
Große Freude.
(Foto: IMAGO/Motorsport Images)
31 Rennen lang muss Mick Schumacher auf seine ersten Punkte in der Formel 1 warten, in Silverstone ist es so weit. Erstmals fährt der Haas-Pilot in die Top Ten. Ein "Meilenstein", den seine Familie vor Ort feiert. Einer, der sich für ihn auszahlen wird, prophezeit ntv-Motorsport-Experte Felix Görner.
Für einen kurzen Moment herrscht Enttäuschung in der Haas-Garage, ehe das Formel-1-Team in kollektiven Jubel ausbricht. Mick Schumacher hat seine ersten Punkte in der Motorsport-Königsklasse eingefahren. Als Achter gewinnt er vier Punkte beim Grand Prix von Silverstone, beinahe wäre es noch einer mehr gewesen.
Denn bis zur letzten Kurve kann das Team in der Garage des Rennstalls mitfiebern, als Schumacher versucht, noch auf Rang sieben zu fahren. Er duelliert sich dabei mit niemand Geringerem als dem aktuellen Weltmeister Max Verstappen. "Ich wollte noch mehr Punkte, an Max vorbei, es war knapper als erwartet", sagt der 23-Jährige nach dem Rennen. "Dann musste ich auch noch kurz durch den Dreck. Aber das gehört zum Racing dazu." Was er lapidar formuliert und hinnimmt, sorgte bei so manchem Zuschauer für Puls. "Ganz am Ende ist mir fast das Herz stehen geblieben, als er Max (Verstappen, Anm.d.Red.) überholen wollte. Ich dachte: Lass es, hol die Punkte nach Hause", sagt Ex-Pilot Timo Glock bei Sky.
"Das Duell mit Mick hat Spaß gemacht, ich kenne Mick schon lange, es war hart, aber schön, er wollte den siebten Platz holen, aber das war alles ganz fair", so Verstappen. Es ist dieser Ehrgeiz, der Schumacher auszeichnet. Dass er was draufhat, das ist bekannt, zuletzt aber werden die Kritiker immer lauter, die lamentieren und meinen, dass er es endlich auch mal zeigen müsse.
"Fantastischer Job"
Auch Haas-Teamchef Günther Steiner geht seinen Fahrer öffentlich an, das sorgt für interne Verstimmungen. Es war eine "Zerreißprobe", sagt ntv-Motorsport-Experte Felix Görner über den Zwist, bei dem beide darauf beharren, die Gegenseite habe sich nicht richtig verhalten. Doch Schumacher gelingt es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wie sein Vater kann er äußere Störfaktoren ausblenden, zieht Görner eine Parallele. "Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen" - den alten Spruch von Vater Michael beherrsche auch Mick, so der Experte. Und er ist sich sicher: Der Erfolg beruhigt den Ärger. So klingt es auch direkt bei Steiner, der über das Ergebnis sagt: "Das ist gut für Mick. Wir konnten es fast gar nicht glauben, was da passiert ist." Über Funk ist er der erste Gratulant: "Hallo Mick, fantastischer Job. Dankeschön. Jetzt geht es aufwärts wieder. Danke, fantastisch."
Denn nach einem missglückten Qualifying muss Schumacher von Platz 19 starten, hinter ihm steht nur noch Lance Stroll. Doch nach dem Horror-Crash von Guanyu Zhou im Alfa Romeo direkt nach dem Start, der anschließenden Unterbrechung von fast einer Stunde und dem Neustart arbeitet sich Schumacher Stück für Stück nach vorn. Sein Team hilft ebenfalls mit, als es ihm in der Safety-Car-Phase nach 40 Runden die weichen, schnelleren Reifen aufzieht und ihm damit erst die Möglichkeit gibt, noch mit Verstappen um Platz sieben zu kämpfen.
"Mich freut es auch für Mick, dass er seine ersten Punkte einfahren konnte", sagt Vettel, der an seinem 35. Geburtstag selbst als Neunter in die Punkte fährt. Direkt nach Abstellen der Autos umarmt er seinen Freund innig.
"Vater Michael wäre stolz auf ihn"
"Sein Vater Michael wäre stolz auf ihn", sagt Görner. Das vom Rekordweltmeister altbekannte Phänomen wird beim Rennen in Großbritannien auch beim Sohn deutlich: Die Familie hält extrem zusammen. Mutter Corinna und Schwester Gina gratulieren noch über den Funk. "Micky, ich bin megastolz auf dich. Mega gemacht, Schatz", sagt seine Mutter. Seine zwei Jahre ältere Schwester übergießt ihn kurz darauf im Sky-Interview mit Champagner. 31 Rennen in der Formel 1 musste Mick Schumacher auf diesen Erfolg warten. "Es hat lang genug gedauert", sagt er selbst.
"Silverstone wird er nicht vergessen, die ersten Punkte sind ein Meilenstein in seiner Karriere", ist sich Görner sicher. Er sehe aber auch schon "die neuen Ziele, auch wenn das mit dem Haas erstmal schwierig sein wird". Doch der Druck - auch von Teamchef Steiner - wird erstmal weniger werden, so Görner, niemand werde erwarten, dass Schumacher jedes Mal Punkte holt.
Und Silverstone ist auch ein "Schlüsselrennen" für Schumacher und Haas, prophezeit der ntv-Experte: das "Schlüsselrennen für die Vertragsverlängerung" nämlich. In der Sommerpause, die nur noch drei Rennen entfernt liegt, werde Steiner den Vertrag mit dem 23-Jährigen verlängern, Mick hat sein Cockpit auch in der kommenden Saison sicher, ist Görner überzeugt.
Denn die ersten Punkte, sie sind "nur ein Teilstück seiner Karriere. Diese Sisyphusarbeit, die er seit Saisonbeginn gemacht hat, hat jetzt zum ersten Mal Erfolg gehabt", so Görner. Für Mick Schumacher soll es jetzt erst so richtig losgehen. Die nächste Chance auf Punkte gibt es bereits am kommenden Wochenende. Dann steht der Große Preis von Österreich in Spielberg an.
Quelle: ntv.de