Toptorjäger ohne Torschuss "Miserabler" Kapitän Kane verärgert England
19.06.2021, 10:28 Uhr
Weiß Harry Kane noch, wo das Tor steht?
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Die englische Fußball-Nationalmannschaft stellt einen der talentiertesten Kader der EM. Doch auf die Auftakt-Euphorie folgt ein "frustrierendes" und mit Buhrufen garniertes Unentschieden im heimischen Wembley-Stadion gegen ebenso mutige wie limitierte Schotten. Haben sich die "Three Lions" mal wieder überschätzt? Die britische Presse jedenfalls hat einen großen Schwachpunkt ausgemacht: Kapitän Harry Kane, Superstar der Tottenham Hotspur und Torschützenkönig der Premier League, der nach zwei Spielen noch immer auf seinen ersten Torschuss wartet.
"No Kane do", titelt beispielsweise der "Guardian" in seiner Samstagsausgabe. Ein Wortspiel mit dem bekannten englischen Ausdruck "no can do", zu Deutsch: Das geht nicht. "In einer frustrierenden Nacht gegen stählerne Schotten zündet der Kapitän nicht", lautet das kurze Fazit.
Was ist gemeint? Nach zwei Gruppenspielen wartet der aktuelle Torschützenkönig der englischen Premier League noch immer auf seinen allerersten Torschuss. Er wirkt bemüht, aber "nicht fit", wie der "Guardian" schreibt. "Ist er nach einer langen Saison müde? Wie gegen Kroatien wurde er vor dem Abpfiff ausgewechselt."
Auch die "Sun" findet die bisherige Darbietung des englischen Kapitäns enttäuschend. "Three Lions in tristem Unentschieden ausgebuht, miserabler Kane ausgewechselt", fasst das Boulevardblatt das Spiel gegen Schottland zusammen: "England war erst nervös, dann panisch. Unsortiert, dann komplett chaotisch. Niemand hat einen kühlen Kopf bewahrt oder an sich selbst geglaubt. Und als Harry Kane 16 Minuten vor dem Ende vom Feld genommen wurde, war klar: Der Kapitän wird zu einem Problem für Trainer Gareth Southgate."
Ins gleiche Horn stößt "The Times". Die englische Mannschaft als Ganzes sei "so viel weniger als die Summe ihrer fantastischen Einzelteile. Das komplette Gegenteil von Schottland", schreibt die konservative Zeitung. "Harry Kane sah erschreckend schwach aus, Raheem Steerling konnte der entschlossenen schottischen Defensive nie entkommen."
Auch der "Independent" hat im zweiten Gruppenspiel eine "enttäuschende" englische Nationalmannschaft gesehen. "Ein legendäres Duell betont einige legendäre Schwächen von England bei großen Turnieren", analysiert die Zeitung. "Jetzt muss England das letzte Spiel gegen Tschechien gewinnen, um Gruppenerster zu werden - und zwar mit dem drohenden Problemfall Harry Kane."
Die altehrwürdige BBC kann dem Unentschieden gegen Schottland ebenfalls wenig Gutes abgewinnen, findet die Buhrufe der englischen Fans aber dennoch "einigermaßen übertrieben". "Niemand, am wenigsten Southgate, ist verblendet genug, um dieses Spiel schönzureden", heißt es im Spielbericht. "Aber im Großen und Ganzen hat England vor dem letzten Vorrundenspiel gegen Tschechien immer noch eine sehr gute Ausgangsposition: Ein Sieg und man beendet die Gruppe sicher auf Platz eins."
Wird Harry Kane die "Three Lions" im vorerst entscheidenden Gruppenspiel wieder als Kapitän auf den Platz führen? Wahrscheinlich. Oder auch nicht? Gareth Southgate jedenfalls weiß, dass der Torjäger von Tottenham bisher eine enttäuschende EM spielt. Nach dessen Auswechslung gegen Schottland habe England "mehr Energie" auf dem Platz gehabt, räumte der englische Nationaltrainer nach dem Abpfiff ein. "Uns haben Torschüsse gefehlt. Das müssen wir uns in den nächsten Tagen anschauen."
Quelle: ntv.de, chr