Direktflüge für Trekkingtouristen? Nepal bekommt einen neuen Flughafen
14.04.2016, 08:24 Uhr
Trekkintouren im Himalaya: Hier der Ausblick von den Hügeln bei Syangboche auf den Mount Everest im Osten Nepals.
(Foto: REUTERS)
Die höchste Berge der Welt sind aus der Luft nur schwer zu erreichen: Wer Achttausender wie die Annapurna mit eigenen Augen sehen will, muss bislang noch den Weg durch den chronisch überlasteten Airport von Kathmandu finden. Das könnte sich bald ändern.
Nepal bekommt einen neuen internationalen Flughafen im Touristenzentrum Pokhara im Westen des Landes. Bisher gab es in dem Himalaya-Land nur ein großes Drehkreuz für den Luftverkehr, den Tribhuvan International Airport in Kathmandu. Der Hauptstadtflughafen hatte sich in den Wochen und Monaten nach dem verheerenden Erdbeben im vergangenen Jahr als Nadelöhr erwiesen. Nepal ist auf Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen.
Maschinen mit Helfern und Hilfsgütern für die Opfer konnten zum Teil nicht landen und mussten umgeleitet werden. Die Regierung des Himalaya-Staats hatte sich daraufhin zu einem Neubau entschlossen. Die Eröffnung des neuen Flughafens sei im Jahr 2020 geplant, berichteten nepalesische Medien.
Eröffnung in vier Jahren?
Das Geld für den 183 Millionen Euro teuren Flughafen kommt aus China: Eine chinesische Staatsbank gibt Nepal, das zu den 20 ärmsten Ländern der Welt gehört, einen Viertel des Betrages als zinsfreies Darlehen. Für drei Viertel muss Kathmandu zwei Prozent Zinsen zahlen - im aktuellen Zinsumfeld in Asien sind das vergleichsweise günstige Konditionen.
Nepals Premierminister K.P. Sharma Oli persönlich legte den Grundstein für den Flughafen. Für ihn ist der Baubeginn auch ein persönlicher Erfolg: Der Regierungschef hatte den Deal jüngst während einer Chinareise eingefädelt. Die Regierung in Peking will bis 2020 zudem eine Zugstrecke aus dem eigenen Land bis in den buddhistischen Wallfahrtsort Lumbini in Nepal bauen. Die neue Trasse durch unwegsames Gelände dürfte den wirtschaftlichen Austausch fördern und neben Pilgern und Touristen auch massenhaft chinesische Importwaren nach Nepal bringen.
Mit dem Jet bis zur Annapurna
Der Standort des neuen Großflughafens verrät viel über die wirtschaftspolitischen Absichten hinter dem Projekt: Pokhara ist Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkingtouren, darunter die legendäre Annapurna-Runde. Der Achttausender liegt Luftlinie nur rund 40 Kilometer von Pokhara entfernt. In der 300.000-Einwohner-Stadt gibt es bisher nur einen Regionalflughafen, der nur von kleineren Maschinen angeflogen werden kann. Da das Gelände im dicht besiedelten Stadtgebiet liegt und ein Ausbau kaum möglich wäre, wurde im Südosten der Stadt bereits eine neue, großzügiger bemessene Piste angelegt.
Trekking-Tourismus ist insbesondere bei Reisenden aus dem westlichen Ausland sehr beliebt. Die sportlich und kulturell interessierten Touristen sichern in vielen strukturschwachen Regionen Nepals unzählige vergleichsweise gut bezahlte Arbeitsplätze und tragen auch massenhaft Devisen ins Land. Die Einnahmen werden nicht zuletzt auch beim Wiederaufbau der durch das schwere Erdbeben zerstörten Infrastruktur des Landes dringend benötigt.
Die 2500 Meter langen Start- und Landebahn des neuen Flughafens Pokhara sollen in Zukunft auch größere Verkehrsflugzeuge ansteuern können: Piste und Terminalanlagen seien ausgelegt für Mittelstreckenjets wie etwa vom Typ Boeing 737 und 757 sowie Airbus 320, die teils auch auf Langstreckenflügen eingesetzt werden können. Welche Fluggesellschaften den neuen Flughafen anfliegen werden, ist noch offen. Denkbar wären Direktflüge von großen Drehkreuzen wie etwa Dubai, Delhi oder Mumbai.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa