Mit Rikscha, Bus und Boot Bahnstreik setzt Fußball-Fans zu
17.10.2014, 14:31 Uhr
Keine S-Bahn, keine Züge - den Fußballfans steht ein hartes Wochenende bevor.
(Foto: imago sportfotodienst)
Der Streik der GDL trifft rund 100.000 Fußball-Fans hart: Viele Anhänger fahren normalerweise am Wochenende mit der Bahn in die Stadien der Bundesligen. Sie müssen nach Alternativen suchen. Selbst die Sonderzüge werden ausfallen. Da hilft nur Galgenhumor.
Die Fans von Borussia Mönchengladbach sind sauer. Gut 300 Kilometer müssen die reiselustigen Anhänger am Samstag zum Auswärtsspiel in Hannover absolvieren, viele haben ein Bahnticket gekauft - doch nun droht wegen des Streiks der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) ein Chaos.
Ein Problem, mit dem die "Fohlen" nicht alleine sind: Mehr als 100.000 Fußball-Fans nutzen jedes Wochenende die Bahn - und stehen nun vor einem großen Problem. "Gerade in der Borussia-Fanszene gibt es viele Tausend Bahnfahrer. Wir haben schon Sorge, dass nicht alle pünktlich zum Spiel kommen", teilten die Fanbeauftragten der Gladbacher mit. Wie sauer sie sind, lässt sich darin ablesen, dass sie klare Forderungen an die Politik stellen: Es müsse ein "Machtwort" her: "Ansonsten finden wir uns bald im totalen Chaos wieder, wenn jede kleine Berufsgruppe ganz Deutschland lahmlegen kann."
Fahren die Sonderzüge?
Doch genau das droht am Wochenende. In vielen Bundesländern beginnen oder enden zudem die Herbstferien, an den Bahnhöfen und auf den Autobahnen dürfte es voll werden. Mittendrin: Bremer auf dem langen Weg nach München, Augsburger auf dem Weg nach Mainz, Berliner auf dem Weg nach Gelsenkirchen.
Die GDL bedauert nach eigener Aussage die Unannehmlichkeiten. "Gerade auch, weil Fußball eine verbindende Sportart ist", teilte die GDL mit, warb aber um Verständnis: "Unsere Kollegen müssen klarmachen, dass sie sich vom Arbeitgeber nicht ihrer Tarifmacht berauben lassen und ihre berechtigten Forderungen in Verhandlungen zur Sprache bringen wollen. Das geht leider nur mit Streiks."
Die geplanten Fan-Sonderzüge werden wohl nicht fahren. "Die An- und Abreise der Fans zu den Stadien kann durch die DB nicht sichergestellt werden." Die Hertha aus Berlin meldete allerdings: Der Sonderzug nach Gelsenkirchen fahre auf jeden Fall. Eine Sonderbehandlung für den Verein, zu dem die Deutsche Bahn als Trikotsponsor eine besondere Beziehung hat? Auf Anfrage von n-tv.de teilte ein Bahnsprecher mit, man suche derzeit nach Lokführern, die Sonderfahrten leiten könnten. "Bei der Hertha sieht es gut aus." Eine Gewährleistung, dass die Züge auch ankommen, könne die Bahn aber nicht geben. Das liege nicht komplett in der Hand der Bahn. "Da müssen sie bei der GDL nachfragen."
Auf Rikschas und in Paddelbooten
Die Fans müssen sich nach Alternativen umsehen. Mehr als 700 Kilometer müssen die Fans von Werder Bremen auch ohne Züge absolvieren, erwartet werden in München etwa 6500 Anhänger der Grün-Weißen. "Viele unserer Fans aus dem Norden fahren mit Bussen oder Kleinbussen, weil die Zugfahrt sehr lang und recht teuer ist", sagte Julia Ebert, Leiterin der Abteilung Fan- und Mitgliederbetreuung bei Werder Bremen: "Wir haben aber auch viele Anhänger im Süden oder Osten, die wahrscheinlich auf Züge angewiesen sind", ergänzte Ebert: "Da könnte es natürlich eng werden."
In ganz Deutschland werden daher viele Fans wohl auf Nummer sicher gehen und das Auto wählen. Doch auch auf den Autobahnen dürfte es, nicht zuletzt wegen der Ferien, voll werden. "Wir können die Leute nur dazu aufrufen, sehr frühzeitig loszufahren und genug Zeit einzuplanen", sagte Ebert.
Immerhin: Einige Anhänger nahmen das zu erwartende Chaos mit Humor, so etwa der Gladbacher Fanklub "Block B" aus Berlin. "Hannover, wir kommen trotzdem", twitterten die VfL-Fans und brachten Alternativen zur Bahn ins Spiel: "Wir haben uns aufgeteilt auf Mopeds, Rikschas, Paddelboot und Co. Auswärtssieg!"
Quelle: ntv.de, Erik Roos, sid