Hessen Hessens Chöre kämpfen mit Überalterung und Mitgliederschwund
27.09.2025, 04:02 Uhr
Hessische Chöre auf Stimmensuche: Viele Chöre in Hessen kämpfen mit zu wenigen Mitgliedern.
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Chöre in Hessen haben ein Problem mit zu wenig Mitgliedern und Überalterung. "Ich sehe, dass sich Chöre auflösen, weil einfach die Mitglieder wegsterben", sagte Carsten Wikinger, Vizepräsident des Hessischen Chorverbands. Viele der Gesangsvereine befänden sich an einem Kipppunkt, an dem sie sich selbst nicht mehr richtig organisieren könnten. Abhilfe könnten neue, junge Mitglieder schaffen, doch diese hätten meistens wenig Interesse an Chören, sagte er.
Beim Hessischen Sängerbund sieht man die Schwierigkeiten nicht ganz so drastisch. "Viele denken hier sofort an Nachwuchs- und Mitgliedermangel, und das trifft auf manche Chöre auch zu", sagte eine Sprecherin. Man sehe allerdings zugleich, "dass sich zwar einige traditionelle, ältere Chöre auflösen, dafür aber neue Ensembles entstehen – und diese haben oft eine erstaunlich große Mitgliederzahl". Chöre mit mehr als 40 Singenden seien inzwischen keine Seltenheit: "Die größte Herausforderung liegt weniger im Singen selbst als vielmehr in der Nachwuchsgewinnung für das Ehrenamt und die Vereinsarbeit."
Beschwerdechor sieht Mitgliederschwund
Beim Frankfurter Beschwerdechor würden zwar regelmäßig genug Leute zum Singen kommen, dennoch spüre man den Mitgliederschwund – vor allem seit der Coronapandemie. "Andere Vereine haben auch mit solchen Problemen zu kämpfen, Chöre gehören da halt einfach dazu", sagte Phillip Höhler, musikalischer Leiter des Gesangsvereins.
"Es gibt nur wenige kostengünstige Möglichkeiten, so ein Erlebnis zu haben wie mit Chören", betonte Höhler. Denn jeder habe eine Stimme, viel mehr müsse man nicht mitbringen. Diese Stimmen nutzt der etwas ausgefallene Chor im Sinne seines Namens: zum Beschweren. Der Chor singt "Lieder mit Spotcharakter", sagte Höhler. Diese seien häufig, aber nicht ausschließlich von politischem Charakter.
Um den Problemen der Chöre entgegenzuwirken, ruft der Deutsche Chorverband jedes Jahr zur "Woche der offenen Chöre" auf. Bei dieser Aktionswoche kann jeder ohne Anmeldung in die Chorproben gehen. Carsten Wikinger ist skeptisch über die Erfolgsaussichten: "In der Vergangenheit war der Erfolg für unseren Chor praktisch null".
Quelle: dpa