1:4-Pleite bei Barça wirkt nach Bayern-Boss Eberl wirft sich schimpfend vor Trainer Kompany
24.10.2024, 06:18 Uhr
Nach der zweiten Niederlage in der Champions-League-Vorrunde stehen die Bayern unter Druck, reagieren dünnhäutig und verteidigen ihren risikobehafteten Spielstil. Bayern-Sportvorstand Eberl attackiert einen Journalisten. Die alten Stars um Kimmich und Müller äußern sich anders.
Max Eberl hat sich nicht viel Zeit gelassen. Keine halbe Stunde nach Spielschluss tauchte der Sportvorstand des FC Bayern auf. Noch aufgewühlt nach dem 1:4 gegen den FC Barcelona, der zweiten Niederlage in der Champions-League-Vorrunden hintereinander, angespannt und angriffslustig. Schmallippig tat er kritische Frage nach der Abwehrleistung ab und als ein Fragesteller zu hartnäckig war, riet ihm Eberl: "Mach einen Trainerschein, dann kannst du es besser machen."
Von jener Souveränität, mit der Eberl die Krisen in seinen ersten Monaten in München moderierte, ist an diesem Abend im Olympiastadion von Barcelona nichts übrig geblieben. Er dementierte zwar, dass er sich Sorgen um den Achtelfinal-Einzug der auf Platz 23 in der allerdings noch nicht sehr aussagekräftigen Tabelle abgerutschten Münchner mache. "Das entscheidet sich am achten Spieltag, nicht am dritten." Aber sein Auftritt ließ eher das Gegenteil vermuten.
Er sah einen Angriff auf das System des deutschen Rekordmeisters, das sehr offensive Spielsystem und damit auf Trainer Vincent Kompany. "Wir verteidigen, was wir tun, weil wir überzeugt davon sind", sagte Eberl trotzig. Auch Kompany denkt nicht daran, etwas zu ändern. Eine zusätzliche Absicherung hält er für ebenso wenig notwendig wie eine andere Positionierung der Innenverteidigung, die stets bis zur Mittellinie aufrückt.
Müller: "Da liegt noch viel Arbeit vor uns"
Der Bayern-Trainer kann sich nicht nur der Unterstützung des Sportvorstandes sicher sein, sondern auch der seiner Spieler. Joshua Kimmich ist von der "Art und Weise überzeugt" und sieht die Mannschaft "auf einen guten Weg", aber eben noch in der Lernphase. "Es wird immer wieder Rückschläge geben", ist er sicher. Zu viele sollten es bei einer Mannschaft wie der des FC Bayern allerdings nicht sein. Die Münchner haben sich nach der vergangenen titellosen Saison zum Ziel gesetzt, wieder die Nummer eins zu werden. National sowieso und am liebsten auch international - im Champions-League-Finale im eigenen Stadion im kommenden Frühjahr.
Gegen Barcelona war es tatsächlich auch weniger eine Frage des Stils als vielmehr der Umsetzung. "Unsere Fehler wurden knallhart bestraft", sagte Joshua Kimmich und gab zu, "ein bisschen Harakiri" gespielt zu haben. Kapitän Manuel Neuer fand, man hätte "in Sachen Aggressivität präsenter sein müssen". Für Thomas Müller habe das Pressing nicht so funktioniert, "wie wir wollten." Dazu kam, dass die Abwehrkette ein paar Mal eine Spur zu langsam reagierte - und Barcelona mit dem ehemaligen Bayern-Trainer Hansi Flick, der eine ähnliche Spielphilosophie wie Kompany präferiert, effektiver war. "Da liegt noch viel Arbeit vor uns", sagte Müller.
Kompany gibt nichts auf Entschuldigungen
Zum ersten Mal in dieser Saison verließen die Bayern nicht als bessere, dominierende Mannschaft den Platz. Es war keine unglückliche Niederlage wie jenes 0:1 Anfang Oktober bei Aston Villa, sondern eine hochverdiente. "Wenn man das Ergebnis sieht, ist das ein Brett", sagte Kimmich, aber es sei "keine Vorführung" gewesen. Die Bayern hatten sich vom frühen Rückstand durch Raphinha nicht beeindrucken lassen, sondern dominierten Barcelona und erzielten durch Harry Kane den Ausgleich. "Da hatte ich das Gefühl, dass wir gewinnen können", sagte Kompany.
Warum seine Mannschaft anschließend die Kontrolle wieder abgab, weiß wahrscheinlich nicht einmal sie selbst. Und von den zwei Toren vor der Pause durch Robert Lewandowski und noch einmal Raphinha "haben wir uns in der zweiten Halbzeit nicht mehr erholt", gab Eberl zu. Das dritte Tor des überragenden Raphinha an diesem Abend war fast die logische Konsequenz. Die junge Mannschaft von Barcelona wirkte reifer als die Routiniers aus München. "Wir standen uns selbst im Weg", meinte Kimmich.
Spiele wie das gegen Barcelona sind Teil des Lernprozesses, wie Kompany findet. "Wir dürfen keine Entschuldigungen suchen", sagte er, sondern es beim nächsten Mal besser machen. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen appellierte in seiner Bankettrede an den Kampfgeist. "Der FC Bayern hat in solchen Momenten immer die richtigen Rückschlüsse gezogen." Das Wichtigste sei, "zusammenzustehen und den Blick nach vorne zu richten". Auf das nächste Spiel, am Samstag in der Bundesliga gegen Bochum.
Quelle: ntv.de