Warentest prüft Policen Preisunterschiede bis zu 500 Prozent bei Hausratversicherungen
15.05.2024, 14:57 Uhr Artikel anhören
Wer seinen Versicherungsvertrag schon lange hat, sollte unbedingt die Bedingungen prüfen.
(Foto: imago/Jochen Tack)
Bei Brand- oder Wasserschäden, Einbruch oder anderem Ungemach hilft eine Hausratversicherung. Warentest hat 253 Tarife von 89 Anbietern untersucht. Die Prämienunterschiede sind enorm. Vergleichen und wechseln lohnt also.
Grundsätzlich gilt: Je wertvoller die Wohnungseinrichtung, desto sinnvoller ist eine Hausratversicherung. Etwa nach einem Einbruch zahlt die Versicherung die Wiederbeschaffungskosten für gestohlene Gegenstände und übernimmt die Kosten für die Reparatur von aufgebrochenen Fenstern und Türen. Zudem schützt sie bei Brand, Raub, Blitzschlag, Leitungswasserschäden sowie Sturm und Hagel. Dazu gibt es Erweiterungen, die zusätzlich kosten - zum Beispiel eine Versicherung gegen Glasbruch, gegen Fahrraddiebstahl oder den Einschluss von Elementarschäden wie Starkregen. Eine Hausratversicherung ist keine Pflichtversicherung. Mit ihr können Mieter und Eigentümer ihre Besitztümer innerhalb der eigenen vier Wände schützen.
Allerdings sollte, wer eine Hausratversicherung sucht, sorgfältig Preise und Leistungen vergleichen. Denn die Prämienunterschiede können enorm sein, wie eine aktuelle Untersuchung von "Finanztest" zeigt. Dahingehend geprüft wurden 253 Tarife von 89 Anbietern - darunter die Allianz, ARAG, HUK24, Signal Iduna, Schleswiger und Württembergische.
Verglichen wurden die Tarife für einen Modellfall einer 100-Quadratmeter-Wohnung im zweiten Stock an einem teuren und einem günstigen Standort. Ergebnis: Die Preise und Leistungen für die Policen gehen weit auseinander. Teure Tarife kosten mehr als sechs Mal so viel wie günstige. Letztere mit umfangreichem Schutz gibt es schon ab 38 Euro. Am gleichen Ort kostet der teuerste Tarif mit ähnlichem Leistungsumfang 229 Euro. Wie teuer die Versicherung ist, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Wohnort und Versicherungswert. Je höher das Einbruchsrisiko, desto teurer die Hausratversicherung.
Grobe Fahrlässigkeit ausschließen
Warentest empfiehlt deshalb nur Tarife mit dem kompletten Einschluss grober Fahrlässigkeit. Versicherer sollten die Entschädigung nicht kürzen dürfen, wenn ein Kunde grob fahrlässig gehandelt hat. Denn mit diesem Vorwurf gegenüber Versicherten sind einige Anbieter schnell bei der Hand. Dafür reicht unter Umständen, dass ein Fenster angekippt war, die Tür nur einmal abgeschlossen oder der Herd nicht ausgeschaltet wurde. Vor allem Kunden, die schon seit langer Zeit eine Hausratversicherung haben, sollten ihren Vertrag prüfen, denn oft sind Fälle grober Fahrlässigkeit nicht oder nicht voll abgedeckt.
Derart zu empfehlen sind unter anderem der sehr günstige Tarif "Top" des Versicherers Schleswiger. Die Police ist ohne weitere Naturgefahren für 38 Euro am günstigsten Ort (Ingolstadt) zu haben. Mit weiteren Naturgefahren sind es hier 52 Euro. Am teuersten Ort (Bremerhaven) sind es 69 beziehungsweise 83 Euro.
Ebenfalls günstig ist der "Silber"-Tarif von Alteos. Hier werden jährlich 51, 80, 74 beziehungsweise 104 Euro fällig. Oder auch der "Premium T22" von Degenia. Er schlägt mit 43, 70, 91 beziehungsweise 118 Euro zu Buche.
Unterversicherung vermeiden
Ungeachtet dessen sollten Versicherte den Wert ihres Hausrats alle paar Jahre überschlagen und gegebenenfalls die Versicherungssumme anpassen. Zum Hausrat zählen alle beweglichen Dinge wie Möbel, Elektrogeräte, Kleidung und Wertgegenstände samt Bargeld. Ansonsten kann eine Unterversicherung drohen. Im Schadensfall kann die Versicherung dann prozentuale Abzüge bei der Schadensregulierung vornehmen. Und zwar unabhängig davon, wie hoch der Schaden ist, der gemeldet wird. Ist der Hausrat beispielsweise mit bis zu 50.000 Euro versichert und der Kunde macht einen Schaden von 10.000 Euro geltend, ein Prüfer der Versicherung stellt aber fest, dass der Hausrat einen Wert von 100.000 Euro hat, wird der Schaden nur zur Hälfte beglichen, weil eine Unterversicherung von 50 Prozent vorlag.
Um den Wert des Hausrats zu prüfen, gibt es zwei Möglichkeiten. Die einfachste ist, den Wert pauschal nach der Wohnfläche festzulegen. Die Versicherer schlagen hierzu meist vor, 650 Euro pro Quadratmeter zu veranschlagen. Wer allerdings eine kleine Wohnung mit vielen Wertsachen hat oder umgekehrt ein großes Haus, aber wenig Inventar, sollte den Wert besser individuell bestimmen.
Quelle: ntv.de, awi