So läuft der Bundesliga-Auftakt Bayern-Granätchen grätschen Big Brother ab
18.08.2017, 15:36 Uhr
Die Schale soll es auch diesmal wieder werden für den FC Bayern.
(Foto: REUTERS)
Dauermeister FC Bayern soll das Mistgefühl spüren. Timo Werner will keine Schwalben-Pfiffe mehr, der HSV endlich Chaos vermeiden. Prima Wünsche, tolle Vorsätze, alles Quatsch. Am 1. Bundesliga-Spieltag brennt direkt die Fußball-Hütte.
Der Psychologe warnt: Ein Boreout ist gefährlich. Die Monotonie ein Luxusproblem, extrem belastend. Mindestens so belastend wie übermäßiger Stress, Promi-Big-Brother oder das "Sommerhaus der Stars". Es heißt Gegensteuern, Alternativen finden gegen Miststücke, Sexmaschinen, Unterschichtenmoral, bedrohliche Eintönigkeit. Der philosophische Gegenentwurf der n-tv.de-Sportredaktion: "Kasalla" und Anpfiff zur 55. Bundesliga-Saison. Einer irre intensiven Spielzeit, irgendwo zwischen Burn- und Boreout.
Was macht der FC Bayern?
Nun, er wird nicht Deutscher Meister. Das widerspricht zwar vehement der 94,444444-prozentigen Meinung aller in der 1. Liga angestellten Cheftrainer, nicht aber der eines FC-Bayern-Insiders. Der hat unserer Redaktion nämlich über einen Mittelsmann ausrichten lassen, dass der Klub nur Fünfter oder Sechster wird und das im Wowereit'schen Sinne "auch gut so ist". Die Gründe, die er nennt: mangelnder Teamgeist und konzeptlose Einkaufsstrategie mit Low-Budget-Granätchen, gemessen am internationalen Irrsinn. Das unschöne Gefühl, mal mit dem Kopp krachend gegen die Schleuse zu schwimmen, das könnte der Klub mal gebrauchen, auf dem Weg zurück zum "Mia-san-mia"-Glück. Nun, die Bayern-Bosse sehen sie das freilich anders. Statt auf das militante Konzept "Lernen durch Schmerz" setzen sie lieber auf die "Hands on-"Mentalität ihres neuen "Corporate Chief of Mia san mia" (CCoMsm), den bosnischen Haudazwischen Hasan Salihamidizic, immerhin Wunschkandidat Nr. 3712 als neuer Bayern-Sportdirektor. Der hat nämlich laut CfawbFCBp (Chef für alles, was beim FC Bayern passiert) Uli Hoeneß in den ersten zwei Wochen schon häufiger dazwischengelangt, als Ex-CCoMsm Matthias Sammer in einem ganzen Jahr. Nun, angetrieben vom handelswütigen Hasan, soll sich wieder der ganz große Erfolg einstellen. Bedeutet, Herr Ancelotti? "Ich denke, wir können, wir wollen und wir müssen es besser machen!"
In Titeln ausgedrückt heißt das: zwei, eher drei. Oder: mindestens mehr als die Meisterschaft. Denn die ist ja ohnehin fest eingeplant - was sich im neuen FCB-Sprech von Coach Carlo allerdings merkwürdig devot anhört: "Unser Traum ist es, wieder Meister zu werden". Jaja, is' klar. Wollen Sie mal wissen, was wirklich ein Traum ist? Nun, dann hören Sie mal dem gottesfürchtigen Gegenpressing-Apologeten Heiko Herrlich zu: In München, so sagt Leverkusens Neu-Coach, müsse es heißen: "Mist, dass wir direkt gegen Bayer spielen." Rumpeligster Rumpelvorbereitung und Pokal-Nachsitzen zum Trotz. Herrlich, oder? Unser Tipp: Ein boringes 2:0.
Wie geht's dem BVB?
Er ist dembélésiert. Dabei wollte er doch nach der unruhigsten Saison der Vereinsgeschichte mit Star-Exodus, zehrendem Tuchel-Theater und Bus-Anschlags-Horror endlich zur Ruhe kommen. Doch die ist dem Klub nicht vergönnt, weil der hochbegabte Kindskopf Ousmane Dembélé mit dümmlichsten Flausen versucht, aus seinem Arbeitspapier zu scheiden, um in Barcelona ein neuer 222.000.000-Euro-Mann zu werden (auch wenn er nur rund 150.000.000 davon kosten würde). Die ersten Mitspieler haben bereits bekundet, dass sie Dembélés Verhalten bestenfalls semiprofessionell finden. Dass auch Pierre-Emerick Aubameyang seinen Anhängern in einem lässigen Hangout erzählt, viel lieber in Mailand als im Pott kicken zu wollen, macht's der stressgeplagten BVB-Seele nicht einfacher. Die gute Nachricht für den BVB neben dem ziemlich wahrscheinlichen Pflichtspiel-Comeback von Mario Götze: Zum Auftakt der neuen Runde kommt der VfL Wolfsburg. Der will zwar nach dem schmerzhaften Relegationsabstecher und erfolgreicher Kaderentgiftung wieder alles besser, sogar alles wieder gut machen. Klappen tut das, aber noch nicht. Auch wenn Coach Andries Jonker seinen Männern das Spiel bis ins kleinste Detail neu beibringt. Unser Tipp: 3:1, Doppelpack Götze.
Wie geht's Timo Werner?
Ab nächster Woche können wir diese Kategorie gerne wieder in "Wie geht's RB Leipzig" umbenennen. Diese Woche langen wir aber nochmal in die Mottenkiste mit der Aufschrift "Schwalbenwerner". Die Schalker werden sich erinnern, denn gegen die hatte sich der 21-jährige Timo Werner vergangene Saison in Leipzig etwas zu unbedrängt im Strafraum abgelegt. Schwalbe, Elfmeter, Tor (auch noch durch Werner) - erst nur königsblaue, später quasi-nationale Wut. Werner aber hat die für sich abgehakt, hat er zumindest unserem Kollegen Ulli Kroemer erzählt. Ob's den Schalkern auch so geht? Nun, Samstagabend 18.30 Uhr gibt's den Stresstest (Obacht, Burnout-Gefahr!). Dem setzen sich die Gelsenkirchener indes auch mal wieder selbst aus - gänzlich ohne den Leipiziger Leichtfaller. Denn Neu-Coach Domenico Tedesco säbelte vergangene Woche einfach mal Kapitän Benedikt Höwedes ab, der versteht das nicht und überlegt offenbar tiefgefrustet zu wechseln, nach England. Unser Tipp: 2:1, da hilft den Oststrebern auch Werners berechtigter Elfmeter nix.
Was ist sonst noch so los?
FSV Mainz 05 - Hannover 96, Samstag, 15.30 Uhr: Ohne Knipser gibt's das Knalltrauma, hat unsere Redaktion über Hannover geurteilt und dem Weg nach Europa noch den erneuten Abstieg zwischengeschaltet. Diese These soll dringend widerlegt werden. "Wir wollen auf dem Platz jeden eines Besseren belehren, der uns als Abstiegskandidat handelt", sagt Trainer André Breitenreiter - und fordert Neuzugänge, mindestens drei. Gelingen muss der Gegenbeweis indes ohne Stimmung, denn die hat ihr Hörgeräte- und Klub-Chef quasi ausgeschaltet. Unser Tipp: 1:0
Hamburger SV - FC Augsburg, Samstag 15.30 Uhr: Kühnes Träume sind kühne Träume. Von denen sind die Pokaldeppen des HSV aber meilenweit entfernt, weswegen der Investor mal fleißig pöbelt. Erst zählte er Coach Markus Gisdol an, dann die Klubbosse, jetzt Sportchef Jens Todt und Jahrhundert-Flop Pierre-Michel Lasogga. "Die HSV-Führung ist auf der falschen Chaussee und nicht so kraftvoll, wie ich mir das wünsche. Es gibt schon eine deutliche Distanz in meiner Auffassung zu der, wie es wirklich praktiziert wird", klagt Kühne. Ganz glücklich sind sie auch beim Gegner nicht, denn auch der FCA darf sich nach dem Aus in Runde eins als Pokal-Depp hochleben lassen. Stress an allen Fronten. Unser Tipp: Katastrophenvermeidender Krisenkick, 0:0.
Hertha BSC - VfB Stuttgart, Samstag 15.30 Uhr: Herthas-Hinrunden-Phänomeniker treffen auf die größte BVB-Enklave außerhalb Dortmunds. Mit Neuzugang Eric Durm und Coach Hannes Wolf stehen nun sechs Männer mit schwarzgelber Vergangenheit im Kader der Schwaben. Und weil der BVB gegen die Hertha (fast) immer gut aussieht, unser Tipp: gurkenlangweiliges 0:1.
1899 Hoffenheim - Werder Bremen, Samstag 15.30 Uhr: Alles neu ... macht die 55. Saison. Da spielt Hoffenheim erstmals international. Da hat Hoffenheim als erster Klub eine riesige Videoleinwand auf dem Trainingsplatz, da spielt Claudio Pizarro nicht mehr für Bremen, da haben alle Bundesligisten das Recht, ihre Ärmel und Wechseltafeln zu vermarkten, da darf eine Frau das erste Mal im Oberhaus pfeifen, da gibt es vorerst keine Kollektivstrafen für Fans mehr, da gibt's ..., blababa ... bevor wir uns jetzt hier völlig verlieren, gibt's folgende Leseempfehlung - Unser Tipp trotz Hoffenheimer Horrorbilanz gegen Werder (0 S - 2 R - 4 N seit 2011): 2:0.
SC Freiburg - Eintracht Frankfurt, Sonntag 15.30 Uhr: Herrgott, wen interessiert das Spiel, wenn Michael Ballacks Albtraum in die Bundesliga zurückkehrt? Die Freiburger? Vermutlich, denn die haben nach der verpassten Europa-League-Qualifikation ja wieder mehr Augenmerk auf eine starke Ligasaison und die Gewissheit, dass Kulttrainer Christian Streich bleibt. Trotzdem, die neue Frankfurter Mischmasch-Kombo ist beseelt ob ihres neuen Anführers K-P Boateng. Unser Tipp: 0:1.
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln, Sonntag, 18 Uhr: Lust auf ein kleines Gedicht gegen die Monotonie der Vorschau? (wenn nicht, haben Sie leider Pech gehabt ... )
Anthony Modeste hat den 1. FC Köln gestresst,
Anthony Modeste sitzt jetzt in China fest,
Ohne Anthony Modeste wird's für den Rest...
... puh, mehr fällt uns nicht ein. Machen wir's kurz: Der "Effzeh" hat seine Spitzenkraft verloren, freut sich aber trotzdem wie bolle auf die neue Saison. "Die Bundesliga hat mir gefehlt", sagt Coach Peter Stöger. Ob Gladbachs "Fohlen" nach ihrem Wackel-Sieg gegen RW Essen im Pokal auch so vorfreudig sind? Wir haben nichts gehört. Deswegen unser krawallloser Derby-Tipp: 0:1
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Er wird nicht als Flügelstürmer spielen. Einige sehen ihn immer auf dieser Position, da sehe ich ihn nicht. Aber vielleicht war mein Fernseher kaputt." (Bayern-Coach Carlo Ancelotti weiß genau, wo Thomas Müller spielen muss - wenn er ihn denn spielen lässt)
Quelle: ntv.de