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Draisaitl und Co bleiben daheim NHL verbietet ihren Superstars Olympia

Connor McDavid und Leon Draisaitl werden nicht bei Olympia um Medaillen kämpfen.

Connor McDavid und Leon Draisaitl werden nicht bei Olympia um Medaillen kämpfen.

(Foto: imago images/Icon SMI)

Die Entscheidung hat sich längst abgezeichnet, nun steht sie fest: Kein Spieler aus der bedeutendsten Eishockey-Liga der Welt wird an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen. Für das deutsche Team bedeutet das den Ausfall von Superstar Leon Draisaitl. Doch die DEB-Auswahl könnte profitieren.

Die Olympischen Winterspiele in Peking finden ohne die Eishockey-Profis aus der nordamerikanischen NHL statt. Wie der Weltverband IIHF mitteilte, informierte sowohl die Liga als auch die Spielervereinigung darüber. Somit wird das deutsche Team wie schon 2018 ohne seinen Star Leon Draisaitl auskommen müssen. Die US-Entscheidung fällt auf die Corona-Krise zurück, aufgrund der die NHL bisher 50 Spiele verschieben und die Weihnachtspause zwei Tage früher als geplant beginnen musste. Die Spiele von Peking finden vom 4. bis 20. Februar statt.

"Es ist gut, jetzt eine endgültige Entscheidung zu haben, um unsere gesamten Planungen rund um die Mannschaft voranzubringen. Natürlich ist es gerade für unsere Deutschen in der NHL sehr schade, weil sie unbedingt bei Olympia dabei sein wollten", sagte Bundestrainer Toni Söderholm. Für Weltverbands-Präsident Luc Tardif war es "ein Schock, wie Covid-19 den Spielplan der NHL praktisch über Nacht beeinträchtigt hat".

NHL-Commissioner Gary Bettman bedauerte, dass die Liga keine Spieler zu ihren Nationalmannschaften lässt: "Wir wissen die Bemühungen des Internationalen Olympischen Komitees, des Internationalen Eishockey-Verbandes und des Pekinger Organisationskomitees um die Aufnahme von NHL-Spielern sehr zu schätzen, aber die derzeitigen Umstände haben es uns trotz aller Bemühungen unmöglich gemacht, weiterzumachen." In der für die Olympia-Teilnahme vorgesehenen NHL-Pause vom 6. bis 22. Februar würden nun Nachholtermine angesetzt.

Draisaitl hätte gerne bei Olympia gespielt. "Es ist sehr schade, dass die NHL-Spieler nicht zu den Olympischen Spielen reisen werden. Ich hätte dort sehr gerne für Deutschland auf dem Eis gestanden. Ein Olympisches Turnier mit den besten Spielern der Welt wäre etwas Besonderes gewesen", erklärte der 26-Jährige. Er sei sich aber sicher, dass die Nationalmannschaft auch ohne NHL-Spieler wieder ein sehr gutes Turnier spielen wird. "Das hat sie ja sowohl bei den letzten Weltmeisterschaften als auch bei den letzten Olympischen Spielen bereits eindrucksvoll getan", sagte er. "Auf jeden Fall wünsche ich den Jungs viel Erfolg und werden ihnen die Daumen drücken."

Draisaitl muss weiter warten

Angesichts der prekären Lage in der Pandemie war das Spielgeschehen in der NHL in den vergangenen Tagen immer mehr zum Erliegen gekommen. Zunächst waren einzelne Teams wegen Corona-Ausbrüchen aus dem Spielbetrieb genommen worden, dann wurden täglich mehrere Spiele abgesagt und schließlich auch Reisen von US-Teams nach Kanada und umgekehrt als Vorsichtsmaßnahmen untersagt. So wurde der Druck immer größer, die eigentlich vorgesehene zusätzliche Olympia-Spielpause im Februar aufrechtzuerhalten.

Etliche Spieler hatten zudem bereits ihre Sorge vor den Maßnahmen in China im Fall einer Infektion geäußert. Zunächst stand für diesen Fall gar eine mehrwöchige Quarantäne in Peking für die betroffenen Spieler im Raum. "Ich bin natürlich noch immer der Typ, der zu den Olympischen Spielen will, aber wir wollen auch sicherstellen, dass es für alle sicher ist, für alle Athleten und nicht nur für Eishockey-Spieler", hatte etwa der aktuell als weltweit bester Spieler geltende Connor McDavid von Draisaitls Edmonton Oilers gesagt. Der 24-Jährige muss damit weiter auf seine erste Olympia-Teilnahme warten.

Das gilt auch für NHL-Topstar Draisaitl oder Weltklasse-Keeper Philipp Grubauer von Seattle Kraken, die Olympia entgegengefiebert hatten. "Das ist das Größte, was du als Sportler erreichen kannst. Das gilt für uns NHL-Spieler genauso wie für andere Sportler, da denkt niemand anders, jeder will zu Olympia", hatte Draisaitl gesagt. 2018 hatte er wie auch die anderen deutschen NHL-Cracks die sensationelle deutsche Silbermedaille unter Bundestrainer Marco Sturm nur aus der Ferne verfolgen können.

Deutsches Team könnte profitieren

In Pyeongchang hatte sich die NHL erstmals seit ihrem Olympia-Debüt 1998 in Nagano geweigert, für die Winterspiele die Saison zu unterbrechen. Zu unbedeutend erschien der Markt in Südkorea. Ein fataler Irrtum, wie sich vor allem auch an der Blamage Kanadas zeigte. Das Mutterland des Eishockeys wurde im Halbfinale von Deutschland im "Jahrhundertspiel" vom Eis gefegt und beim 3:4 teilweise vorgeführt. Eigentlich schien dieser Irrtum korrigiert, doch Corona lässt die NHL-Cracks nun erneut außen vor. Obwohl Deutschland unter anderen in Draisaitl, Grubauer und dem aufstrebenden Top-Neuling Moritz Seider (Detroit) auch auf Weltklasse verzichten muss und zudem außerhalb der NHL deutlich weniger Top-Profis als andere Nationen hat, dürfte die neue Situation die deutschen Chancen nicht schmälern.

Schon 2018 profitierte der Deutsche Eishockey-Bund vom Fehlen vieler der weltbesten Spieler. Sturms Nachfolger Toni Söderholm etablierte das deutsche Team anschließend endgültig in der erweiterten Weltspitze und plante zudem seit einiger Zeit bereits zweigleisig: "Einmal mit und einmal ohne NHL-Spieler", berichtete der Finne zuletzt. "Wenn Plan A nicht greift, gibt es eben Plan B."

Ob alle Nationen ebenfalls schon länger mit zwei Kadern planten, ist zweifelhaft. Ex-Bundestrainer Sturm jedenfalls frohlockte bereits. "Egal ob es ein russisches oder kanadisches Team ist, ich sehe niemanden, der deutlich besser ist als wir", sagte der aktuelle Assistenzcoach der Los Angeles Kings der "Augsburger Allgemeinen". "Gerade ohne die NHL-Spieler wäre bei einem solchen Turnier wieder alles möglich."

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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