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Olympia ohne Russland Moskau ermittelt gegen Doping-Enthüller

Gregori Rodschenkow ist in die USA geflüchtet (Archivbild).

Gregori Rodschenkow ist in die USA geflüchtet (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Russland steht unter Schock: Olympia 2016 wird ohne Leichtathleten aus dem Land stattfinden. Die Justiz ermittelt nun gegen Gregori Rodschenkow - den Mann, der Manipulationen bei Dopingkontrollen in Sotschi enthüllt hatte.

Einen Tag nach dem Olympia-Aus für Russlands Leichtathletik hat die Justiz in Moskau Ermittlungen gegen Whistleblower Gregori Rodschenkow wegen Machtmissbrauchs eingeleitet. Das Verfahren gegen den im Vormonat in die USA geflüchteten Ex-Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors bestätigte das staatliche Untersuchungskomitee.

Rodschenkow hatte im Mai öffentlich schwere Vorwürfe gegen die verantwortlichen Stellen seines Heimatlandes wegen der Manipulation von Dopingkontrollen bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi erhoben. Demnach sollen die Gastgeber die Dopingkontrollen mehrerer Dutzend russischer Athleten, darunter 15 Medaillengewinner, gegen garantiert negative Urinproben vertauscht haben.

"Rodschenkow versucht, durch seine Behauptungen eigene Versäumnisse und persönliches Fehlverhalten zu vertuschen. Sein Verhalten hat den gesetzlich geschützten Interessen des russischen Staates großen Schaden zugefügt und die russische Anti-Doping-Politik diskreditiert", erklärten die Ermittler in einer offiziellen Mitteilung. Einzelne Athleten, die nachweisen können, nicht ins russische Doping-System involviert zu sein, könnten unter neutraler Flagge starten.

IOC will Entscheidung prüfen

Russlands Leichtathletik-Verband Rusaf bleibt aufgrund einer Entscheidung des Weltverbandes IAAF auf unbestimmte Zeit und damit auch für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) gesperrt. Zur Begründung für die Maßnahme führt die IAAF systematisches Doping in Russland an. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will sich am kommenden Dienstag bei einem Treffen in Lausanne mit der Entscheidung befassen.

IOC-Vizepräsident John Coates glaubt jedoch nicht, dass das Gremium den Ausschluss der russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio aufheben wird. Die Entscheidung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF werde zwar geprüft, aber eine mögliche Aufhebung des Sperre "würde mich sehr, sehr überraschen", sagte der Australier. "Es ist das Recht eines internationalen Verbandes, einen nationalen Verband zu sperren, und ich denke nicht, dass wir das alles umwerfen werden."

Großbritannien: Russland hat selbst Schuld

Der Chef des britischen Leichtathletik-Verbandes Ed Warner hat unterdessen die Suspendierung der russischen Athleten von den Olympischen Spielen begrüßt. Die Russen hätten selbst Schuld, sagte er dem Sender BBC. "Hätten sie sich gebeugt, als sie im vergangenen November erstmals suspendiert worden waren, wären sie vielleicht bei Olympia in Rio dabei. Aber sie haben viel zu viel Zeit damit verbracht, andere zu beschuldigen und haben das Ausmaß der Korruption in ihrem eigenen Sport nicht erkannt."

Das IOC werde nun unter großem Druck stehen, nachzugeben und Russland doch noch zuzulassen. "Ich hoffe aber ernsthaft, dass sie das nicht tun." Denn saubere Athleten seien über viele Jahre hinweg von einem "systematischen, staatlich unterstützten Betrug" hintergangen worden.

Quelle: ntv.de, fma/sid/dpa

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