Offensivspiel? Kein Grundproblem Kein Lahm, aber auch keine Panik

Entspannte Stimmung beim Trainer - und bei der DFB-Elf.

Entspannte Stimmung beim Trainer - und bei der DFB-Elf.

(Foto: dpa)

Bester Laune betritt Bundestrainer Joachim Löw das DFB-Pressezentrum. Es gilt zu reden. Über die Offensive, über Jéròme Boateng und den bevorstehenden Gruppensieg. Das Fazit: alles dufte. Nur einmal wird Löw wehmütig.

Was sagt der Bundestrainer?

 In den vergangenen Tagen hatte sich Bundestrainer Joachim Löw eher selten im DFB-Basecamp in Évian blicken lassen. Spieler, Co-Trainer – sie durften die Frage beantworten, die sich bei den Journalisten so angehäuft haben. Am Samstag aber, zu ungewohnt früher Stunde, kam der Chef selbst ins Pressezentrum. Extrem gut gelaunt und mit ebenso großem Redebedarf wie die Medienvertreter. Das zentrale Thema der 42-minütigen Unterredung: die deutsche Offensive. Kritisch betrachtet, gar als neue große Baustelle der Nationalmannschaft ausgemacht, widersprach Löw der öffentlichen Meinung vehement: "Klar, wir haben uns gegen Polen zu wenig Chancen erspielt. Aber ich sehe da jetzt kein Grundproblem. Normalerweise machen wir das ja besser." Dass Spieler wie Mesut Özil, Thomas Müller und Mario Götze derzeit nicht das zeigen, was ihr Potenzial hergibt? Kein Problem für Löw: "Sie werden schon noch kommen." Überhaupt war das Credo des 56-Jährigen (nicht wörtlich): "Beruhigt euch mal, wir haben einmal zu Null gespielt. Und welche Mannschaft hat denn bislang wirklich überzeugt? Keine. Titelrennen also völlig offen." Und überhaupt: "Jetzt gewinnen wir gegen Nordirland und werden Gruppensieger." Zweifel? Nicht beim Bundestrainer. Was indes auch wenig überraschend ist.

Wie ist der Krankenstand?

Nicht der Rede wert. Im Prinzip sind nämlich alle Spieler fit. Also müssen wir uns auch keine Sorge um Tatortreiniger, Chef-Kritiker und Führungsspieler Jéròme Boateng machen. Der hatte das Training am Freitag nämlich ausgesetzt und sich an der Hüfte behandeln lassen. Heute noch ein freier Tag, dann soll der aktuell wohl wichtigste Mann im Kader bereist am Sonntag wieder normal mit der Mannschaft trainieren. Seine heftige Blitzkritik nach dem Polen-Spiel nahm Löw übrigens mit Freude zur Kenntnis: "Ich fand es sehr gut, dass er die Dinge so angesprochen hat." Außerdem habe er ja nur das gesagt, was eh jeder sehen konnte. Ansonsten gelte zum Krankenstand noch Folgendes: Bastian Schweinsteiger ist nach wie vor auf einem sehr guten Weg, freut sich aber, wie alle anderen Spieler auch über Freizeit und Regeneration an diesem Samstag.

Mitarbeiter des Tages

Philipp Lahm. Das mag Sie jetzt vielleicht verwundern. Schließlich ist der doch gar nicht im Kader. Und nein, er war heute auch nicht (zumindest ist das nicht bekannt) in Évian. Dennoch war er Gesprächsthema. Weil er vermisst wird. Zwar beteuert der Bundestrainer, dass er in den vergangenen Tagen nicht an den Außenverteidiger des FC Bayern gedacht habe, als er dann aber über in so schwadronierte, war die Sehnsucht nach dem zurückgetretenen Weltmeister nicht zu überhören. "Einen Spieler wie Philipp Lahm haben wir derzeit nicht", sagte Löw. Einen Spieler, der defensiv und offensiv immer 100 Prozent gibt. Der einfach all das perfekt verkörpert, was die laut Löw anspruchsvollste Position im modernen Fußball, so einfordert. Als Kritik an Benedikt Höwedes, der die rechte Seite beackert, wollte der Bundestrainer das nicht verstanden wissen. Vielmehr gelte, dass sich in der Ausbildung in den U-Mannschaften wieder mehr gute Spieler trauen müssen, nach Außen zu wechseln. Problemzentrierter Lösungsvorschlag.

Was gibt’s sonst noch?

Die Youngster im Team, die möchte nämlich der eine oder andere gerne in die Startaufstellung des DFB-Teams schreiben. Entsprechend fleißig wurde nachgefragt, wie sich Joshua Kimmich, Julian Weigl und Leroy Sané denn so machen. Die kurze Zusammenfassung des Bundestrainers könnte so lauten: Gut, aber reicht nicht. In Löws Worten liest sich das so: "Sie bringen von den Voraussetzungen alles mit, sie machen das gut im Training. Aber man spürt schon: Es ist die Nationalmannschaft. Sie mussten sich an Tempo und Qualität erst gewöhnen." Auf die Frage, wann er sie denn möglicherweise mal einsetze, sagt der Chef-Übungsleiter folgendes: "Man muss den richtigen Zeitpunkt finden. Ein Spiel, wo es um so viel geht, ist eine besondere Drucksituation für die jungen Spieler." Am ehesten Hoffnung auf einen Einsatz darf sich, so die Interpretation von Löws Worten, wohl der Münchner Kimmich machen, über den Löw sagte: "Ich hätte auf keiner Position Bedenken, ihn zu bringen."

Quelle: ntv.de

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