So läuft der achte Spieltag BVB krönt Guardiola, S04 wird wahnsinnig
02.10.2015, 15:09 Uhr
Der Bundesliga-Gipfel wird zur Krönungsmesse des FC Bayern, mit Dortmund als Spezialgast. Auf Schalke geht der Wahnsinn weiter, und Michael Frontzeck spielt mit Viktor Skripnik Reise nach Jerusalem - mit einem wackligen Trainerstuhl.
Was macht Guardiolas FC Bayern?
Den Münchner Rathausbalkon buchen, im Optimalfall. Die Fachkollegen vom "Kicker" haben das in eine schöne Überschrift gepackt, sie fragen auf ihrer Titelseite: "Wird Bayern am Sonntag Meister?" Dann ist bekanntlich Borussia Dortmund in München zu Gast und könnte, so Josep Guardiolas Mannen ihren Siegeszug fortsetzen, mit sieben Punkten Rückstand die Heimreise antreten. Dass der BVB die Münchner nicht zum Oktober-Meister krönt, darauf deutet wenig hin. Auch wenn sich Dortmund anders als Dinamo Zagreb kaum drei Tore selbst ins Netz legen wird, spricht alles für die Münchner. Der Heimvorteil, Robert Lewandowski, die Form: Zehn Pflichtsiege in Folge gab es zuletzt, mit dem 0:5 war Zagreb noch äußerst gut bedient.
Der BVB duselte sich hingegen, begleitet von sinnfreien Ausschreitungen der eigenen Fans, zum Remis in Saloniki und bleibt damit in dieser Saison ungeschlagen. Coach Thomas Tuchel sah zwar eine "tolle Mannschaftsleistung" seines durchrotierten Teams, Chancen sah er nicht. Und: Zum dritten Mal in Folge geriet Dortmund mit 0:1 in Rückstand, zum dritten Mal in Folge glückte kein Sieg. Mit zittrigen Knien werden die Bayern also nicht ins Spiel gehen.
Wer ist sind die größten Spielverderber?
Drücken Sie Dortmund oder Bayern die Daumen?
Borussia Dortmund, wenn es nach Ihnen geht, den n-tv.de Lesern. Sie drücken, Stand 15.15 Uhr, für den Bundesliga-Gipfel mehrheitlich dem BVB die Daumen. Sie hoffen auf einen Borussia-Sieg in München. Sie wollen, dass der BVB nach dem 9. Spieltag nur noch einen Zähler hinter dem FC Bayern liegt, dass die Antwort auf die Titel-Titelfrage des "Kicker" ein "NEIN!" ist.
Heißt der Sieger trotzdem FC Bayern, könnte davon der FC Schalke profitieren. Die "Königsblauen" erleben derzeit einen Rausch, den sie im Heimspiel gegen den 1. FC Köln zum Rekord veredeln können. Der Europaliga-Spaziergang gegen Sparringspartner Asteras Tripolis endete nicht nur mit einem mühelosen 4:0. Beim sechsten Pflichtspielsieg in Folge traf sogar Franco di Santo wieder und wurde zum 17-Minuten-Hattrick-Mann. Darüber kann Robert Lewandowski nur müde lächeln. Den Schalkern zauberte der Argentinier aber eine extra Portion Lächeln in die ohnehin euphorisierten Gesichter, denn ein treffsicherer di Santo erhöht die Chancen auf Historisches gegen Köln: den in Bundesligazeiten nie dagewesen siebten Pflichtspielsieg in Folge, der, welch glückliche Fügung das wäre, den Sprung auf Tabellenplatz zwei bedeuten könnte – sofern das Daumendrücken der n-tv.de Leser vergeblich ist. Für Schalkes Leon Goretzka wäre das "ein schöner Nebeneffekt". Klappt das, wird es nicht an einem ausgeklügelten Matchplan von Schalke-Coach André Breitenreiter liegen. Seine Vorgabe lautet: "Wir wollen diese wahnsinnigen drei Wochen erfolgreich abschließen, alle Kräfte bündeln und noch mal alles raushauen."
Kommen Stuttgart und Mönchengladbach jetzt zurück?
Die Mönchengladbacher Borussen, die am Mittwoch in der Champions League etwas unglücklich, aber nicht unverdient gegen Manchester City verloren haben, treffen auf die Wolfsburger - die am Mittwoch etwas unglücklich, aber nicht unverdient bei Manchester United verloren haben. Und wer jetzt noch weiß, dass Mönchengladbach einst als das rheinische Manchester galt, der dürfte sich vor lauter Parallelen kaum mehr einkriegen. Leider hat das mit dem rheinischen Manchester nichts mit Fußball zu tun, sondern damit, dass Mönchengladbach gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Baumwollindustrie in Westdeutschland war. Sei's drum. Jetzt geht es für beide Mannschaften darum, sich nicht zu grämen und einfach mal weiterzumachen. Der VfL aus Wolfsburg sehnt sich als Tabellenvierter nach Kontakt zum Spitzentrio der Liga und der Gladbacher VfL will nach zuletzt zwei Siegen nach zuvor fünf Niederlagen ebenfalls weiter nach oben. Trainer André Schubert weiß auch, wie. Direkt nach dem Knockout in letzter Minute gegen ManCity sagte er: "Wie wir damit umgehen, ist relativ einfach. Wir schauen uns das Spiel noch einmal an, was wir gut gemacht haben und was wir nicht so gut gemacht haben. Dann regenerieren wir - und bereiten uns auf Wolfsburg vor." Für Torhüter Yann Sommer gilt das allerdings nicht: Er brach sich am Mittwoch das Nasenbein und fällt aus.
Ungebrochen ist die Treue des VfB Stuttgart zu seinem Trainer Alexander Zorniger. "Der Trainer ist nicht das Problem, sondern die Lösung", erklärte VfB-Sportvorstand Robin Dutt nach dem 1:3 gegen Gladbach mit einer Wunderbarkeit, die als seine bislang größte Leistung im Fußball verbucht werden darf. Zorniger hat dem VfB mit Amtsantritt im Sommer bekanntlich eine neue Spielweise verordnet, die im Optimalfall äußerst attraktiv ist und die Fans begeistert. Im Suboptimalfall führt sie dazu, dass Mannschaft und Fans nach drei Punkten aus sieben Spielen äußerst entgeistert sind, so wie in Stuttgart. Kritik daran verbot sich Zorniger vor dem Spiel in Hoffenheim aber. "Wenn es einen Trainer gibt, der mit dieser Spielweise alle Spiele gewinnt, dann her mit ihm", polterte er in einem emotionalen Statement, in dem er diesmal immerhin nicht den Stuttgarter Hauptsponsor düpierte. Der Hinweis, dass es zwischen "alle Spiele gewinnen" (Soll-Zustand) und "alle Spiele bis auf eins verlieren" (Ist-Zustand) auch einen Mittelweg gibt, entfällt an dieser Stelle.
Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?
In Darmstadt, und zwar heute schon. Es spielt (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) der SV Darmstadt 98 am Böllenfalltor gegen den FSV Mainz. Das heißt auch: Enrique Sereno trifft dann mit dem Klub, der ihn bekam, auf den Klub, der ihn ihm Sommer hatte haben wollen. Der 30 Jahre alte Innenverteidiger aus Portugal hatte bereits prima zur Probe bei den Lilien trainiert, alles schien in trockenen Tüchern. Doch dann kam es anders, um nicht zu sagen: Die Mainzer schnappten den Darmstädtern Sereno vor der Nase weg. Deren Trainer Dirk Schuster war etwas sauer: "Wir haben für Mainz die Vorarbeit geleistet. Vielleicht sollten wir uns vorher austauschen, was die Mainzer noch so brauchen. Dann könnten wir uns die Arbeit sparen." Könnte sein, dass es auch um Geld ging. Wie die "Bild"-Zeitung seinerzeit berichtete, verdient Sereno beim FSV etwa 700.000 Euro im Jahr - und damit 300.000 mehr als in Darmstadt. Was Schuster wahrscheinlich noch mehr ärgert: Sereno hat in dieser Saison noch kein einziges Bundesligaspiel für die Mainzer absolviert.
Zum Duell der Europapokal-Verlierer kommt es in Leverkusen, die in Barcelona unglücklich geschlagene Werkself empfängt Augsburg, das sich gegen Partizan Belgrad selbst besiegt hatte. "Da wirst du wahnsinnig", kommentierte FCA-Manager Stefan Reuter die nächste unnötige Niederlage. Coach Markus Weinzierl klagte: "Es geht im Fußball nicht um Leistung und ein gutes Spiel, sondern es geht um Punkte, und die Punkte hängen von den Toren ab." Klingt fast, als wolle er sich in Leverkusen zum Sieg floskeln.
Für welchen Trainer wird es eng?
Für Bruno Labbadia nicht. Er hat das HSV-Trainer-Stammplatz-Abo in dieser Rubrik aufgekündigt und könnte die Hamburger mit einem Sieg bei Hertha BSC sogar in die erweiterte Spitzengruppe führen. Bleibt also wieder nur Michael Frontzeck. Trotz des respektablen 1:1 von Hannover 96 beim VfL Wolfsburg ist Frontzeck immer noch Trainer des Tabellenletzten. Und der ist Letzter, weil er in sieben Spielen erst null Siege geschafft hat. Das muss sich ändern, an diesem Wochenende, gegen Werder Bremen. "Wir haben viele Schläge einstecken müssen. Deswegen wollen wir an die Leistung anknüpfen, die wir in Wolfsburg gezeigt haben", ließ Frontzeck unter der Woche aus dem Kurz-Trainingslager in einem ehemaligen Kloster in Marienfelde verlauten, stellte aber sicherheitshalber auch klar: "Wir sind nicht hier, um geistigen Beistand zu bekommen. Wir sind einfach enger zusammen." Nach dem Remis in Wolfsburg hat er ein "gutes Klima" im Team ausgemacht, das möglichst das Bremer Reizklima verschärfen soll.
Dort herrscht nach drei Niederlagen in den letzten drei Spielen eine gewisse Frustigkeit. Sportchef Thomas Eichin beschwichtige zwar, man habe "nur zwei Punkte zu wenig". Nach dem blamablen 0:3 daheim gegen Leverkusen gab es allerdings eine Krisensitzung, unter der Woche am eigentlich trainingsfreien Dienstag dann eine 50-minütige Laufeinheit als "Willensschulung", wie Co-Trainer Torsten Frings erklärte. Viktor Skripnik bilanzierte hinterher frohgemut: läuft. "Die Mannschaft hat Engagement und eine Reaktion gezeigt. Deswegen bin ich optimistisch für das Spiel am Samstag." Gegen Hannover müsse Bremen nun "für unser Glück kämpfen und clever sein". Fußball kann so einfach sein.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Eigentlich ist Darmstadt ja ein gefühlter Drittligist. Das ist ein modernes Fußball-Märchen, das ich mir nicht mehr habe vorstellen können" Der Mainzer Manager Christian Heidel reibt sich vor dem Gastspiel am Darmstädter Böllenfalltor verwundert die Augen.
Quelle: ntv.de