Ratgeber

Grünes Licht aus Straßburg EU schafft Roaming-Gebühren ab

Auf dem Weg zum freien Binnenmarkt: EU-Parlamentarier bei der Arbeit (Archivbild).

Auf dem Weg zum freien Binnenmarkt: EU-Parlamentarier bei der Arbeit (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Wer innerhalb Europas ins Ausland reist, muss sich künftig nicht mehr vor hohen Mobilfunkgebühren fürchten. Das EU-Parlament räumt eine der letzten Hürden zur Abschaffung der Roaming-Gebühren aus dem Weg.

Ab diesem Sommer können Verbraucher EU-weit im Ausland ohne Zusatzkosten mobil telefonieren und im Internet surfen. Das EU-Parlament verabschiedete bei einer Sitzung in Straßburg eine Verordnung, die die Großhandelspreise im europäischen Mobilfunkmarkt neuen Regeln unterwirft.

Die EU-Parlamentarier billigten damit offiziell einen Kompromiss mit den Mitgliedstaaten zu den sogenannten Roaming-Großhandelspreisen. Das sind jene Preise, die der heimische Betreiber dem Auslandsanbieter dafür zahlt, dass sein Kunde zeitweise dessen Netz nutzt. Die neuen Regeln sollen ab Mitte Juni für die 28 EU-Staaten inklusive Großbritannien sowie für Island, Norwegen und Liechtenstein gelten. Die genannten Staaten müssen der Verordnung noch offiziell zustimmen.

Der zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip, sprach von einer "großartigen Errungenschaft", die einen unmittelbaren Einfluss auf das Leben der Menschen haben werde. Die EU-Kommission hatte im Herbst ursprüngliche Pläne aufgegeben, die Roaming-Freiheit für Verbraucher auf 90 Tage pro Jahr zu beschränken. Stattdessen sollen Anbieter einen Missbrauch wie etwa das dauerhafte Telefonieren mit billigen ausländischen Sim-Karten unterbinden können.

Ab Mitte Juni soll mit Roaming-Kosten endgültig Schluss sein: Reisende können nach dem Willen der EU-Parlamentarier dann ohne Zusatzkosten im EU-Ausland mobil telefonieren. Für die Nutzung von Handys oder Smartphones dürften dann keine Extra-Gebühren mehr anfallen. Grenzüberschreitende Telefongespräche, SMS oder die mobilen Internet-Aufrufe sind somit nicht mehr teurer als die übliche Nutzung zu Inlandstarifen. Von der neuen Roaming-Freiheit profitieren Urlauber, Geschäftsreisende und Arbeitsmigranten ebenso wie Pendler, die bei dem Weg zur Arbeit innereuropäische Grenzen überqueren.

Im Rahmen der Verordnung etabliert die EU nun Obergrenzen von 3,2 Cent pro Minute für Anrufe und 1 Cent für SMS. Für Datenvolumen sinken die Obergrenzen schrittweise von zunächst 7,70 Euro pro Gigabyte ab dem 15. Juni auf schließlich 2,50 Euro pro Gigabyte ab dem 1. Januar 2022. Diese Kostendeckel liegen nach EU-Angaben um etwa 90 Prozent unter den aktuellen Begrenzungen.

Vorteile im Binnenmarkt

Die Abschaffung der Roaming-Gebühren ist Teil der Bemühungen zur Stärkung des europäischen Binnenmarkts und der europäischen Einigung. Die Maßnahme soll dazu beitragen, den grenzüberschreitenden Austausch innerhalb Europas zu verbessern. Von der Maßnahme dürften alle Mobilfunknutzer der derzeit noch 28 Mitgliedstaaten sowie der Nutzer in Island, Norwegen und Liechtenstein profitieren.

Für Verbraucher in Großbritannien zeichnet sich allerdings durch den von der Regierung in London eingeleiteten EU-Ausstieg ab, dass sie spätestens nach vollzogenem "Brexit" ab 2019 voraussichtlich nicht mehr in Genuss der EU-weiten Roaming-Freiheit kommen werden. Etwaige Vereinbarungen müssen dann - wie zahlreiche andere EU-Verordnungen - einzeln zwischen London und Brüssel ausgehandelt werden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen