Sport

"Ziele massiv gefährdet" DOSB wütet gegen Sport-Reformpläne des Bundes

Mit dem geplanten Sportfördergesetz soll dem Medaillenschwund in den olympischen Sportarten auf Sicht entgegengewirkt werden.

Mit dem geplanten Sportfördergesetz soll dem Medaillenschwund in den olympischen Sportarten auf Sicht entgegengewirkt werden.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Der Spitzensport in Deutschland steckt in der Krise, darüber herrscht Einigkeit zwischen dem Dachverband des deutschen Sports und Bundesinnenministerium. Doch bei den Mitteln, um diese zu überwinden, kommt es zum Krach: Die Pläne des Ministeriums machen DOSB-Chef Thomas Weikert fassungslos.

Ende der Eintracht, der DOSB attackiert seinen Geldgeber: Der BMI-Referentenentwurf zum lange angekündigten Sportfördergesetz "gefährdet die Ziele der Leistungssportreform", teilte der Dachverband des deutschen Sports mit - und prangerte eine "Verschlechterung zum Status quo" an, sollten die Pläne genauso umgesetzt werden.

Das 52-seitige Papier ging am heutigen Freitag in die Ressort-Abstimmung. Für den DOSB - dem die Fördermittel letztlich den Weg ebnen sollen, um bei Olympischen Sommerspielen unter die erfolgreichsten fünf Nationen zurückzukehren und bei Winterspielen unter den Top drei zu bleiben - enthält dieser Entwurf "deutliche Umsetzungsschwächen bei den Themen 'Unabhängigkeit der Agentur', 'Kooperation zwischen Politik und Sport auf Augenhöhe' sowie Bürokratieabbau".

Man stelle "ernüchtert" fest, dass das Bundesministerium des Innern "nach über zwei Jahren gemeinsamer intensiver Arbeit an einer Reform des Leistungssports und der Spitzensportförderung die bisher vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem organisierten Sport infrage stellt."

Angst vor noch mehr Bürokratie im Spitzensport

Knackpunkt: Laut dem Entwurf hat der Bund an entscheidender Stelle das letzte Wort bei grundsätzlichen Fragen der Mittelvergabe. In Paragraf 18, Absatz 1 heißt es: "Die Stiftung ist eine Stiftung des Bundes, an deren Finanzierung sich zu Beginn ausschließlich der Bund beteiligt. Deshalb verfügt der Bund über die Hälfte der Stimmrechte und hat bei Stimmengleichheit das Entscheidungsrecht".

Der Referentenentwurf sei "wenige Monate vor den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris eine herbe Enttäuschung für die Athletinnen und Athleten und für den gesamten organisierten Sport in Deutschland nicht akzeptabel", erklärt DOSB-Präsident Thomas Weikert: "Statt wie vereinbart mit einer flexibleren und weniger bürokratischen Förderung und Steuerung des Spitzensports die existierenden Verkrustungen und Hemmnisse für den Erfolg von Athlet*innen zu beseitigen, wird der Status quo durch die neue Agentur institutionalisiert."

Zudem drohe mit der "Einbeziehung des Bundesverwaltungsamtes in den Zuwendungsprozess eine Fortführung der überbordenden Verwaltungsprozesse", die derzeit bereits "die Spitzenverbände von der Konzentration auf die Arbeit" mit den Aktiven abhielten, teilte der DOSB mit.

Wie unabhängig ist die geplante Agentur?

Mit dem geplanten Sportfördergesetz soll dem Medaillenschwund in den Olympischen Sportarten auf Sicht entgegengewirkt werden, bei den Sommerspielen in Tokio 2021 war Deutschland nur Neunter im Medaillenspiegel mit nur zehnmal Gold. Der Niedergang seit den ersten Nach-Wende-Spielen in Barcelona 1992 (Dritter, 33-mal Gold) ist allzu offensichtlich. Und bei aller Einigkeit über das Ziel scheint die Lösung äußerst schwierig.

Laut DOSB nämlich kann "von einer Unabhängigkeit der Agentur angesichts der ihr in diesem Entwurf durch den Bund angelegten Fesseln" nicht mehr gesprochen werden. Der Verband werde sich deshalb im "Interesse der Athlet*innen und des Spitzensports in Deutschland im weiteren Verfahren deutlich entgegenstellen."

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Das vereinbarte Ziel, die Spitzensportförderung einfacher und effizienter zu gestalten, sei massiv gefährdet, so der DOSB: "Da die Prozesse jedoch nicht verbessert und mit einer handlungsschwach angelegten Agentur nur ein weiterer Akteur zum bestehenden System hinzugefügt wird, ist der Entwurf aus Sicht des DOSB sogar eine Verschlechterung zum Status quo." Die Quintessenz des Dachverbandes: "Das Erreichen der sportlichen Zielstellungen und künftige Erfolge auf Spitzenniveau werden mit dem vorliegenden Entwurf massiv gefährdet."

Bei der Vorstellung des Konzepts im Rahmen der 48. Sportministerkonferenz (SMK) in Herzogenaurach im vergangenen September hatte noch Konsens zwischen Sport und Sportministerium geherrscht. Weikert schwärmte damals von einem "Meilenstein zur Weiterentwicklung des Leistungssportsystems in Deutschland". Nun nimmt sich der organisierte Sport nur noch als Junior-Partner wahr. Und rebelliert dagegen.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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