Massive Ausbreitung des Zika-Virus Experten fordern Olympia-Verlegung
28.05.2016, 01:18 Uhr
Sollen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro aufgrund der Zika-Epidemie verschoben oder gar abgesagt werden? Dutzende Wissenschaftler fordern genau das. Die Weltgesundheitsorganisation hält das jedoch für ziemlich sinnfrei.
Wegen der besorgniserregenden Ausbreitung Zika-Virus in Brasilien drängt eine Gruppe von 150 internationalen Ärzten und Wissenschaftlern auf eine Verlegung oder Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August). Die Spiele wie geplant auszutragen, wäre "unverantwortlich" und "unethisch", hieß es in einem offenen Brief der Mediziner an die Weltgesundheitsorganisation WHO. Zu den Unterzeichnern gehören 151 Experten von Universitäten und Gesundheitszentren in 29 Ländern. Verfasst wurde der Brief von Amir Attaran von der Universität Ottawa, Arthur Caplan und Lee Igel von der Universität New York und Christopher Gaffney von der Universität Zürich.
"Unsere vornehmliche Sorge gilt der globalen Gesundheit. Der brasilianische Zika-Stamm gefährdet die Gesundheit in einer Art und Weise, welche die Wissenschaft vorher noch nicht beobachtet hat", schrieb die Gruppe: "Es ist ein unnötiges Risiko, wenn 500.000 Touristen aus aller Welt die Spiele besuchen, sich womöglich mit dem Virus infizieren und ihn mit nach Hause nehmen, wo er endemisch werden kann. Vor allem in armen, bislang nicht betroffenen Ländern in Südasien oder Afrika könnte riesiges Leid entstehen."
Absage beeinflusst Ausbreitung nicht
Die WHO sprach einer solchen Maßnahme wenig später allerdings die Sinnhaftigkeit ab. Eine Verlegung oder Verschiebung der Spiele würde die Ausbreitung des Virus "nicht signifikant beeinflussen", hieß es in der Mitteilung: "Brasilien ist eines von fast 60 Ländern, die momentan die Übertragung des Virus durch Moskitos melden. Die Menschen bereisen diese Länder aus einer Vielzahl von Gründen. Die beste Möglichkeit, das Ansteckungsrisiko zu minimieren, ist, die Reisehinweise zu beachten."
Bislang wird lediglich Schwangeren davon abgeraten, in die betroffenen Gebiete zu reisen. Das von der Stechmücke Aedes aegypti übertragene Virus steht im Verdacht, bei Föten zu schweren Schädelmissbildungen zu führen. Symptome sind leichtes Fieber, rote Augen und Ausschlag. Der Erreger wird über Mückenstiche und möglicherweise auch beim Geschlechtsverkehr übertragen.
Laut letztem WHO-Zika-Report vom 4. Mai ist der Krankheitserreger in 57 Ländern und Hoheitsgebieten aktiv, 37 davon auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent. Brasiliens Gesundheitsbehörde vermeldete in ihrem jüngsten epidemiologischen Bericht 91.387 Verdachtsfälle im Jahr 2016, ein Drittel davon bereits bestätigt. Mit 25.930 wahrscheinlich auf den Virus zurückzuführenden Erkrankungen ist das Bundesland Rio de Janeiro nationaler Spitzenreiter.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa/rts