"Episches" Duell James vs. Curry Lakers schocken Champion im ersten Machtkampf
03.05.2023, 08:26 Uhr
LeBron James (rechts) und seine Los Angeles Lakers besiegten Stephen Curry und die Golden State Warriors.
(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)
Golden State Warriors gegen Los Angeles Lakers, Stephen Curry gegen LeBron James: Das Duell der NBA-Legenden ist viel mehr als ein Playoff-Spiel. In den USA spielen sie verrückt, denn es geht um Vermächtnis und letzte Chancen. Der erste Machtkampf wird direkt der "Wahnsinn".
Am Ende wird es dramatisch. Natürlich. Selbst die Basketballgötter hätten das Drehbuch nicht besser schreiben können. Wie soll es auch sonst sein, wenn zwei NBA-Superstars aufeinanderprallen. Zwei Legenden. LeBron James gewinnt mit seinen Los Angeles Lakers beim Titelverteidiger Golden State Warriors mit Stephen Curry 117:112 im ersten Spiel des Halbfinals in der Western Conference. Während vor allem Anthony Davis überragt, spielt auch Dennis Schröder eine Hauptrolle. Mit zwei eiskalt versenkten Freiwürfen 2,7 Sekunden vor dem Ende sichert der deutsche Nationalspieler dem Team aus Hollywood den Sieg.
Endlich läuft er heiß. Darauf haben die 18.064 Fans im völlig elektrisierten Chase Center in San Francisco, Kalifornien gewartet. Steph Curry versenkt im vierten Viertel einen seiner unnachahmlichen Dreier zum 95:99 aus der Sicht seiner Warriors, nachdem der beste Dreipunkt-Schütze der NBA-Geschichte in dem vorherigen Viertel weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Doch LeBron James antwortet direkt mit einem dominanten Zug zum Korb. Jetzt ist es endlich das Duell der Ikonen, das sich die Zuschauerinnen und Zuschauer erhofft hatten.
Denn alle Augen in den USA sind auf diese Partie gerichtet. Drama, Spektakel, ein historisches Duell: Der Titelverteidiger gegen das größte und glamouröseste Team im Westen der NBA. San Francisco gegen Hollywood. Warriors gegen Lakers. Experten erwarten höhere Einschaltquoten als bei den späteren Finals und allen Beobachtern ist klar: Dies ist keine einfache Playoff-Serie. Hier geht es um ein Kräftemessen der Legenden. Um Vermächtnis. Um Dominanz. Um Ausrufezeichen.
Seit der Geburt miteinander verwoben
Es werde "episch", hatte Draymond Green angekündigt. "Erwarten Sie nicht weniger als einen Klassiker", prophezeite der US-TV-Sender ESPN. Das liegt natürlich vor allem an zwei Superstars. Zwei der Größten des Basketballsports überhaupt. Die beiden besten Spieler dieser Generation kämpfen gegeneinander um einen Platz im Finale der Western Conference. Der 38-jährige James, der insgesamt die meisten Punkte der Geschichte sowohl in der NBA als auch in den Playoffs erzielt hat, ist vierfacher NBA-Champion, nachdem er mit Miami, Cleveland und den Lakers Titel gewonnen hat. Curry hat mit Klay Thompson und Draymond Green mit den Warriors in den vergangenen acht Jahren vier Ringe gewonnen.
Man kann nicht über die Größe eines der beiden sprechen, ohne den anderen zu erwähnen. Gar schon seit der Geburt sind die Wege der beiden Ikonen für immer miteinander verwoben. Im Akron General Medical Center in Ohio wird 1984 ein gewisser LeBron James geboren, der später zu einem der besten Basketballer der Welt aufsteigen soll. Nur vier Jahre später kommt in diesem Krankenhaus auch der beste Werfer in der Geschichte des Sports, Stephen Curry, zur Welt. Nun ist das epische Duell, das die NBA in den späten 2010er Jahren dominierte (viermal hintereinander hieß es Warriors gegen Cleveland; dreimal siegte Curry; einmal siegte James, mit dem Comeback aller Comebacks, als er nach vier Spielen mit 1:3 ins Hintertreffen geraten war und doch noch den Titel holte), wieder da.
Ein "Wahnsinnsspiel"
Zurück ins Spiel. Die Lakers liegen zu Beginn des Viertels mit zwölf Punkten in Front, aber Golden State dreht auf. Vor allem dank Curry. Der 35-jährige Spielmacher antwortet auf einen weiten Zweier von James mit einem Korbleger samt Foul und setzt Sekunden danach mit einem Gegenstoß seinen "Splash-Bruder" Thompson, dessen Vater auf dem Parkett stand, als die Warriors 1991 zum letzten Mal in den Playoffs auf eine Lakers-Mannschaft trafen, in Szene: Mit einem Dreier verkürzen die Warriors ihren Rückstand auf 104-112. Noch fünf Minuten sind zu spielen. Es knistert in der Halle. Jeder merkt: Hier ist noch nichts entschieden.
Curry will das Fass mit einem spektakulären Zug zum Korb zum Überlaufen bringen, aber James blockt ihn noch spektakulärer. Während die Fans in Los Angeles ausrasten, raufen sie sich in der Halle die Haare. Im nächsten direkten Duell mit James behält diesmal Curry die Oberhand. Anschließend krönt der Point-Guard einen 14:0-Lauf mit einem unglaublichen Dreier zum 112:112 anderthalb Minuten vor dem Ende. "The magic of Stephen Curry", ist Kommentator Brian Anderson im US-Sender TNT ganz außer sich.
Aber weil in den letzten Sekunden der abgeklärte James einen Freiwurf und der coole Schröder zwei davon verwandelt und dazu einen wichtigen Rebound holt, reißen die Lakers den dramatischen Sieg im wichtigen ersten Spiel doch noch an sich. Der Heimvorteil der Warriors, die die gesamte Saison über auswärts unerklärlich schwach aufspielten, er ist damit wieder futsch.
Vor allem triumphiert Los Angeles aber, weil Anthony Davis das gesamte Spiel über dominiert wie ein Shaquille O'Neal in seinen besten Lakers-Tagen. "AD" überragt schon zur Halbzeit mit einem Double-Double, 23 Punkte und elf Rebounds, was er vorher noch nie in den Playoffs schaffte. Am Ende stehen auf seinem Konto außerordentliche 30 Punkte, 23 Rebounds, fünf Assists und vier Blocks. Davis ist der Schlüssel für die Lakers in dieser Serie, weil er offensiv von dem dafür zu kleinen Warriors-Team nicht zu stoppen ist. Auch wenn James natürlich der größere Name ist, das Team aus Los Angeles gehört mittlerweile dem 208 Zentimeter großen Riesen in der Mitte.
"Wir können in diesem Gebäude gewinnen", erklärt ein glücklicher Davis nach der Partie. "Das stärkt unser Selbstvertrauen." Die Warriors könne man aber nie ganz in Schach halten und man sei gewarnt für den weiteren Verlauf der Serie. "Sie hören nicht auf, sich zu bewegen, es ist wie bei einem Leichtathletik-Event", sagt der Power Forward. Der stets engen, rasanten und spannenden Partie mit vielen Führungswechseln gibt er das Prädikat "Wahnsinnsspiel".
Geht um viel mehr als den Finaleinzug
Besonders Davis' Defensive macht an diesem Abend in San Francisco den Unterschied. Auch die Abwehrleistung von Jarred Vanderbilt ist spektakulär. Die Lakers geben dem aggressiven Forward zu Recht stets die gleichen Minuten wie Curry, den er über drei Viertel abmeldet. Die Lakers legen sich auf drei Dinge fest: Angriff über die Zone zum Korb, Rebounds und schnelles Zurücklaufen, damit sie sich defensiv gut aufstellen können. Die Warriors kommen nur äußerst selten zu Punkten am Ring und müssen trotz Currys 27 und Thompsons 25 Punkten sowie einer weitaus besseren Dreierquote (knapp 40 Prozent) als die Lakers (LA trifft zwischenzeitlich nur 12,5 und am Ende 24 Prozent von draußen) das erste Spiel aus der Hand geben.
Das liegt auch an einem starken Schröder. Ab dem zweiten Viertel wird er immer aktiver. Erst trifft der Nationalspieler einen Sprungwurf, dann klaut er direkt danach den Ball von Curry und volledelt per Korbleger zur ersten Führung seiner Lakers. Mit 14 Zählern hat Schröder die zweitmeisten der Lakers in der ersten Hälfte, am Ende sind es 19. Vor allem an der Freiwurflinie überzeugt er. Auch dort gewinnen die Lakers die Partie: Schröder versenkt mit den zwei wichtigen ganz am Schluss neun von zehn Versuche an der Linie und sein Team trifft insgesamt 25-mal, während die gesamten Warriors es nur auf fünf verwandelte Freiwürfe (sechs Versuche) bringen.
Als "wild und unterhaltsam" ordnet der TV-Sender TNT das Duell der Legenden ein. Die Basketballgötter meinen es gut mit den Fans und schicken neben einem soliden James (22 Punkte, elf Rebounds, fünf Assists), dem am Ende heiß laufenden Curry auch den überragenden Davis aufs Parkett. Und so entscheidet ein anderer den ersten Machtkampf der Ikonen. Sechs weitere Kraftproben könnten folgen und das Vermächtnis von "King" James oder "Chef" Curry ausbauen.
Denn selbst wenn LeBron James weiterhin übermenschlich für sein Alter spielt: Viele Chancen, den alten Rivalen in einer Playoff-Serie zu schlagen und eine Möglichkeit auf den Titelgewinn zu erhaschen, wird er nicht mehr haben. Und auch wenn die Berichte über das Ende der Warriors-Ära stark übertrieben sind, die Truppe könnte nach dieser Saison auseinanderfallen wegen alternden Superstars und hohen Gehältern. Am Ende geht es bei Lakers gegen Warriors um viel mehr als den Einzug ins Finale der Western Conference. 1:0 für James und Hollywood.
Quelle: ntv.de