Bayern stark, Leipzig dramatisch 19-Jähriger verzückt BVB und überrollt VfB
22.10.2022, 17:24 Uhr
Bellingham traf früh zur Führung für den BVB.
(Foto: dpa)
Gegen den VfB Stuttgart betreibt Borussia Dortmund eindrucksvolle Frustbewältigung. Der FC Augsburg bringt sich selbst um den vermeintlich sicheren Sieg gegen Leipzig. Der FC Bayern bezwingt Hoffenheim, während der SC Freiburg eine Reaktion auf die Klatsche von München zeigt.
SC Freiburg - Werder Bremen 2:0 (0:0)
Der SC Freiburg hat in der Fußball-Bundesliga seinen sechsten Saisonsieg gefeiert und bleibt Tabellenführer Union Berlin weiter auf den Fersen. Drei Tage nach dem kräfteraubenden Erfolg im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli (2:1 n.V.) setzte sich das Team von Trainer Christian Streich gegen ein dezimiertes Werder Bremen mit 2:0 (0:0) durch. Mit nun 21 Punkten aus elf Spielen liegt Freiburg zunächst nur zwei Zähler hinter Union, das allerdings am Sonntag nachlegen kann. Lukas Kübler (56.) und Vincenzo Grifo (80., Foulelfmeter) erzielten vor 34.700 Zuschauern im ausverkauften Europa-Park Stadion die Treffer. Bremens Kapitän Marco Friedl sah früh die Rote Karte wegen einer Notbremse (14.). Für Werder, das bei 15 Punkten bleibt, war es die erste Auswärtspleite in dieser Saison.
Freiburg versuchte direkt, die Kontrolle zu übernehmen und ließ Bremen kaum Zeit zum Spielaufbau. Doch auch der Sport-Club konnte sich in der Anfangsphase trotz mehr Ballbesitz keine nennenswerten Torchancen erspielen. In der 14. Minute sah Friedl dann Rot - nachdem sich Michael Gregoritsch am Verteidiger vorbeigespielt hatte, wusste sich der 24-Jährige nur mit einem Foul zu helfen. Der anschließende Freistoß aus knapp zwanzig Metern blieb zwar in der Mauer hängen, doch der Ball landete bei Kiliann Sildillia, der freistehend aus kürzester Distanz knapp links vorbeischoss (16.).
Bis zur Halbzeit waren die Freiburger, die viel über die Flügel probierten, tonangebend, aber nicht zwingender vor dem Tor. Den Breisgauern fehlte es an Ideen gegen tief stehende Bremer, die ihrerseits nur durch Amos Pieper einmal halbwegs gefährlich wurden (23.). Auch nach dem Seitenwechsel diktierten die Freiburger das Geschehen und gingen verdient in Führung. Küblers Schuss traf aus halbrechter Position ins lange Eck.
Wenig später hatte Gregoritsch die Vorentscheidung schon auf dem Fuß (67.), scheiterte aber völlig frei am stark parierenden Pavlenka. Während Freiburg von nun an auf das zweite Tor drängte (77.), waren die Bremer vor allem mit Abwehrarbeit beschäftigt - Grifo wurde dann spät gefoult und verwandelte den folgenden Elfmeter lässig.
Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg 2:2 (1:1)
Charaktertest bestanden, aber Befreiungsschlag verpasst: Bayer Leverkusen hat auf die jüngsten zwei Klatschen nicht mit einem Sieg geantwortet. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso kam gegen den überaus biederen VfL Wolfsburg in einem Spiel mit irren Wendungen trotz deutlicher Überlegenheit nicht über ein 2:2 (1:1) hinaus. Moussa Diaby, der zunächst einen Handelfmeter kläglich vergeben hatte (10.), brachte Bayer in der 17. Minute in Führung. Wolfsburg kam in der 28. Minute durch das Eigentor von Robert Andrich zum schmeichelhaften Ausgleich und ging durch Kapitän Maximilian Arnold (54., Foulelfmeter) gar in Führung. Jeremie Frimpong (76.) rettete Bayer wenigstens einen Punkt. Die Wölfe bauten ihre Mini-Serie auf fünf Pflichtspiele ohne Niederlage aus. Leverkusen verließ zumindest bis Sonntag die Abstiegszone.
Früh im Spiel erhielt Bayer die Mega-Chance zur Führung. Diaby dribbelte bis zur Grundlinie, seine Hereingabe wehrte Micky van de Ven mit der Hand ab. Der Bayer-Angreifer trat selbst an - und schoss deutlich am Tor vorbei. Leverkusen blieb vor 26.294 Zuschauenden, darunter Bundestrainer Hansi Flick, aber dran.
Wolfsburg war zunächst nur in der Defensive gebunden. Es war nicht das einzige Negative: Die Gäste hatten sich bei der Anreise einen Ignoranz- und Arroganz-Anfall geleistet. Der Klub bat um Entschuldigung und kündigte eine Aufarbeitung an.
Dem Leverkusener Zug zum Tor war die Wolfsburger Hintermannschaft in der 17. Minute nicht mehr gewachsen: Diaby spielte mit Schick-Vertreter Adam Hlozek einen simplen Doppelpass, lief allein auf Casteels zu und tunnelte den Belgier. In der 28. Minute wurde das frische Selbstvertrauen der Werkself allerdings auf eine Probe gestellt: Wolfsburg kombinierte sich erstmals halbwegs gefährlich nach vorn, die Hereingabe von Ridle Baku hätte aber wohl nichts eingebracht - wenn Andrich den Ball nicht ins eigene Tor geklärt hätte.
Wolfsburg nutzte humorlos die Verunsicherung des Gegners. Edmond Tapsoba foulte kurz nach der Pause Felix Nmecha im Strafraum, Arnold verwandelte trocken. Alonso wurde in seiner Coaching Zone immer emotionaler. Beim verdienten Ausgleich durch Frimpong jubelte er ausgelassen.
TSG Hoffenheim - FC Bayern München 0:2 (0:2)
Bayern München kommt immer besser in Fahrt und ist Spitzenreiter Union Berlin dicht auf die Pelle gerückt. Trotz prominenter Ausfälle gewann der Rekordmeister 2:0 (2:0) bei der TSG Hoffenheim. Damit liegen die Bayern zumindest bis Sonntag nur noch einen Punkt hinter Union. Jamal Musiala (17.) und der neue Torgarant Eric Maxim Choupo-Moting (38.) trafen für den Meister an der alten Wirkungsstätte von Trainer Julian Nagelsmann. Die Bayern reisen mit vier Pflichtspielsiegen im Rücken zur Champions-League-Partie am Mittwoch beim FC Barcelona um den früheren Münchner Stürmerstar Robert Lewandowski.
Die 30.150 Zuschauer in der ausverkauften Sinsheimer Arena sahen einen munteren Auftakt. Die Gastgeber gingen mutig zu Werke, der Ex-Hoffenheimer Serge Gnabry hatte aber die erste gute Chance für die Münchner (3.). Angetrieben von Joshua Kimmich und Musiala blieben die Gäste auch nach der Gnabry-Chance gefährlich. Die Führung schien nur eine Frage der Zeit. Die Hoffenheimer, bei denen der gesperrte Abwehrchef Kevin Vogt fehlte, hatten große Probleme mit dem Tempo der Bayern.
Die Führung fiel nach einer Ecke. Musiala schloss eine Kopfball-Verlängerung von Leon Goretzka gekonnt ab. Kurz darauf hätte Goretzka aus kurzer Distanz eigentlich nachlegen müssen, scheiterte aber an TSG-Torwart Oliver Baumann (20.). Die Hoffenheimer waren mit dem knappen Rückstand Mitte der ersten Hälfte gut bedient, da Baumann noch einmal gegen Gnabry retten musste (23.). Auf der Gegenseite prüfte Georginio Rutter Neuer-Vertreter Sven Ulreich (24.).
Das Tor Choupo-Motings nach Vorarbeit von Gnabry brachte die Überlegenheit der Bayern zum Ausdruck. Es war bereits der vierte Treffer des Mittelstürmers in den zurückliegenden drei Pflichtspielen. Danach ließen es die Münchner etwas schleifen. Ulreich musste gegen Rutter (40.) und Grischa Prömel (45.) retten. Einen Treffer hätten die Gastgeber, deren angeschlagener Stürmerstar Andrej Kramaric auf der Bank saß, vor der Pause verdient gehabt.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs verwalteten die Bayern ihre Führung. Es passierte kaum etwas vor beiden Toren, das Spiel schleppte sich dahin. In der 61. Minute kamen sowohl Mane als auch Kramaric. Die Münchner bettelten aufgrund ihrer Passivität ein wenig um ein Gegentor. Erst in der 71. Minute sorgte der eingewechselte Marcel Sabitzer wieder für Gefahr. Davor und danach hatten die Bayern bei einigen Situationen vor dem eigenen Tor Glück.
Borussia Dortmund - VfB Stuttgart 5:0 (3:0)
Angeführt vom überragenden Jude Bellingham hat Borussia Dortmund seine Ergebniskrise eindrucksvoll beendet und den ersten Erfolg seit vier Wochen gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic, die aus den vergangenen drei Spielen nur einen Punkt geholt hatte, bezwang den VfB Stuttgart verdient mit 5:0 (3:0) und festigte ihren Platz in der Spitzengruppe.
Der nimmermüde Antreiber Bellingham (2., 53.), Niklas Süle (13.), Giovanni Reyna (44.) und Youssoufa Moukoko (72.) trafen für die sehr effizienten Dortmunder, die spielerisch überzeugten und insbesondere die von Terzic geforderten Tugenden zeigten: Resolut im Kollektiv verteidigen und sich konsequent unterstützen. Wenn der VfB doch zu Chancen kam, war Gregor Kobel ein sicherer Rückhalt - so stand am Ende die erste Stuttgarter Niederlage unter Interimstrainer Michael Wimmer.
Der BVB erwischte einen Traumstart: Bellingham verwertete den ersten Angriff nach nur 91 Sekunden zur Führung. Stuttgart war um eine schnelle Antwort bemüht, Konstantinos Mavropanos (4.) schoss übers Tor, Tiago Tomas (9.) scheiterte an Kobel. Wenig später traf Süle nach einem Freistoß zum 2:0. Dortmund hatte das Spiel fest in der Hand - und ließ die Zügel doch kurzzeitig schleifen. So kombinierten sich auch die Gäste mehrfach in die Nähe des Tores von Kobel, ohne jedoch zu zwingenden Gelegenheiten zu kommen. Wie es geht, zeigte Reyna, der eine Kombination überlegt und platziert abschloss. Für den zuletzt oft verletzten US-Amerikaner war es der erste Bundesligatreffer seit August 2021.
Auch nach der Pause begann der BVB gnadenlos effektiv, Bellingham wurde am Strafraum nicht angegriffen, und der formstarke Engländer traf mit einem sehenswerten Schlenzer. Wenn Dortmund das Tempo anzog, schnell und direkt spielte, kam Stuttgart in dieser Phase kaum hinterher. Julian Brandt leitete über die linke Seite mehrere gefährliche Situationen ein, die wenigen Entlastungsangriffe der Stuttgarter fing die aufmerksame Defensive um Mats Hummels oft schon in der Entstehung ab.
FC Augsburg - Leipzig 3:3 (1:0)
Blamage verhindert, aber immer noch nur Mittelmaß: RB Leipzig hat sich dank einer starken Aufholjagd beim FC Augsburg ein 3:3 (0:1) erarbeitet und blieb damit auch im siebten Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage, musste auf der Jagd nach den internationalen Plätzen jedoch einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Die erneut couragiert auftretenden Augsburger hatten sich nach den Toren von Mergim Berisha (34., Foulelfmeter), Ermedin Demirovic (51.) und Ruben Vargas (64.) schon wie der sichere Sieger gefühlt. Doch nach einer Gelb-Roten Karte für Iago (65.) kämpfte sich RB durch Treffer von Andre Silva (72.), Christopher Nkunku (89.) und Hugo Novoa (90.) noch einmal zurück und verdiente sich drei Tage vor dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid zumindest einen Punkt.
Die 26.000 Zuschauer in der Augsburger Arena sahen zunächst eine ausgeglichene Partie. Beide Mannschaften zeigten sich bemüht, im eigenen Ballbesitz schnell nach vorne zu spielen. Mehr als ein harmloser Abschluss durch RB-Stürmer Andre Silva (7.) sprang dabei jedoch nicht heraus. In der Folge übernahm Augsburg zunehmend die Spielkontrolle und hinderte die Leipziger erfolgreich an einem geordneten Spielaufbau. Dennoch waren es die Sachsen, die die erste große Chance des Spiels verzeichneten. Doch Forsberg (27.) scheiterte mit seinem Flachschuss am stark reagierenden Tomas Koubek, der den weiterhin verletzten Rafal Gikiewicz im Augsburger Tor ersetzte.
Der aktivere FCA machte es auf der Gegenseite besser. Nach einem Foul von David Raum an Ruben Vargas verwandelte Berisha den fälligen Elfmeter souverän, noch vor der Pause vergab Demirovic (41.) die Chance auf das 2:0. Als er nach einer Ecke von Berisha völlig freistehend zum Kopfball kam, zielte der Bosnier dann genauer und köpfte zum 2:0 ein. Rose reagierte und brachte unter anderem Top-Torjäger Christopher Nkunku in die Partie, doch Augsburg ließ sich keinesfalls hinten reinfallen. Nach dem nächsten Gegentor durch Vargas schien das Spiel gelaufen, doch Leipzig meldete sich zurück.
Quelle: ntv.de, tsi/sid