Auch FC Bayern ist gefordert Amnesty schießt gegen Trumps "menschenrechtswidriges Vorgehen"
03.03.2025, 17:00 Uhr
Donald Trump ließ das Gespräch mit Wolodymyr Selenskyj eskalieren.
(Foto: REUTERS)
Donald Trump lässt auch die Sportwelt erzittern. Die Klub-WM der FIFA in den USA steht vor der Tür, die Fußball-WM folgt 2026. Amnesty Internation kritisiert nun den US-Präsidenten scharf, fordert von Bayern München, BVB und dem DFB klare Statements - und fasst sogar einen harschen Schritt ins Auge.
Die Sportwelt blickt gebannt in die USA. Spätestens seit der öffentlichen Demütigung von Wolodymyr Selenskyj durch Donald Trump - beim vor laufenden Kameras ausgetragenen Streit zwischen dem US-Präsidenten und seinem ukrainischen Gegenüber am vergangenen Freitag, der die Annäherung Trumps an Russland stärker denn je offenbarte -, regt sich Kritik bei Beobachtern mit Blick auf anstehende Sport-Großereignisse in den Vereinigten Staaten.
"Die FIFA-Fußball-WM 2026 der Männer war die erste, die die FIFA auch nach Menschenrechtskriterien vergeben hat", sagt Lisa Salza, Expertin für Sport und Menschenrechte bei Amnesty International in der Schweiz, im Gespräch mit ntv.de. "Die künftigen Gastgeber der Weltmeisterschaften müssen also die Menschenrechte einhalten. So muss auch die aktuelle US-Regierung diese Kriterien respektieren und sich daran halten."
Neben der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 und den Olympischen Spielen 2028, die beide in Trumps erster Amtszeit in die USA vergeben wurden und in seine zweite Regierungsperiode fallen, steht für den US-Präsidenten bereits im kommenden Sommer ein Sport-Spektakel im eigenen Land an: die neue, aufgeblähte Klub-WM 2025 der FIFA.
"Trump wird sich über Menschenrechtsgarantien hinwegsetzen"
Kritiker befürchten, dass bei allen drei Turnieren die Menschenrechte, etwa die Pressefreiheit oder die Rechte von trans Menschen, unter Trumps Regierung auf der Strecke bleiben. Tirana Hassan, geschäftsführende Direktorin von Human Rights Watch, sagte bereits im Januar über die von Trump am Tag der Amtsübernahme erlassenen Dekrete: "Sie bedrohen die Rechte von Menschen in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt, insbesondere die Rechte von bereits marginalisierten und vulnerablen Bevölkerungsgruppen, bei denen es sich unverhältnismäßig häufig um People of Color handelt."
Eine weitere Angst ist, dass der Republikaner, der seit langem ein Meister der eigenen Markenbildung und Propaganda ist, die Großevents - wie zuletzt beim Super Bowl der NFL in New Orleans - für seine eigenen Zwecke ausbeuten wird. Auf Kosten derer, so ist zu befürchten, die nicht in seine Weltanschauung passen.
"Angesichts des menschenrechtswidrigen Vorgehens von US-Präsident Donald Trump, einschließlich der verschärften Diskriminierung von trans Menschen im Sport, ist leider abzusehen, dass er sich über die vereinbarten Menschenrechtsgarantien hinwegsetzen wird", kritisiert Salza. Trump, der im vergangenen Wahlkampf eine Agenda gegen trans Menschen fuhr und diese seit seinem Amtsantritt fortsetzt, hatte Anfang Februar ein Dekret erlassen, dass Transgender-Athletinnen aus dem Frauensport verbannen soll.
Bei der Klub-WM im Sommer sind als deutsche Vertreter der FC Bayern München und Borussia Dortmund in den USA am Start. Amnesty fordert von den deutschen Klubs sowie vom Deutschen Fußball-Verband deutliche Statements: "Wichtig ist jetzt, dass sich die nationalen Fußballverbände wie der DFB unter Bernd Neuendorf, der auch im FIFA-Rat sitzt, und die teilnehmenden Vereine wie Bayern München und Borussia Dortmund, vehement für die Einhaltung der Menschenrechte in den USA einsetzen", sagt Salza. "DFB und Vereine müssen sowohl vom FIFA-Präsidenten Gianni Infantino wie auch von Trump als Gastgeber fordern, menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachzukommen."
"Möglich, dass die FIFA den USA das Turnier entzieht"
Infantino und Trump, die beide großspuriges Auftreten schätzen, sollen eine sehr gute Beziehung führen. 2018 bezeichnete Infantino den Republikaner als "Teil des FIFA-Teams", gratulierte ihm nach seinem Wahlsieg im vergangenen November und nannte ihn "meinen großen Freund". Am Samstag bekräftigte der FIFA-Boss nach seiner Anreise zur Generalversammlung des International Football Association Board (IFAB) in Belfast: "Ich denke, es ist für den Erfolg einer Weltmeisterschaft absolut entscheidend, eine enge Beziehung zum Präsidenten zu haben."
"Es ist theoretisch möglich, dass die FIFA einem Gastgeberland das Turnier wieder entzieht, wenn es den vereinbarten Menschenrechtskriterien nicht nachkommt", erklärt Salza. Dass es zu solch einem Schritt, oder überhaupt nur Kritik seitens der FIFA an der US-Regierung und an Trumps Missachtung internationaler Menschenrechtsstandards kommt, gilt aber als unwahrscheinlich. Gerade die jüngste Geschichte mit der unangefochtenen Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien zeigte, dass die FIFA Geld eigenen Menschenrechtskriterien vorzieht.
Zuletzt hatte Trump sich in den USA immer wieder in Sport-Debatten eingemischt und für viel Applaus auf der einen und Zorn auf der anderen Seite gesorgt. Aufgrund der spalterischen Aussagen des Republikaners wurde etwa ein Eishockeyspiel zwischen den USA und Kanada zu einer Art Hass-Duell.
Quelle: ntv.de