Wembley oder Ungarn, Hauptsache EM Andy Möller kehrt als Aufbauhelfer zurück

Andreas Möller, Europameister 1996

Andreas Möller, Europameister 1996

(Foto: imago/Sportfoto Rudel)

Vor zwei Jahrzehnten drosch Andreas Möller den letzten Elfmeter über David Seaman ins Netz und Deutschland gegen England ins EM-Finale. Jetzt kehrt der Welt- und Europameister als Co-Trainer auf die internationale Bühne zurück.

Den Coupe Henri-Delaunay, den er 1996 nach Oliver Bierhoffs Golden Goal gegen Tschechien in die Höhe stemmte, wird er diesmal aber nur aus der Ferne sehen. Denn Möller kommt als Aufbauhelfer einer zerfallenen Großmacht. Der zweimalige Vizeweltmeister Ungarn, den er als Assistent von Trainer Bernd Storck betreut, ist krasser Außenseiter in Frankreich. Eigentlich sogar Letzter im Teilnehmerfeld, wie der einstige Mittelfeld-Turbo herausgefunden hat - nach Marktwert.

Dennoch ist die Euro, die für ihn um 18 Uhr (im Liveticker bei n-tv.de) gegen Österreich beginnt, "eine tolle Geschichte, weil ich noch mal als Trainer zurückkomme" - zu seiner eigenen Überraschung. Sein langjähriger Dortmunder Teamkollege Storck, mit dem er 1989 den DFB-Pokal gewann, hatte ihn vor den Play-offs im November 2015 gegen Norwegen angesprochen, weil er "eine Vertrauensperson suchte".

Ungarn qualifizierte sich erstmals seit 44 Jahren für eine EM, "und aus dem Projekt für zwei Spiele wurde mehr". Möller, mittlerweile mit Vertrag bis 2018 ausgestattet, ist nicht nur der durchschnittliche Trainerassistent, der seinem Chef zur Hand geht. Er bringt die Erfahrung von drei WM- und zwei EM-Turnieren, vier internationalen Titeln, zwei deutschen Meisterschaften und vier DFB-Pokalsiegen mit.

Eine andere Epoche

Möllers "Aura und Ansprache an die Mannschaft" wollte Storck. Die Ungarn reagierten beeindruckt. "Was er alles schon gewonnen hat", sagt Bundesliga-Stürmer Adam Szalai: "Allein schon, dass ein international so erfahrener Spieler dabei ist, ist gut für uns." In dem Land, in dem noch immer Ferenc Puskas und die Goldene Elf von 1954 lange Schatten werfen, will das deutsche Trainerduo ein neues Kapitel Fußball-Geschichte aufschlagen. "Natürlich ist diese Mannschaft eine Legende, aber jetzt ist eine andere Epoche", sagt Möller.

Die erste EM-Teilnahme seit 1972 sieht er als große Chance: "In Ungarn ist eine Aufbruchstimmung zu spüren. Die Euro weckt das Interesse der Jugendlichen und Kinder. Es entwickeln sich neue Persönlichkeiten, die Spieler werden im Ausland bekannter." Mit der EM-Erfahrung und neuem Selbstbewusstsein, möglichst auch dem Wechsel der Leistungsträger in Europas große Ligen soll Ungarns Fußball aus der jahrzehntelangen Bedeutungslosigkeit herausfinden.

Und Möller selbst? Gelingt dem Welt- und Europameister, der zuvor nur den Oberligisten Viktoria Aschaffenburg trainierte, doch noch der Sprung ins Trainergeschäft? "Das ist vorstellbar", sagt er betont vorsichtig: "Aber es gibt keinen Plan, wo ich in fünf Jahren sein will." Wo er vor 20 Jahren war, weiß nicht nur David Seaman.

Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid

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