Mercedes hakt "Fall Vettel" ab Hamilton schweigt, Lauda ätzt nicht mehr
05.07.2017, 11:48 Uhr
Reden mag er über Sebastian Vettel nicht: Lewis Hamilton.
(Foto: AP)
Der Rammstoß von Baku ist für die Verantwortlichen des Mercedes-Formel-1-Teams erledigt. Nach dem Rüffel des Weltverbands und dem "Sorry" von Übeltäter Vettel bemühen sich die Bosse um Gelassenheit. Unter Beobachtung bleibt der Ferrari-Star dennoch.
Lewis Hamilton schweigt beharrlich, für die Mercedes-Bosse ist der "Fall Vettel" jedoch erledigt. "Dieses Kapitel ist jetzt geschlossen", sagte Motorsportchef Toto Wolff zum Rammstoß von Baku und ergänzte: "Jede große Formel-1-Saison wird von einer großen Rivalität geprägt. Es ging ruhig los, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Rivalität härter und umstrittener werden würde." Auch Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda, der sich nach der hitzköpfigen Aktion des viermaligen Weltmeisters Vettel echauffiert hatte, gab nach dem Einlenken des Heppenheimers nach. "Ich hab kritisiert, dass er den Fehler nicht eingesehen hat. Jetzt hat er sich entschuldigt und damit ist der Vorfall für mich erledigt", sagte Lauda der "Bild".
Den Gnadenakt des Automobil-Weltverbandes FIA, der Vettel trotz der völlig unangemessenen Aktion nicht gesperrt, sondern lediglich gerüffelt hatte, wollten weder Wolff noch Lauda bewerten. Die Macher der Silberpfeile richten den Blick lieber wieder auf den Sport und damit auf den Großen Preis von Österreich (Sonntag, 14 Uhr bei RTL und im n-tv.de-Liveticker). Der Kurs in Spielberg war in der Vorjahren wie für Mercedes gemacht, da besonders viel Motorenleistung gefragt war. "Aber wir dürfen uns nicht auf unsere Erfolgsbilanz in Spielberg verlassen, denn das Reglement ist brandneu", sagte Wolff.
Für das Weltmeisterteam sei die erste Saison nach dem Titelgewinn des zurückgetretenen Nico Rosberg weiter ein Auf und Ab. "Beim Verständnis, wie wir die Leistung aus unserem Auto herausholen können, haben wir seit Monaco Fortschritte gemacht", sagte Wolff: "Es ist immer noch schwierig, es auf den Punkt hinzubekommen. Aber es gelingt uns regelmäßiger." Die Schwächen von Mercedes und die "Wiedergeburt" von Ferrari haben aus der "Formel Langeweile" wieder eine spannende Königsklasse gemacht. Die Fans kommen wieder auf ihre Kosten, die TV-Zuschauerzahlen steigen.
Hamilton will's klären - auf der Strecke
Dieser Trend soll anhalten. Einer der beiden wichtigsten Protagonisten für die Außenwirkung der Formel 1 ist Hamilton. Der Engländer lenkt seine volle Konzentration ebenfalls auf die Strecke. Der dreimalige Champion äußert sich dieser Tage in den sozialen Netzwerken höchstens zu seinen zu langen Haaren, zeigt ein paar Bilder von seinen Reisen oder sich selbst schwitzend beim Krafttraining. Aber eine Reaktion auf das milde FIA-Urteil? Fehlanzeige!
In der WM-Wertung ist Vizeweltmeister Hamilton vor dem neunten von 20 Saisonläufen weiterhin nur der Jäger. 14 Punkte beträgt der Rückstand des 32-Jährigen auf seinen zwei Jahre jüngeren deutschen Widersacher. Und niemand zweifelt ernsthaft daran, dass die mehrmaligen Champions auch in den Bergen der Alpenrepublik uneingeschränkt im Mittelpunkt stehen werden. Hamilton hatte in Baku nur den fünften Rang belegt und lag damit einen Platz hinter Vettel, der trotz seines wilden Angriffs sportlich nicht als Verlierer aus dem Rennen ging. Dafür fährt der Heppenheimer nun unter Bewährung und darf sich keine Fehler mehr leisten. Denn seine Sündenkartei steht derzeit bei neun Strafpunkten; erhöht sie sich auf zwölf, folgt automatisch eine Rennsperre.
Vettels Ausraster konnte der in Psychospielchen versierte Hamilton nach dem Grand Prix in Baku sogar einen positiven Aspekt abgewinnen und bewertete ihn als Einriss im Nervenkostüm des Deutschen: "Offensichtlich steht er unter Druck und es ist kein schlechtes Zeichen, wenn er so reagiert." Hamilton will die Fehde nun "auf der Strecke klären". Nach Spielberg reist der 56-malige Grand-Prix-Sieger, der in seiner Karriere elf Rennen mehr gewann als Vettel, mit einem kleinen psychologischen Vorteil. Er konnte das Heimrennen von Red Bull im Vorjahr gewinnen, während Vettel in Österreich noch nie auf dem Podest stand.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid