Nichts für die Kleinen Krebserregend: Warnung vor Fencheltee für Babys
18.10.2023, 11:40 Uhr Artikel anhören
Bei Erwachsenen steht einem maßvollen Konsum nichts im Wege.
(Foto: imago images/imagebroker)
Fencheltee wird bei Verdauungsbeschwerden wie leichten Magen-Darm-Krämpfen, Völlegefühl oder Blähungen eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Infolgedessen wird er gerne Babys und Kleinkindern bei entsprechenden Beschwerden eingetrichtert. Was aber tunlichst unterlassen werden sollte.
Das Verabreichen von Fencheltee ist zur Behandlung von Blähungen und Bauchschmerzen bei Säuglingen und Kleinkindern weitverbreitet. Fenchelsamen enthalten ätherisches Öl, das Verdauungsbeschwerden lindern soll. Abgesehen davon, dass eine Wirksamkeit nicht bewiesen ist, enthält Fenchel den krebserregenden Stoff Estragol, der dem Tee seinen Anis-Geruch verleiht.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR) warnte bereits 2002 vor dem in Fencheltee enthaltenden Estragol in Lebensmitteln. Vor allem bei Babys und Kleinkindern sollte deshalb auf den Tee verzichtet werden. Im Zuge der Diskussion über die Sicherheit von Tee-Zubereitungen, die Estragol enthalten, liegt nun eine aktuelle Bewertung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) vor. Diese zeigt, dass vor allem sehr hohe Dosen von Estragol "hepatotoxisch" sind, so die EMA, diese können also Leberkrebs verursachen.
Warnung gilt für Babys, Kleinkinder und Schwangere
Bei der aktuellen Veröffentlichung handelt es sich um eine wissenschaftliche Richtlinie des Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) der EMA vom Mai 2023. In dieser Aufarbeitung wurde anhand von Tierversuchen mit sehr hohen Dosen von Estragol eine Hepatokanzerogenität in zahlreichen Studien nachgewiesen. Dies ist insofern trotz dieser hohen Dosen von Bedeutung, als der tatsächliche Gehalt von Estragol in Fencheltees außerordentlich stark schwanken kann.
Das HMPC hatte erstmals bereits im Jahr 2007 festgestellt, dass Arzneimittel auf der Basis von süßem Fenchel erst ab einem Alter von vier Jahren angewandt werden sollen. Für Kinder unter vier Jahren werden diese Arzneimittel nicht empfohlen, da für die sichere Anwendung in dieser Altersgruppe keine ausreichenden Informationen vorliegen.
Kindern von vier bis elf Jahren sollte Fencheltee demnach nur "sehr zurückhaltend" verabreicht werden. Zudem sollte bedacht werden, dass Fenchel auch in einzelnen Babynahrungsmitteln in Breiform enthalten ist, was die Bestimmung der erreichten beziehungsweise erreichbaren Tagesdosis erschwert. Auch stillenden Müttern wird abgeraten, fenchelhaltige Produkte zu konsumieren.
Quelle: ntv.de, awi