Sport

Streithähne führen Alba zum Sieg Erst bepöbelt, dann brillant

Sasa Obradovic und Alex Renfroe haben ihr "Kriegsbeil" offenbar begraben.

Sasa Obradovic und Alex Renfroe haben ihr "Kriegsbeil" offenbar begraben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Alba Berlin schmeißt Bayern München aus dem Pokal. Zwei Leute sind für den Erfolg besonders verantwortlich: Coach Sasa Obradovic und Spielmacher Alex Renfroe. Ausgerechnet Renfroe, der sich zuletzt beinahe mit seinem Coach geschlagen hätte.

Alba Berlin empfängt den FC Bayern München zum Pokal-Gipfel der Liga-Giganten. Das erste "Do-or-Die"-Spiel der Saison. Es geht um die Qualifikation für das "Final-Four"-Turnier in Oldenburg. In einem brutal intensiven, von höchster Verteidigungsqualität geprägten Spiel, behalten die Hauptstädter mit 74:69 knapp die Oberhand. Das ist sportlich natürlich die wichtigste Nachricht. Doch hat dieses Spiel in der Berliner O2-World viel mehr zu erzählen.

Der gebürtige Berliner Heiko Schaffartzik hat beim Alba-Publikum einen schweren Stand. Die Fans verzeihen ihm seinen Wechsel nach München nicht.

Der gebürtige Berliner Heiko Schaffartzik hat beim Alba-Publikum einen schweren Stand. Die Fans verzeihen ihm seinen Wechsel nach München nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Da wäre zum Beispiel das Duell des ehemaligen Alba-Spielmachers Heiko Schaffartzik gegen die immer noch enttäuschten und wütenden Berliner Fans. Den Wechsel nach München vor anderthalb Jahren können sie ihm einfach nicht verzeihen. Schmähplakate und ständiges Auspfeifen bei jeder Ballberührung sind ihre Protestmittel.

Da ist aber auch das Duell der serbischen Trainer. Der sehr emotionale Bayern-Coach Svetislav Pesic gegen seinen noch emotionaleren Ex-Spieler und Lehrling Sasa Obradovic. Zusammen sorgten die beiden 1995 mit dem Gewinn das Korac-Cups für den größten Erfolg in der Vereinshistorie. Und dann ist da noch ein Duell, ein ganz und gar ungewöhnliches: Sasa Obradovic gegen seinen Spielmacher Alex Renfroe.

Eskalation in der Auszeit

Der Serbe und der Amerikaner waren beim Ligaspiel gegen Oldenburg am vergangenen Sonntag in einer Auszeit heftig aneinandergeraten. Der kahlköpfige Coach, der in schöner Regelmäßigkeit technische Fouls wegen seiner ausgeprägten Mitteilungsfreude kassiert, hatte kein Verständnis für eine vergleichbare Aktion seines Spielmachers. Der Amerikaner war mit der Wortwahl seines Trainers offenbar nicht einverstanden und schüttelte daraufhin den Kopf. Es folgten eine kurze, aber intensive Pöbelei und ein paar unsanfte physische Begegnungen.

Nun also, drei Tage später, der nächste Auftritt der Albatrosse im Pokal gegen die von den Berliner Fans so verhassten Münchener. Der Vorfall soll das K.O.-Spiel nicht beeinflussen. Und so betonen beide: Alles gut. "Der Coach und ich haben über alles gesprochen.“ In der Situation sei es um Basketball gegangen, nichts Persönliches also. Trotzdem bleibt die große Frage: Hat die kleine interne Eskalation Spuren hinterlassen?

Renfroe musste im Pokalspiel gegen die Bayern zunächst auf der Bank Platz nehmen. Das ist nicht ungewöhnlich. Nach fünf Minuten gibt ihm der Serbe ein Zeichen. Renfroe kommt aufs Parkett und reißt das Spiel an sich. Doch zunächst findet der schmächtige Amerikaner keine Lösungen auf die aggressive Bayern-Defense. Und auch Obradovics taktische Vorgaben greifen in dieser Phase nicht. Berlin liegt zur Pause mit 31:38 zurück.

Doch mit Beginn des dritten Viertels ändert sich alles. Renfroe agiert plötzlich mit viel mehr Selbstvertrauen. Er setzt die Anweisungen seines Trainers jetzt perfekt um. Berlin kommt mit einer unglaublich intensiven Verteidigung, angeführt von Renfroe und Jamal McLean, immer besser ins Spiel. Der Spielmacher trifft seine Würfe, sammelt Rebounds, verteidigt mit maximaler Intensität, klaut Bälle und setzt seine Mitspieler in Szene - vor allem in der Crunchtime, in den letzten fünf Minuten liefert er überragend ab. 15 Punkte, 5 Rebounds, 6 Assists, 2 Steals - die Statistik weist am Ende ein ganz starkes Spiel für Renfroe aus.

Bei der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel wird Obradovic auf das Verhältnis zu seinem Spielmacher angesprochen. Natürlich. Er hat mit der Frage gerechnet. Der Serbe will sich nicht äußern: "No comment". Doch als das Mikrofon weitergereicht wird, nutzt Obradovic den Moment der Unruhe. Leise, mit einem süffisanten Lächeln schiebt er ganz nüchtern nach. "He was good."

Quelle: ntv.de

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