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EM-Finale in England oder Ungarn Die UEFA wird bekommen, was sie will

Respekt? Hat UEFA-Präsident Ceferin vermutlich nur vor sich selbst.

Respekt? Hat UEFA-Präsident Ceferin vermutlich nur vor sich selbst.

(Foto: picture alliance / empics)

Die UEFA erwartet, dass Großbritannien ihre Ehrengäste von den Corona-Regeln befreit. Noch ziert sich Premierminister Johnson mit Verweis auf die öffentliche Gesundheit. Bleibt er standhaft, könnte er das zweite Endspiel innerhalb weniger Wochen verlieren.

"Wir befinden uns in Gesprächen mit der UEFA und werden schauen, welche vernünftigen Vorkehrungen wir treffen können", hat der britische Premierminister Boris Johnson auf Berichte erwidert, wonach die UEFA London das EM-Finale kurzfristig entziehen könnte. "Aber die öffentliche Gesundheit muss Priorität haben."

Man darf gewiss daran zweifeln, wie ernst Johnson diese Zusicherung meint. Aber wenn das letzte Spiel der Fußball-Europameisterschaft in drei Wochen nicht im ungarischen Budapest stattfinden soll, muss die Gesundheit der englischen Bevölkerung in den Hintergrund rücken - ganz egal, ob es einen öffentlichen Aufschrei geben könnte.

Stein des Anstoßes? Die UEFA verlangt, dass sich ihre 2500 VIP-Gäste nach ihrer Ankunft in London frei bewegen dürfen. Das gilt für die beiden Halbfinalspiele am 6. und 7. Juli genauso wie für das Finale, das am 11. Juli im Wembley-Stadion stattfinden soll.

Bewegungsfreiheit für VIP-Gäste

Stand jetzt wäre uneingeschränkte Bewegungsfreiheit ausgeschlossen. Denn die britischen Corona-Regeln sehen für alle Gäste, die nicht aus einem Land der Grünen Liste einreisen, strenge Auflagen vor: Sie müssen schon vor der Abreise ein negatives Testergebnis vorlegen. Zwei weitere Tests müssen gebucht und bezahlt sein. Auf die darf man nach der Ankunft während der zehntägigen Pflicht-Quarantäne warten, die mit einem negativen Ergebnis am fünften Tag des Aufenthalts vorzeitig beendet werden kann.

Nun ist die Grüne Liste allerdings nur elf Staaten und Regionen lang und gespickt mit exotischen Orten wie der abgelegenen Atlantikinsel Tristan da Cunha. Sprich, die besonders wichtigen Funktionäre, Delegierten oder Sponsorenvertreter der UEFA kümmern sich am besten schon einmal um ihre drei Tests, wenn sie die Highlights der EM in London ohne Einschränkungen genießen wollen.

Oder auch nicht, denn der europäische Fußballverband wird nicht von seiner Position abrücken. Ganz egal, wie schlecht der Eindruck ist, der dadurch in der Öffentlichkeit entsteht. Das macht die UEFA nämlich nie, ihr Ruf ist ihr egal: Christian Eriksen stirbt beinahe auf dem Fußballplatz? Weiterspielen. Der Großsponsor ihrer ihrer Sportveranstaltung verkauft als Erfrischungsgetränk getarnten Zucker? Wehe, das wird kritisiert. Die Fußballer rennen mit Verdacht auf Gehirnerschütterung auf dem Platz herum? Kein Kommentar.

Ein Monat alter Präzedenzfall

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Das wird bei den Sonderregeln für die VIP-Gäste nicht anders sein. Denn den Präzedenzfall gibt es schon, das Champions-League-Finale im Mai. Das sollte ursprünglich in Istanbul stattfinden, musste wegen der katastrophalen Corona-Situation in der Türkei aber verlegt werden. Der perfekte Ersatz-Spielort? Das Londoner Wembley-Stadion. Mit Manchester City und dem FC Chelsea kamen beide Finalisten aus England, das Infektionsgeschehen auf der britischen war zum damaligen Zeitpunkt vorbildlich gering.

Den Zuschlag bekam stattdessen Porto. Denn die UEFA forderte Ausnahmeregeln und Bewegungsfreiheit für Delegierte, Journalisten, Medien und Ehrengäste. Eine Garantie für eine quarantänefreie Einreise wollte die britische Regierung aber nicht abgeben. Gibt sie nun nicht nach, wird auch das EM-Finale in einer anderen europäischen Metropole stattfinden.

Quelle: ntv.de

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