichnet werden müssen.
Der Zuckeranteil
Besonders eklatant ist die Mogelei, weil dem Produkt darüber hinaus noch zwei Prozent Rohrzucker sowie Stärke zugesetzt sind, obwohl diese weder in Naturjoghurt noch in Zitronen vorkommen. Arla behauptet auf dem Etikett, dass rund zwei Drittel des im Joghurt enthaltenen Zuckers Milchzucker, der bereits im Naturjoghurt steckt, seien. Tatsächlich ist der Zuckergehalt für einen "Naturjoghurt & ein Hauch von Zitrone" mit über acht Prozent viel zu hoch, wie die VZHH errechnet.
Das liegt zum einen daran, dass Arla Rohrzucker zusetzt. Zieht man diesen zugesetzten Zucker ab und berücksichtigt, dass nur 90 Prozent des Produkts tatsächlich aus Joghurt besteht, errechnet die Verbraucherzentrale einen Zuckergehalt für den Joghurtanteil von knapp sieben Prozent. Das ist deutlich mehr, als normalerweise in einem klassischen Naturjoghurt steckt. Bei diesem liegt der Gehalt an Milchzucker von Natur aus meist zwischen knapp vier bis maximal rund fünf Prozent. Deshalb würden nach Rechnung der Verbraucherzentrale nur rund 50 Prozent des Zuckers aus einem klassischen Naturjoghurt stammen und nicht zwei Drittel, wie Arla auslobt.
Höhere Milchzuckergehalte in Joghurt kommen häufig zustande, wenn Magermilchpulver, das viel Lactose enthält, zur Erhöhung der Milchtrockenmasse zugesetzt wird. Das ist leider erlaubt und das Milchpulver muss nicht explizit in einer Zutatenliste aufgeführt werden. Teilweise wird der Joghurt dadurch auch cremiger.
Die Füllmenge
Zu guter Letzt enthält der Joghurt, der in einem 500-Gramm-Becher abgefüllt ist, nur 425 Gramm Inhalt. Auf die Schliche kommt man dem Konzern, wenn man den Becher auf den Kopf stellt. Dann kann man im Sichtfenster die Füllhöhe erkennen. Durch die geringere Füllmenge versucht Arla, Preisunterschiede zu kaschieren. So erscheint der Verkaufspreis für den Joghurt günstiger, als er tatsächlich ist.
Quelle: ntv.de, awi