Die Sache mit Tim Borowski Schweinsteiger braucht Adrenalin

Wird wohl von Beginn an spielen: Bastian Schweinsteiger.

Wird wohl von Beginn an spielen: Bastian Schweinsteiger.

(Foto: dpa)

Wenn Bastian Schweinsteiger mit den anderen deutschen Fußballern versucht, gegen Italien das Endspiel der Europameisterschaft zu erreichen, dann vergisst er seine Schmerzen - und denkt an das Halbfinale der WM 2006 zurück. Denn da ist noch eine Rechnung offen.

Die Sache mit Tim Borowski geht ihm nicht aus dem Kopf. Sechs Jahre ist das jetzt her. Eine lange Zeit. Aber da sitzt nun am späten Nachmittag auf dem Podium bei der Pressekonferenz im Warschauer Nationalstadion und sagt: "Es war das einzige Spiel, das ich nicht von Anfang an gespielt habe." Bei der Weltmeisterschaft 2006, das war die Sache mit dem Sommermärchen, haben Deutschlands beste Fußballer zum bisher letzten Mal bei einem gespielt, in Dortmund, im Halbfinale. Sie haben verloren, mit 0:2 in der Verlängerung. Und Bastian Schweinsteiger, 21 Jahre jung, stand nicht in der Startelf.

Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte auf Tim Borowski gesetzt. Und Ko-Trainer hatte erklärt, warum. Bastian Schweinsteiger habe halt in den Partien zuvor bei dieser WM im eigenen Land nicht voll überzeugt. Er sei aber ein guter Joker. "Wenn er reinkommt, kann er das Spiel drehen." Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte, obwohl Bastian Schweinsteiger nach 72 Minuten Tim Borowskis Platz einnehmen durfte. Wie die Zeit vergeht. Tim Borowski, 32 Jahre alt, hat beim Bundesligisten Werder Bremen keinen neuen Vertrag bekommen. Ab dem 1. Juli ist er arbeitslos. Nach 236 Bundesligapartien und 33 Länderspielen. Besagtes Halbfinale gegen Italien war seine 27. Partie, danach kam er bis 2008 nur noch sechs Mal zum Einsatz.

Bastian Schweinsteiger hingegen hat die ganz große Karriere gemacht. Er hat den Schweini von 2006 hinter sich gelassen, ist beim FC Bayern und in 94 Spielen für Deutschland zu einer Persönlichkeit gereift, die die Kollegen auf dem Platz anleitet. Dazu gehört allerdings auch, dass er mit seinen Münchnern in dieser Saison dreimal nur Zweiter geworden ist, in der Meisterschaft, im nationalen Pokal und in der Champions League, wo er im einen Elfmeter vergab. Aber, das ist im Moment das Wichtigste, er steht heute Abend mit der DFB-Elf in der polnischen Hauptstadt im Halbfinale der Europameisterschaft. Wieder gegen Italien.

Einer, der mitdenkt, wissbegierig ist und nachfragt

Dieses Mal wird Bastian Schweinsteiger von Anfang an dabei sein. Und Joachim Löw erklärte auch, warum. "Bastian ist ein Spieler, der mitdenkt, der wissbegierig ist, der nachfragt, der sich wahnsinnig viele Gedanken macht, was die besten Lösungen für uns sind. Er ist unglaublich reif geworden." Dass der Mittelfeldspieler des FC Bayern beim 4:2 im Viertelfinale neben dem blendend aufgelegten Sami Khedira auf der Position vor der Abwehr nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen hat, ficht den Bundestrainer nicht an. Wie die Zeiten sich ändern. Bastian Schweinsteiger hat Kredit, mittlerweile. Er ist ja jetzt auch sechs Jahre älter. Und "für unsere Mannschaft wichtig, mit seiner Präsenz, seiner Ruhe am Ball, mit seiner Physis. Was Bastian gegen Griechenland ein bisschen abgegangen ist, war die Handlungsschnelligkeit in einigen Aktionen. Aber wir brauchen Bastian Schweinsteiger. Er ist ein emotionaler Leader".

Und als wolle der das flugs bestätigen, sagte Schweinsteiger das, was Manager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bereits zuvor nahezu wortgleich gesagt hatten: "Wir haben noch nie gewonnen gegen die Italiener in einem Turnier, deswegen ist es Zeit." Dass sein Sprunggelenk immer noch schmerzt, räumte er zwar ein, gab aber, ganz Anführer, zu Protokoll: "Ich bin zu hundert Prozent fit. Und ich habe das Gefühl, dass jetzt der Punkt gekommen ist, an dem wir auch den nächsten großen Gegner schlagen können. Wenn das Spiel anfängt, bist du so voller Adrenalin, dass du den Schmerz vergisst."

Fehlt nur noch ein Sieg gegen die Italiener, um dann am 1. Juli im Endspiel zu Kiew die Spanier herauszufordern. "Seit 2005 geht es stetig nach oben. Es fehlt noch die Krönung, aber wir kommen ihr immer näher." Und dann vergisst Bastian Schweinsteiger vielleicht sogar die Sache mit Tim Borowski. Der wird übrigens auf der Heimseite des SV Werder zitiert: "Von der Qualität her ist die deutsche Mannschaft besser. Deutschland ist für mich der Titelfavorit."

Quelle: ntv.de

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