Hamburg & Schleswig-Holstein Neues Angebot: Am Telefon grünen Bunker in Hamburg erkunden
10.10.2025, 05:33 Uhr
Das Projekt "Bei Anruf Kultur" richtet sich an Menschen, die Lust auf Kunst und Kultur haben, aber sie nicht erleben können, etwa weil sie geh- oder sehbehindert sind. Nun können sie auch hoch hinaus.
Hamburg (dpa/lno) - Der begrünte Bunker in Hamburg lockt jeden Monat tausende Menschen an. Mit einem neuen Angebot des Projektes "Bei Anruf Kultur" kann der Flakbunker am Heiligengeistfeld nun auch ausschließlich hörend erkundet werden. Damit sei eines der ambitioniertesten Architekturprojekte Deutschlands auch für Menschen zugänglich, die nicht vor Ort sein oder den 560 Meter langen Bergpfad erklimmen können, sagte Projektleiterin Melanie Wölwer. Ein erstes Angebot sei schnell ausgebucht gewesen.
Inklusives Angebot am Telefon
Aufgrund der hohen Nachfrage ist Ende Oktober eine zusätzliche Führung in das kostenlose Angebot des Projektes aufgenommen worden. Mitmachen ist nur nach einer Anmeldung möglich.
In der Regel können sich pro Führung bis zu 15 Menschen in eine etwa einstündige Führung einwählen und mehr über Kunstausstellungen, besondere Orte und Ähnliches erfahren. Bundesweit vermitteln mehr als 110 Kultureinrichtungen über "Bei Anruf Kultur" ihre Inhalte - von der Museumsinsel in Berlin über die Staatsgalerie Stuttgart und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bis hin zu Goethes Gartenhaus in Weimar.
Das kostenlose Angebot von "Bei Anruf Kultur" richtet sich an Menschen, die Kultur live erleben möchten, das aber aus verschiedensten Gründen nicht können; weil sie etwa sehbehindert oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sich den Besuch nicht leisten können oder sich in großen Gruppen unwohl fühlen.
Projekt ist auf Spenden angewiesen
Das inklusive Projekt "Bei Anruf Kultur" hat der Hamburger Blinden- und Sehbehindertenverein mit Partnern während der Corona-Pandemie 2021 ins Leben gerufen. Es wird zum Teil finanziert durch Geld von Aktion Mensch und der Kulturbehörde Hamburg, für den Rest ist es auch auf Spenden angewiesen.
Der ursprünglich 38 Meter hohe Flakbunker, der 1942 von Zwangsarbeitern errichtet wurde, war zuletzt um fünf weitere Etagen auf 58 Meter erhöht und mit Tausenden Pflanzen begrünt worden. Die Kosten lagen nach jüngsten Angaben bei rund 110 Millionen Euro. In dem Bau, der im Zweiten Weltkrieg Schutzbunker für bis zu 25.000 Menschen war, befinden sich unter anderem ein Hotel und gastronomische Angebote.
Auf die öffentliche Dachterrasse kommt man über einen Weg, der an der Fassade des Bunkers entlang spiralförmig nach oben führt. Rund 23.000 Pflanzen, Sträucher und Büsche säumen ihn und stehen auf der Dachterrasse. Seit Sommer 2024 ist der Bunker begehbar. Allein im ersten Jahr haben etwa 2,3 Millionen Menschen den "Aufstieg" gewagt. An manchen Tagen waren es mehr 20.000.
Quelle: dpa