Fußball-EM

"Box, Box, Box, Box, Box, Box" Strafraum, Freunde, es heißt Strafraum!

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Thomas Müller in der polnischen Box. Verzeihung... im polnischen Strafraum.

(Foto: imago/MIS)

Jetzt fängt also auch der Bundestrainer damit an. Gegen Polen seien zu wenig Leute "in der Box" gewesen, sagt Joachim Löw. Nun gut. Aber was heißt das bitte? Warum sollen plötzlich alle in die Box? Eine Hommage an die Bolzplatz-Rhetorik.

Ker, wat hätte ich früher eins auf die Mappe bekommen, wenn ich zu den Jungs auf der staubgrauen Asche gesagt hätte: "Hömma, falsche Neun, wenn der Pass von der flachen Vier kommt, dann musse aber auch ab inne Box, sonst kriechse keine Abschlusssituation." Wie das klingt ... Den Schlag auf die Rübe hätte ich absolut verdient, unabhängig davon, ob irgendeiner der Jungs verstanden hätte, was ich da eigentlich sagen wollte. Und daran hege ich ernsthafte Zweifel (nicht wegen der Jungs).

Fußball, das war einmal ziemlich einfach. Und auf unterklassigster Ebene ist es das wahrscheinlich immer noch. Die eiserne Grundregel: Vorne das Ding machen und hinten das Ding verhindern. Und wenn es schon im eigenen Netz einschlägt, dann bitte einmal weniger als beim Gegner. Kollektives Verschieben, den Raum deuten, ticki-tackern. Brauchten wir nicht. Bester Mann auf schlechtesten Gegner angesetzt, ein bisschen fummeln – und rummms. Viele werden das noch kennen.

Nun, so gewinnste freilich nur die ausgelobte Kiste Bier, nicht aber den EM- oder gar den WM-Titel. Und weil wir fußballerisch damals eher dem legendär-einfachen Kick-and-Rush folgten und den Ball nur selten zart und samtfüßig streichelten, sitzen wir nun hier und gucken zu, was Ronaldo, Iniesta und Co. mit dem Spielgerät so anstellen. Im Wissen, dass uns jegliche Nachahmung schwere muskuläre Verletzungen eingebracht hätte – oder 'ne saftige Ich-lass-mich-nich-verarschen-Grätsche vom Gegenspieler (mit gleichem muskulären Ergebnis).

Aber nicht nur die Spieler verzücken uns mit ihren Tricks, auch die Trainer und ihre Ideen taugen immer mehr zum Aha-Erlebnis. Obwohl wir sie kaum mehr verstehen. Sie, die eigentlich das gleiche wollen wie wir früher: Tore schießen, Tore verhindern. Sie sprechen mittlerweile von der flachen Vier, von der hängenden Neun, der falschen Neun, der richtigen Neun, vom Raum deuten – und sie sprechen jetzt, seit ein paar Wochen, immer öfter von der Box.

Freunde, macht was ihr wollt, tikitackert, taktiert und internationalisiert euch durch die Fußball-Welt, verkompliziert den Fußball bis es nicht mehr geht. Geschenkt. Aber tut uns einen Gefallen und sprecht bitte nicht mehr von der Box. Es heißt STRAFRAUM!

Quelle: ntv.de

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