Fußball

Sechs Dinge, die wir gelernt haben Alonso gibt den Fuchs, HSV dilettiert

Bei den Besten zu Hause: Xabi Alonso, FC Bayern München.

Bei den Besten zu Hause: Xabi Alonso, FC Bayern München.

(Foto: imago/ActionPictures)

Die Fußball-Bundesliga freut sich wie Bolle, dass der FC Bayern mal nicht gewinnt, Xabi Alonso macht es nicht unter Weltmeisterliga, Leverkusens Trainer kennt jetzt Karim Bellarabi und beim HSV ist alles wie immer - nur schlimmer.

1. Die Bayern lassen Punkte, die Liga atmet auf

Auf Schalke haben sie sich gefreut wie Bolle, die Fans feierten ihre Mannschaft in frenetischer Manier, Manager Horst Heldt konstatierte: "Das Publikum war der absolute Wahnsinn, die Leute haben einen sensationellen Job gemacht." Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting hatte ein "sehr, sehr geiles Spiel gesehen". Er und seine Kollegen waren mal so richtig stolz auf sich. Schließlich haben sie an diesem zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga den großen FC Bayern besiegt und gezeigt, dass die Münchner nicht unverwundbar sind. Ach nee, war ja nur ein Unentschieden. Was viel aussagt über die Angst der Liga vor der Dominanz der Münchner und der damit verbundenen Langeweile.

Davon, dass der FC Bayern gestolpert ist, kann allerdings nicht die Rede sein - nach einem 1:1 bei einem Teilnehmer an der Champions League. Ein wenig haben sich die Münchner dann zwar aufgeregt, allen voran Manuel Neuer, dem missfiel, dass Benedikt Höwedes den Schalker Ausgleich mit der Hand erzielte. Aber ernsthaft enttäuscht waren sie nicht, dass es am Ende nach anfänglicher Dominanz nur zu einem Punkt gereicht hat. Oder wie Kapitän Philipp Lahm es formulierte: "Die Beine sind noch nicht so weit, das wird immer vergessen." Schalkes Trainer Jens Keller strahlte übrigens auch, nutzte aber flugs die Gunst der Stunde zu ein wenig Werbung  in eigener Sache, schließlich gilt sein Vertrag in Gelsenkirchen noch bis zum Ende der Saison: "Jetzt muss der Verein auf mich zukommen." Die Rückmeldung seines Chefs kam prompt: "Er ist unser Trainer und bleibt's auch", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Aber Schalke wäre nicht Schalke, wenn nicht gelten würde: Fortsetzung folgt.

2. Xabi Alonso ist ein Fuchs

Warum genau Xabi Alonso zum FC Bayern gewechselt ist, bleibt unklar. Er habe bei Real Madrid, wie zuvor beim FC Liverpool, fünf schöne Jahre gehabt, sagte er nach dem Remis auf Schalke. Und nun sei es eben Zeit für etwas Neues gewesen. Was Fußballprofis halt so erzählen. Der wahre Grund aber ist ein anderer.

Willkommen in Bayern!

Willkommen in Bayern!

(Foto: imago/Ulmer)

Er will einfach weiter in der Weltmeisterliga spielen. Er ist das als Spanier so gewöhnt. Und Weltmeisterliga - das ist nun einmal die Bundesliga, seit am 13. Juli die deutsche Nationalmannschaft im WM-Finale zu Rio de Janeiro Argentinien mit 1:0 besiegt hat. Also hat er sich die Lederhosen angezogen und keine 48 Stunden nach seiner Ankunft beim neuen Klub sein 68 Minuten währendes Debüt gegeben, ohne mit den neuen Kollegen richtig trainiert zu haben. Neben Sebastian Rode spielte er vor der Viererabwehrkette - und gab gleich den Chef. Er gestikulierte, er dirigierte, er verteilte die Bälle, als sei er schon seit Monaten integriert. Nur beim Ausgleich schoss er halt dem Schalker Höwedes den Ball an die Hand. Trainer Josep Guardiola hat's dennoch gefallen: "Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er wird dem Team mit seiner Qualität selbstverständlich helfen." Käpt'n Lahm assistierte: "Er hat in mehreren Ländern bei großen Klubs viel Erfahrung gesammelt. Es ist kein Wunder, dass er uns sofort helfen wird." Alonso selbst fand's auch toll: "Es ist ein großes Erlebnis. Ich habe die Bundesliga über Jahre verfolgt. Hier wird auf hohem Niveau gespielt." Abgesehen davon gibt es noch einen Grund, warum Alonso nicht mehr in Madrid spielen mochte. Haben sie Reals neue Auswärtstrikots gesehen?

3. Hut ab vor Leverkusen

Der Mann hat so Unrecht nicht. "Jetzt kann man wirklich von einem perfekten Start sprechen", sagte Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade nach dem 4:2 gegen die Berliner Hertha - dem fünften Sieg im fünften Saisonspiel, wenn man den DFB-Pokal und die beiden Playoffpartien zur europäischen Königsklasse mitrechnet. Und warum sollte man das nicht tun? Bei Bayer machen sie das und sind dementsprechend gut gelaunt. Auch, weil die Profis in besagten fünf Spielen 19 Tore erzielt haben. Und wenn es bei Leverkusen gut läuft, dann läuft es bei Karim Bellarabi bestens, der gegen Hertha das schönste Tor in einem spektakulären Spiel erzielte. Die vergangene Saison hat er als Leihspieler bei Eintracht Braunschweig verbracht und dort bei Trainer Torsten Lieberknecht offenbar viel gelernt, vor allem in Sachen Disziplin. Talent genug bringt der 24 Jahre alte Außenstürmer allemal mit. Und doch hatte sich Sportchef Rudi Völler vor der Saison gefragt: "Was machen wir mit Karim?" Es gab Anfragen aus der Bundesliga für ein weiteres Leihgeschäft, Bayer war zunächst nicht abgeneigt. "Doch nach einer Woche im Trainingslager hat Roger Schmidt gesagt: Das ist mein Mann." Leverkusens neuer Trainer scheint sich auszukennen und gab ungeniert zu: "Ich kannte ihn nicht so genau - nur vom Zugucken." Sein Urteil jetzt: "Ein Wahnsinnsspieler."

4. Unseren wöchentlichen Malanda gib uns heute

Der Mann kann einem leidtun. Aber nicht so sehr, dass wir keine Witze auf seine Kosten machen würden. Das mag kleingeistig erscheinen, bietet sich aber einfach an. Denn Wolfsburgs Junior Malanda bekommt einfach den Ball nicht ins Tor. Zum Auftakt beim Spiel in München nicht und nun auch nicht in der Partie gegen Eintracht Frankfurt, die auch deswegen 2:2 endete, weil es der 20 Jahre alte Belgier in der Nachspielzeit wieder nicht schaffte.

Nein, dieser Ball geht nicht ins Frankfurter Tor: Wolfsburgs Junior Malanda in Aktion.

Nein, dieser Ball geht nicht ins Frankfurter Tor: Wolfsburgs Junior Malanda in Aktion.

(Foto: imago/Hübner)

Ganz so gemein wie Frankfurts Stürmer Haris Sefer ovic sind wir aber nicht. Der Schweizer Nationalspieler tönte nach der Partie: "Wenn er so schlecht vor dem Tor ist, dann soll er ruhig so weitermachen." Nur mal so: Seferovic, 22 Jahre alt, ist auch nicht gerade bekannt für seine Heldentaten vor des Gegners Tor. Zwei Tore für San Sebastián in 24 Erstligaspielen in Spanien, kein Treffer für Florenz und Lecce in 13 Partien in der italienischen Serie A. In der Bundesliga hat er in zwei Spielen bisher einmal getroffen. Ganz alleine steht er - das zu seiner Ehrenrettung - mit seinem Spott nicht. Wie formulierte es Wolfsburgs Manager Klaus Allofs so schön: "Jeder zu Hause auf dem Sofa ist der festen Überzeugung, er hätte ihn reingemacht - und liegt damit vielleicht auch gar nicht so falsch." Und auch Trainer Dieter Hecking wirkte ratlos: "Was soll ich dazu noch sagen? Ganz bestimmt wollte er ihn reinmachen."

5. Olé, Paderborn!

Wir wissen, dass der Verweis auf die Tabelle nach zwei Spieltagen großer Quatsch ist. Was soll uns das lehren? Stürmt der 1. FC Köln jetzt in die Champions League? Wird Bayer Leverkusen Deutscher Meister? Versinkt Borussia Dortmund im Mittelfeld? Mumpitz! Und dennoch: Ein Blick aufs Klassement kann erfreuen, wider besseres Wissen. Denn da steht der Aufsteiger aus Paderborn tatsächlich auf dem zweiten Tabellenrang, drei Plätze vor dem FC Bayern, weil die Ostwestfalen mehr Tore geschossen haben. Und das, nachdem sie sich selbst das Etikett "krassester Außenseiter aller Zeiten" verpasst haben. Mit 3:0 gewannen sie beim HSV, ein historischer Sieg, weil alles, was die Paderborner in der ersten Erstligasaison der 107 Jahre währenden Vereinsgeschichte machen, irgendwie historisch ist. Dieses Mal war es der erste Bundesligasieg und der erste Auswärtssieg, was ziemlich schlau war, denn einfacher als in Hamburg dürfte es nicht mehr werden.

Verteidiger Patrick Ziegler drückte das so aus: "Jetzt unterschätzt uns keiner mehr." Paderborn gab mehr Torschüsse ab (15) als der HSV (13), Paderborn lief 4,5 Kilometer mehr (116,7) als der HSV (112,2). Und Paderborn hatte die reifere, gewitztere Spielidee. "Meine Jungs haben den taktischen Plan überragend umgesetzt", sagte ein Trainer André Breitenreiter. Und Mittelfeldspieler Moritz Stoppelkamp kündigte an: "So werden wir die Liga halten. Wir sind so motiviert, wir könnten übermorgen schon den nächsten Gegner in Grund und Boden laufen."

6. Oje, HSV!

Im Grunde ist in Hamburg alles wie immer, nur noch ein bisschen schlimmer. In der vergangenen Saison haben sich der HSV und sein Trainer Mirko Slomka nach einer grausamen Saison in zwei Relegationsspielen gegen Fürth vor dem Abstieg gerettet, dann kehrte Dietmar Beiersdorfer zurück und übernahm den Vorsitz im Vorstand. Und nun taucht Paderborn auf und gewinnt mit 3:0. In Hamburg zeigen allenfalls die Fans noch Spuren von Humor. "Wir gehen immer noch hin und wissen nicht genau warum", hatten sie auf ein Transparent geschrieben und im Volkspark zu Stellingen aufgehängt. Der Rest der Bande gibt sich schockiert. Abwehrspieler Johan Djourou sagte: "Wenn wir so weiterspielen, machen wir keinen einzigen Punkt in der Liga." Trainer Slomka mutmaßte: "Vielleicht haben wir geglaubt, dass wir es spielerisch locker lösen können." Und analysierte knallhart: "Aber das ist nicht der Fall." Und Beiersdorfer sagte: "Das war eine sehr schlechte Leistung, aber ich spreche nicht über den Trainer." Und wie geht's weiter? Sie wollen neue Spieler holen, weil ihnen offenbar aufgefallen ist, dass die alten nicht gut genug sind. Im Grunde ist in Hamburg alles wie immer, nur noch ein bisschen schlimmer.

Quelle: ntv.de

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