Sohn erteilt wichtigen Auftrag DFB-Debüt treibt Ducksch die Tränen in die Augen
13.11.2023, 14:11 Uhr
Gegen Frankfurt erzielte Ducksch sein fünftes Bundesliga-Tor der laufenden Saison.
(Foto: IMAGO/osnapix)
In Dortmund, Paderborn und Düsseldorf verpasst es Marvin Ducksch noch, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Erst im fortgeschrittenen Fußballer-Alter gelingt der Durchbruch, der ihn jetzt Teil der deutschen Nationalmannschaft werden lässt. Fürs Debüt dort gibt's vom Sohn eine wichtige Aufgabe.
Der Kindheitstraum erfüllte sich am Montagvormittag um kurz nach 10 Uhr. Da fuhr Marvin Ducksch in Frankfurt am Main in einem Minibus des Deutschen Fußball-Bundes am Teamhotel der Nationalmannschaft vor. Mit 29 Jahren ist der Stürmer von Werder Bremen zum ersten Mal für zwei Länderspiele gegen die Türkei und gegen Österreich nominiert worden. "Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen darf. Ich werde sehr viel lernen und sehr viel aufsaugen", sagte er noch einen Abend zuvor nach dem Bremer 2:2 (1:0) in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt.
Im Vergleich zu den meisten anderen Nationalspielern ist Ducksch ein Spätentwickler. Er hat sich erst jahrelang hocharbeiten müssen bis zu dem Punkt, den er jetzt erreicht hat. Bei Borussia Dortmund, dem SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf scheiterte er jeweils mit dem Versuch, sich als Bundesliga-Stürmer zu etablieren. Das schaffte er erst nach Werders Wiederaufstieg 2022. Sein 1:0 per Foulelfmeter gegen Frankfurt war bereits das 16. Erstliga-Tor, das er in weniger als anderthalb Jahren erzielte.
Tor: Marc-André ter Stegen (Barcelona), Kevin Trapp (Frankfurt), Oliver Baumann (Hoffenheim), Janis Blaswich (Leipzig)
Abwehr: Benjamin Henrichs (Leipzig), Mats Hummels (Dortmund), David Raum (Leipzig), Antonio Rüdiger (Madrid), Niklas Süle (Dortmund), Jonathan Tah (Leverkusen), Malick Thiaw (AC Mailand)
Mittelfeld: Robert Andrich (Leverkusen), Julian Brandt (Dortmund), Chris Führich (Stuttgart), Leon Goretzka (München), Pascal Groß (Brighton and Hove), İlkay Gündoğan (Barcelona), Kai Havertz (Arsenal), Jonas Hofmann (Leverkusen), Joshua Kimmich (München), Grischa Prömel (Hoffenheim), Leroy Sané (München), Florian Wirtz (Leverkusen)
Angriff: Marvin Ducksch (Bremen), Niclas Füllkrug (Dortmund), Serge Gnabry (München), Thomas Müller (München)
Dass ihm diese Nationalmannschafts-Nominierung mehr bedeutet als anderen Spielern, erklärt sich aus seiner Vorgeschichte. Und genau das erzählte Ducksch am Sonntagabend im Weserstadion noch einmal eindrücklich.
Nagelsmann schätzt "guten Grad an Verrücktheit"
Nach dem Anruf von Bundestrainer Julian Nagelsmann habe er mit seinen "besten Freunden noch mal darüber gesprochen, in welchen Situationen ich in meiner Karriere schon war", sagte er. "Da sind wir fast zu Tränen gekommen, weil ich doch schon eine schwierige Zeit hinter mir habe." Als er seinem Sohn dann von der Länderspielreise erzählte, habe der ihn gefragt, "ob ich ein Trikot mitbringen kann. Das werde ich sehr, sehr gerne machen."
Der neue Bundestrainer setzt auf Typen wie Ducksch. Deshalb holte Nagelsmann neben dem Werder-Stürmer auch Profis wie Robert Andrich von Bayer Leverkusen oder zumindest beim letzten Mal auch Kevin Behrens von Union Berlin in sein Team. Es zählen keine Namen, keine Vorgeschichten, kein Alter und auch keine Vereinslobbys. Nur Leistung, die Position, das Selbstvertrauen und wie Nagelsmann bei Ducksch noch explizit hinzufügte: "ein guter Grad an Verrücktheit".
Ducksch war beim 2:2 gegen Frankfurt sehr präsent - und später deutlich in seiner Meinung. Werder führte bereits mit 2:0, kassierte dann innerhalb von nur zehn Minuten zwei Gegentore durch Ellyes Skhiri und Hrvoje Smolcic. In der Schlussphase scheiterten die Bremer mit zwei Großchancen am 3:2. Einmal vergab Ducksch selbst. Einmal wurde er von seinem jungen Sturmpartner Justin Njinmah übersehen.
Klare Ansage an Sturmpartner Njinmah
Letzteres sprach der Neu-Nationalspieler hinterher in einer Direktheit an, wie man sie in dieser Branche vor laufenden Kameras nur selten hört. "Den Ball nimmt er mir weg. Den kann er mir einfach überlassen. Wenn ich das nicht anspreche, dann müssen wir das ansprechen", sagte Ducksch über Njinmah. Und fügte gleich hinzu: "Aber das ist kein Vorwurf an den Jungen. Er ist noch in der Lernphase."
Wie lange so eine Lernphase dauern kann, weiß kaum jemand im deutschen Profifußball besser als Ducksch. Und dass eine Nationalmannschafts-Nominierung niemals etwas Selbstverständliches ist, sah er zuletzt auch jeden Tag in der Werder-Kabine.
Denn die deutschen Länderspiel-Gegner sind die Türkei (18. November) und Österreich (21. November), und bei den Österreichern ist der Bremer Kapitän Marco Friedl entgegen seiner eigenen Erwartung schon wieder nicht dabei. Das ärgert den 25 Jahre alten Abwehrspieler massiv, das war am Sonntagabend nicht zu überhören: "Ich habe schon öfter gesagt, dass ich gerne dabei wäre. Das lasse ich jetzt so stehen."
Quelle: ntv.de, tsi/dpa