Fußball

Fußballer stärken Boateng den Rücken "57x mehr für Deutschland getan als die AfD"

Das DFB-Team stärkt Jerome Boateng demonstrativ den Rücken.

Das DFB-Team stärkt Jerome Boateng demonstrativ den Rücken.

(Foto: dpa)

Der DFB reagiert geschockt auf die Zitate von Alexander Gauland über Jerome Boateng. Weggefährten des Weltmeisters stellen sich solidarisch an die Seite des Bayern-Profis. Und Hans Sarpei spottet über die politischen Verdienste der Partei.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat nach einer ungeheuerlichen Aussage des stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland Weltmeister Jerome Boateng demonstrativ den Rücken gestärkt. Mitspieler Benedikt Höwedes stellte drei Fotos von ihm und Boateng aus unterschiedlichen Jahren in die sozialen Netzwerke und schrieb: "Wenn du für Deutschland Titel gewinnen willst, brauchst du Nachbarn wie ihn."

DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", es sei "einfach geschmacklos", die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft "für politische Parolen zu missbrauchen". Millionen Menschen liebten die Nationalmannschaft, "weil sie so ist, wie sie ist". Boateng sei "ein herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich übrigens auch gesellschaftlich stark engagiert und für viele Jugendliche ein Vorbild ist". Der Innenverteidiger von Bayern München ist in Berlin geboren, hat einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter.

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff erklärte: "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine." Der frühere Fußball-Profi Hans Sarpei, in Ghana geboren und in Deutschland aufgewachsen, twitterte derweil: "Jerome Boateng hat bisher 57x für die Nationalmannschaft gespielt. Damit hat er 57x mehr für Deutschland getan als die AfD."

Gauland kann sich nicht erinnern

Gauland war in der FAS mit den Worten zitiert worden: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut, aber wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." Inzwischen bestreitet er, Boateng beleidigt zu haben. AfD-Chefin Frauke Petry sagte n-tv.de: "Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der bereits jetzt entstanden ist."

Petry hatte nach eigenen Angaben mit Gauland telefoniert, bevor sie sich äußerte. Gauland selbst erklärte in einer Mitteilung, er habe Boateng nicht beleidigt. "Ich habe in dem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind", so Gauland. "Selbstverständlich können wir stolz auf unsere Nationalmannschaft sein."

"Der Bergbau hätte ohne ausländische Arbeiter nicht funktioniert"

Unter der Woche hatte bereits eine regionale Pegida-Gruppe auf Facebook versucht, sich mit rassistisch geprägten Internet-Kommentaren über die Nationalmannschaft zu profilieren. Grindel hatte die Kommentare gegen Kinderfotos von Ilkay Gündogan und Boateng auf der Kinder-Schokolade als "geschmacklos" bezeichnet.

Nationaltorhüter Manuel Neuer war daraufhin gefragt worden, ob ihn die ausländerfeindliche Stimmung im Land sorge. "Ich glaube nicht, dass die Stimmung kippt", antwortete der 30-Jährige der "Augsburger Allgemeinen": "Ich bin im Ruhrgebiet groß geworden. Dort war man jahrelang davon abhängig, dass Integration gelingt. Der Bergbau hätte ohne ausländische Arbeiter nicht funktioniert." Auch und vor allem der Sport könne das vorleben, denn er stehe "für totale Integration. Schauen Sie: Leroy Sané ist aus Gelsenkirchen, Mesut Özil genauso. Im Ruhrgebiet ist das ganz normal. Eine Ausländerdebatte würde hier keiner verstehen".

Quelle: ntv.de, Holger Schmidt & Jürgen Zelustek, sid

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