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Präparate von der Dopingliste US-Stars vor Rio im Medikamentenrausch?

Der nächste Schatten auf Olympia.

Der nächste Schatten auf Olympia.

(Foto: dpa)

Mehrere Spitzensportler aus den USA sollen sich vor den Olympischen Spielen in Rio spontan Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beschafft haben, die auf der Dopingliste stehen. Das will die Hackergruppe Fancy Bears herausgefunden haben.

Etliche US-Spitzensportler sollen sich noch kurz vor den Olympischen Spielen in Rio Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beschafft haben, die auf der Dopingliste stehen. Dabei soll es zu vielen Verstößen gegen die Einhaltung der Anmeldefrist gekommen sein. Einen entsprechenden E-Mail-Verkehr zwischen Mitarbeitern der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada spielte die mutmaßlich russische Hackergruppe Fancy Bears dem "Spiegel" zu. Namen von Top-Athleten wurden nicht genannt.

Noch sechs Wochen vor Beginn der Spiele sollen demnach viele Athleten auf einmal und nicht fristgerecht so genannte TUEs beantragt haben. TUE steht für Therapeutic Use Exemption. Dabei handelt es sich um Ausnahmegenehmigungen, die von kranken Athleten angefordert werden können. Das System steht in der Kritik, weil auch gesunde Spitzensportler die Medikamente beantragen, die auf der Dopingliste stehen.

"Ich nehme an, ich soll das bearbeiten?"

"Es hört nicht auf", soll Usada-Mitarbeiterin Shelly Rodemer in einer E-Mail geschrieben haben. "Ich bekomme Anträge für ADHS/Prednison-TUEs von Leichtathleten und Schwimmern, die zurzeit bei Ausscheidungskämpfen für die Olympischen Spiele sind. Ich nehme an, dass ich die Anträge trotzdem bearbeiten werde, obwohl die Wettbewerbe schon begonnen haben, oder?", soll es in der Mail geheißen haben.

Usada-Mitarbeiter Matthew Fedoruk hatte bereits im Januar Alarm geschlagen, dass sich die meisten Athleten nicht an die Fristen halten würden. Nach Vorgaben der Welt-Anti-Doping-Agentur müssen TUEs mindestens 30 Tage vor Einnahme des Medikaments beantragt werden. "In der Realität ist es so, dass wir viele Anträge von Athleten erhalten, die bereits damit begonnen haben, ein Medikament zu nehmen, das im Wettkampf verboten ist", schrieb Fedoruk. Usada-Sprecher Ryan Madden teilt dem "Spiegel" mit, die Agentur würde jeden TUE-Antrag "mit Strenge" bearbeiten.

Die Anträge nahmen zuletzt enorm zu. 2015 gab es laut Wada 1330 Ausnahmegenehmigungen, 2014 waren es noch 897. Die Hackergruppe Fancy Bears hatte im September bereits Namen von über 100 Athleten veröffentlicht, die Ausnahmegenehmigungen erhalten haben. Dazu zählten die Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins und Christopher Froome sowie die Tennisstars Serena und Venus Williams.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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