Sport als Instrument Wada-Bericht: Putin grollt und will reagieren
18.07.2016, 19:36 Uhr
Sportsfreund Putin: Es ist kein Platz für Doping im Sport. Die Wada sieht in Russland indes überaus viel Platz für Doping im Sport.
(Foto: picture alliance / dpa)
Doping soll nach einem Bericht der Wada in Russland flächendeckend betrieben werden - und staatlich gesteuert sein. Dem Land droht der Ausschluss von den Olympischen Spielen. Ein Szenario das Präsident Wladimir Putin an die 80er-Jahre erinnert.
Wladimir Putin hat nach den Wada-Vorwürfen erste Maßnahmen angekündigt. "Funktionäre, die in dem Bericht als direkt Beteiligte genannt werden, sollen bis zum Ende der Untersuchungen suspendiert werden", teilte der russische Präsident mit. Namen wurden indes nicht genannt. Zugleich forderte er von der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) mehr objektive und auf Fakten basierende Informationen. Die Agentur fordert inzwischen das Olympia-Aus für das Land.
Der sportbegeisterte Staatschef machte deutlich, dass Russland die Bedeutung der olympischen Bewegung verstehe und die olympischen Werte teile. Laut Putin habe Russland immer eine eindeutige Haltung gehabt: Es ist kein Platz für Doping im Sport. Die Wada hatte Russland zuvor in einem Bericht staatlich gelenktes Doping bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi vorgeworfen. Ferner gilt als erwiesen, dass im Zeitraum zwischen Ende 2011 und August 2015 Doping in Russland unter Mithilfe des Sportministeriums und des staatlichen Geheimdienstes FSB "gelenkt, kontrolliert und überwacht" wurde.
Putin kritisierte den Bericht als Rückfall in die 1980er-Jahre. Damals hatte zunächst der Westen 1980 die Sommerspiele in Moskau aufgrund politischer Spannungen boykottiert. Vier Jahre später hatte die UdSSR eine Teilnahme an den Spielen in Los Angeles abgesagt. Damals sei der Sport als Geisel genommen worden, sagte Putin einer Mitteilung des Kremls zufolge. "Jetzt beobachten wir einen gefährlichen Rückfall einer Einmischung der Politik in den Sport." Der Sport werde so zu einem Instrument geopolitischen Drucks.
Zugleich kritisierte Putin, dass der Wada-Bericht auf den Aussagen eines einzelnen Menschen mit einem "skandalösen Ruf" basiere. Damit spielte er auf den Whistleblower Grigori Rodschenkow an. Der frühere Anti-Doping-Funktionär hatte den Wada-Bericht ins Rollen gebracht. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach will am Dienstag erste Entscheidungen treffen.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/sid