Sport

Doping-Vorwürfe vor WM in Peking Deutsche Athleten zeigen sich unbeeindruckt

Rechnen sich große Chancen aus: David Storl, Christina Schwanitz und Verbandspräsident Clemens Prokop (v.l.n.r.).

Rechnen sich große Chancen aus: David Storl, Christina Schwanitz und Verbandspräsident Clemens Prokop (v.l.n.r.).

(Foto: picture alliance / dpa)

Zum Start der Leichtathletik-WM zeigt sich das deutsche Team optimistisch und will gleich das erste Wettkampfwochenende vergolden. In Peking steht allerdings nicht der Sport, sondern ein ganz anderes Thema im Mittelpunkt. "Die sind doch eh alle gedopt!"

In Peking beginnt die Leichtathletik-Weltmeisterschaft, und die deutsche Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat das ganze Dilemma dieser Veranstaltung schon mal vorab in zwei Sätzen zusammengefasst. "Durch die Doping-Berichterstattung so kurz vorher haben die Leute erstmal gemerkt, dass es überhaupt wieder eine gibt. Allerdings denken die meisten jetzt auch: Die sind doch eh alle gedopt!", sagte die große Gold-Favoritin.

Tatsächlich hat es selbst in einer so Doping anfälligen Sportart wie der Leichtathletik nur selten eine große Meisterschaft gegeben, die schon vor ihrer Eröffnungsfeier derart vom Thema Leistungsmanipulation überlagert war. Superstar Usain Bolt etwa will seinen WM-Titel über 100 Meter verteidigen. Jeder seiner drei Hauptkonkurrenten Justin Gatlin, Tyson Gay (beide USA) und Asafa Powell (Jamaika) ist dabei schon mindestens einmal wegen Dopings gesperrt gewesen. Auch Doppel-Olympiasieger Mo Farah aus Großbritannien hatte eine deutlich erschwerte Vorbereitung auf den 10.000-Meter-Lauf. Im Mai waren in einer BBC-Dokumentation massive Doping-Vorwürfe gegen seinen Trainer Alberto Salazar erhoben worden.

Deutsche Athleten protestieren

Die Doping-Diskussionen bringen auch die deutsche Leichtathletik in eine schwierige Situation. Kaum jemand hat sich im Vorfeld dieser WM so nachdrücklich gegen den eigenen Weltverband und seine vermeintlich viel zu laxe Doping-Bekämpfung gestellt wie einige namhafte deutsche Athleten. Der in Peking fehlende Diskus-Olympiasieger Robert Harting und seine Freundin Julia Fischer drehten sogar ein Protest-Video gegen die IAAF.

"Ich bin nicht der Typ, der andere unter einen Generalverdacht stellt. Aber wer das tut, dürfte in den nächsten neun Tagen keinen großen Spaß haben, Leichtathletik zu gucken", sagte der zweifache Kugelstoß-Weltmeister David Storl. Spätestens mit Beginn der Wettkämpfe an diesem Wochenende müssen die Sportler versuchen, sich darauf zu konzentrieren, weshalb sie nach Peking geflogen sind: Schwanitz und Storl etwa wollen die ersten beiden Goldmedaillen für das deutsche Team holen. "Gleich der erste Tag ist ein sehr, sehr wichtiger Tag für uns. Wir werden dann zwölf Athleten am Start haben", sagte der deutsche Cheftrainer Idriss Gonschinska. Die amtierende Europameisterin und Weltjahresbeste Schwanitz geht als große Favoritin im Kugelstoß-Wettbewerb, der damit enden soll, "dass ich ganz oben stehen kann". Auch Carolin Schäfer gilt als Medaillenkandidatin im Siebenkampf. "Grundsätzlich wäre ein guter Auftakt ein Stimuli für die ganze Mannschaft", meinte Gonschinska.

Doping-Recherchen sind "Chance für unseren Sport"

Für Verbandspräsident Clemens Prokop haben die Tage in Peking dagegen schon einmal mit einer großen Enttäuschung begonnen. Er wurde nicht in das neue Council des Weltverbandes IAAF gewählt. Seitdem kursieren rund um das "Vogelnest"-Stadion Gerüchte, dass das auch mit den immer neuen Doping-Enthüllungen der ARD zu tun gehabt haben könnte - und dass sein Hauptkonkurrent bei dieser Wahl rechtzeitig noch einige teure Geschenke unter die Delegierten des IAAF-Kongresses gebracht habe.

Eigentlich, sagte Prokop, wolle er sich dazu nicht mehr äußern. "Aber wenn es daran gelegen haben sollte, dass ich keine Geschenke verteilt habe, dann bin ich stolz darauf, nicht gewählt worden zu sein", meinte er. "Und sollte es so sein, dass die Berichte in den deutschen Medien eine Rolle gespielt haben, dann bin ich stolz darauf, in einem Land zu leben, das eine starke und freie Presse hat, die solche Themen mit Nachdruck aufgreift." Die Doping-Recherchen der vergangenen Wochen seien keine "Kriegserklärung" gewesen, so wie das der künftige IAAF-Präsident Sebastian Coe formuliert hatte. Sie sind laut Prokop "eine Chance für unseren Sport, die Kritik aufzunehmen und Reformen anzugehen".

Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel, Andreas Schirmer, dpa

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