Rath around the world Ein Hotel mit Luxus, sensationellem Frühstück und tollem Bergpanorama


Rund um das "Six Senses Crans-Montana" erheben sich über 40 Gipfel, die die 4000-Meter-Marke übersteigen.
Ob Naturfreund oder Kulturliebhaber - in Crans-Montana wird man fündig. Das charmante Bergstädtchen bietet einzigartige Landschaften ebenso wie feine Geschäfte und Veranstaltungen. Unser Autor checkt im Fünf-Sterne-Hotel "Six Senses Crans-Montana" ein
Idyllisches Bergdorf oder alpine Kleinstadt? Crans-Montana im Wallis in der Schweiz ist beides. Ein Ort, der gleichermaßen mondän wie traditionell wirkt, mit Boutiquen und Bars auf der einen Seite und weiten Almen und Bergseen auf der anderen. Besonders im Winter zieht es Skifahrer aus aller Welt hierher - wegen der 140 Kilometer langen Pisten, vor allem aber wegen der perfekten Lage direkt an der Piste. Doch ich bin im Spätsommer hier, um das "Six Senses Crans-Montana" zu besuchen.
"Six Senses" - ein Name mit Klang und Geschichte, gegründet von den renommierten Hoteliers Sonu Shivdasani und seiner Frau Eva, die heute die Ultra-Luxusmarke "Soneva" betreiben. Viele Jahre wurde "Six Senses" von Neil Jacobs geführt, einer beeindruckenden Persönlichkeit, die erst kürzlich in den Ruhestand gegangen ist und bei den 101 Future Hospitality-Veranstaltungen auf einem Podium sprach.

Im Sommer lädt der Poolclub des Hotels, "Le Club Alpin", zu einem erfrischenden Getränk und Fingerfood ein.
(Foto: Six Senses Hotels Resorts & Spas)
Ob ich die weltberühmte Handschrift der Marke im "Six Senses Crans-Montana" wiederfinden werde? Schon einmal war ich hier und hatte eher gemischte Gefühle. Dieses Mal checke ich wieder ein - mit der Frage, ob sich etwas verändert hat und ob das Haus in den warmen Monaten überzeugen kann.
Neue Führung, neuer Schwung
Was diesem Fünf-Sterne-Haus besonders guttut, ist der neue Direktor: Jean-Yves Blatt. In den nur 18 Monaten seit der Eröffnung ist er bereits der dritte an der Spitze - doch dieses Mal ist der Richtige am richtigen Ort angekommen. Er hat schon das "The Chedi Andermatt" an die Weltspitze geführt und bringt nun als Schweizer, der auch Französisch spricht - hier in Crans-Montana besonders wichtig - die ursprüngliche "Six-Senses"-Philosophie zurück: die Einbindung lokaler Menschen, Produkte und Lieferanten.
Genau das hat hier gefehlt. Bei meinem ersten Besuch wirkte das Hotel eher wie ein Fremdkörper, wie ein Schlösschen auf dem Berg, abgekoppelt von der wunderschönen Stadt unten, die so lebhaft und traditionell zugleich ist. Jetzt scheint das "Six Senses" immer mehr ein Teil von Crans-Montana zu werden.
Die Kunst der kleinen Details
Selbst das kleinste der insgesamt 78 Zimmer, Suiten und Apartments misst 48 Quadratmeter - Platz ist also ausreichend da. Ich übernachte dieses Mal in der großzügigen "Chalet Suite". Auf meinem Zimmer erwartet mich eine Überraschung: ein verspäteter Geburtstagsgruß in Form einer handgeschriebenen Karte mit Glückwünschen, dazu ein kleiner Kuchen mit "Happy Birthday"-Glasur. Eine schöne Geste, die in Erinnerung bleibt. Die Einrichtung der Suite beeindruckt mich: Viel Holz sorgt für rustikale Gemütlichkeit, modernste Technik für einen zeitgemäßen Kontrast. Alles ist hochautomatisch gesteuert und Schalter gibt es kaum - stattdessen kleine Icons auf den Knöpfen, die man allerdings erstmal verstehen muss. Vom Balkon blicke ich auf das beeindruckende Bergpanorama, die Skipiste liegt direkt zu meinen Füßen.

Die Einrichtung kombiniert rustikale Hölzer mit einer modernen Linienführung.
(Foto: Six Senses Hotels Resorts & Spas)
Hier ist vieles über das Offensichtliche hinausgedacht. In der Minibar entdecke ich Ingwer-, Acerola- und Essigwasser-Shots für die Verdauung. Zwei Yogamatten liegen bereit, für die Kinder gibt es Kuscheltiere. Selbst bei der Treppe zeigt sich der Anspruch, denn statt knarrendem Holz wurde leiser Granit verbaut. Einzig bei den angebotenen Teesorten vermisse ich "Ronnefeldt", doch das ist Geschmackssache. Später beim Rundgang fällt mir auf, wie konsequent sich das moderne, hochwertige Design durchs ganze Haus zieht, bis hinunter in die Tiefgarage. Dort hängen aufwendig gearbeitete Holzkonstruktionen an der Decke, sodass der Raum sogar für Events genutzt werden könnte. Ein Ferrari steht hier, dramatisch in rotes Licht getaucht. Er wirkt fast wie ein Teil einer Ausstellung.
Die Treue zur Marke ist spürbar - bei den Gästen ebenso wie bei den Mitarbeitern. Viele von ihnen kommen aus Asien. Eine junge Frau begrüßt mich herzlich und erzählt, dass dies bereits das dritte "Six Senses"-Haus ist, in dem sie arbeitet. Ihre Karriere begann in Vietnam und führte sie nun hierher ins Wallis. Sie spricht fließend Englisch, ein wenig Französisch und bereits die ersten Brocken Deutsch. Die Philosophie von "Six Senses" scheint also auch Mitarbeiter zu bewegen, über Länder hinweg - wer zieht schon leichtfertig von Vietnam in die Walliser Berge, nur um sie zu erleben? Das spricht eindeutig für die Marke.
Hochwertige Kulinarik mit Einschränkungen
Im "Six Senses Crans Montana" stehen zwei Dinge ganz klar im Mittelpunkt: Health & Happiness. Alles ist nachhaltig, gesund, regional - Plastik suche ich hier vergeblich. Ich teste mich durch das Brunch-Buffet im "Wild Cabin" Restaurant und bin begeistert: Alles ist hochwertig angerichtet, die Auswahl fast schon sensationell. Die Tomaten sind so perfekt gereift, dass man glaubt, sie eben noch am Strauch gesehen zu haben. Hinten am Buffet wird feinster Parmaschinken frisch aufgeschnitten. Streng genommen nicht regional, aber Parma liegt quasi um die Ecke. Der Anspruch an Qualität und Regionalität ist deutlich spürbar - und das macht richtig Spaß. Ein kleines Schlaraffenland der Achtsamkeit.

Im "Wild Cabin" werden Frühstück, Mittagessen, Dinner und der Sonntagsbrunch serviert.
(Foto: Six Senses Hotels Resorts & Spas)
Ein interessantes Konzept erlebe ich dann abends im Restaurant, das seit Mai 2025 unter der Leitung von Küchenchef Emiliano Gabriel Vignoni ein neues Sharing-Konzept verfolgt. Ob zartes Filet Mignon aus der Region, frischer Wolfsbarsch oder die Käseplatte aus lokaler Produktion - hier soll geteilt werden, entsprechend klein sind auch die Portionen. Ich empfehle drei Gerichte pro Person, um satt zu werden. Wer möchte, bestellt noch ein Dessert, etwa die Walliser Aprikosentarte. Ich erlebe selbst, wie gut das Konzept ankommt: Am Samstagabend füllt sich das Restaurant schlagartig - so, wie man es sich wünscht. Eigentlich war ich mit dem Direktor zu einem Drink verabredet, doch er entschuldigt sich, greift kurzerhand selbst zu den Tabletts und unterstützt seine Mitarbeiter in der Küche. Ein Vorbild im besten Sinne.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings, denn das Resort meint es etwas zu gut mit seinen Erziehungsmaßnahmen. So gibt es zum Beispiel keinen Süßstoff, denn dieser sei ungesund. Stattdessen wird nur brauner Rohrzucker serviert. Das ist zwar gut gemeint, doch echte Gastfreundschaft lässt auch die Freiheit der Wahl. Wer Diabetes hat, steht ohne Alternative da.

Wer lediglich kleine Snacks und Drinks sucht, wird in der "Ora Bar & Lounge" im fünften Stock des Hotels fündig.
(Foto: Six Senses Hotels Resorts & Spas)
Entspannen im Spa der Zukunft
Inzwischen gehört Six Senses zur "IHG-Gruppe". Ich habe den Eindruck, dass "IHG" einiges anders angeht und es besser macht als etwa die Marke "Marriott", die "Ritz-Carlton" recht brachial in ihre Konzernstrukturen eingliederte und damit einiges von der Seele der Marke aufs Spiel setzte. Bei "Six Senses" hingegen spürt man noch viel Freiraum, auch wenn klare Corporate-Strukturen einem Unternehmen dieser Größe durchaus guttun können.
Besonders bekannt ist "Six Senses" für seine außergewöhnlichen Spa-Angebote, von denen ich immer wieder schwärme. Ob in Italien oder Thailand, ein "Six Senses Spa" ist immer etwas Besonderes - und das zeigt sich auch hier in Crans-Montana. Auf 2000 Quadratmetern entfaltet sich eine Welt der Ruhe, in der traditionelle Anwendungen neu interpretiert und mit alpinem Flair versehen werden. Der Indoorpool ist ein Hingucker: Er öffnet sich zu einem Innenhof, in dem Birken wachsen. Darüber schwebt eine Holzdecke, deren Linien den Blick wie von selbst nach draußen führen - ein architektonisches Detail, das Leichtigkeit und Weite schafft. Technisch präsentiert sich das Spa absolut zeitgemäß, wenn nicht sogar seiner Zeit voraus. In der "Biohacking Recovery Lounge" setzen großflächige Infrarotlichter auf Zellregeneration, die Stiefel von "Normatech" regen selbstständig den Lymphfluss an. Für Frauen gibt es ein speziell entwickeltes "Female Wellness Programm", das auch den Hormonhaushalt berücksichtigt. Und selbst an Kinder und Jugendliche wurde gedacht: Ein eigener Bereich bietet Behandlungen, die auf die jüngeren Gäste abgestimmt sind.
Auch die Freizeitangebote sind breit gefächert: In der warmen Jahreszeit kann ich etwa bei der Käseherstellung hoch oben am Berg mitwirken, an einer geführten Spurensuche in der Natur teilnehmen oder eine E-Bike-Tour wählen. Als leidenschaftlicher Tennisspieler freue ich mich über das nahgelegene "Crans Montana Sports Center", in dem es einige Indoor- und Outdoor-Tennisplätze gibt.

Im "Spa Retail" können Gäste Pflege- und Spaprodukte sowie Sport- und Wellnesskleidung erwerben.
(Foto: Six Senses Hotels Resorts & Spas)
Jean-Yves Blatt ist immer präsent - nah bei den Gästen, aufmerksam und mit dem Anspruch, die Dinge besser zu machen. Mit dem Status quo gibt er sich nicht zufrieden. Als ich das schlechte WLAN erwähne, erzählt er mir, dass das neue bereits geplant ist. Während andere das Problem jahrelang ignorierten, packt er es sofort an - super. Solche Beispiele gibt es viele: vom Restaurant, das früher ohne klares Konzept daherkam, bis zu den Ski-Butlern, die heute die Gäste vor und nach dem Skifahren unterstützen, Skier wärmen, schleifen und sogar die Hausschuhe bereithalten. Alles Ideen, die er einbringt und die zeigen, dass er Tag für Tag daran arbeitet, das Haus weiterzuentwickeln.
Genau diese Mischung aus gelebter Gastfreundschaft, Liebe zum Detail und ständiger Verbesserung verleiht dem "Six Senses Crans-Montana" seinen besonderen Charakter. Ich komme gerne wieder und bin schon jetzt gespannt, welche interessanten und innovativen Neuerungen mich dann erwarten werden.
Raths Reise-Rating:
1. Ganz großes Kino
2. Wenn's nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Resort Name: Six Senses Crans-Montana
Land: Schweiz
Region: Wallis (Valais), Alpen
Beste Reisezeit: Dezember bis März für Wintersport, Juni bis September für Wandern, Biken und alpine Aktivitäten
Zielflughafen: Flughafen Genf (GVA) oder Flughafen Zürich (ZRH)
Transfermittel: Mietwagen, Hoteltransfer, Taxi oder Zug bis Sierre, von dort Bergbahn oder Auto nach Crans-Montana
Transferzeit: Ab Genf circa 2,5 Stunden mit Auto oder Zug, ab Zürich rund 3 Stunden
Zimmerpreis pro Nacht: Circa 680 Euro (“Terrace Room”) bis circa 4000 Euro (“Three-Bedroom Terrace Suite”). “Four Bedroom Chalet”: Preis auf Anfrage.
Besondere Empfehlung: Der "Lac de l'Étang Long" ist ein idyllischer Bergsee mitten im Ort, im Sommer perfekt für einen Spaziergang oder für einen Sundowner in einer der Bars am Ufer.
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel-Rankings im deutschsprachigen Raum die-101-besten.com ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Quelle: ntv.de