Fußball

Konzeptlosigkeit statt Titelanwärter Schalke strandet im tristen Mittelmaß

Kevin-Prince Boateng wurde als Schalker Hoffnungsträger gefeiert. Inzwischen ist die Euphorie abgeklungen, denn ein Boateng reicht in Gelsenkirchen nicht für stabile Verhältnisse.

Kevin-Prince Boateng wurde als Schalker Hoffnungsträger gefeiert. Inzwischen ist die Euphorie abgeklungen, denn ein Boateng reicht in Gelsenkirchen nicht für stabile Verhältnisse.

(Foto: imago sportfotodienst)

Wenn der FC Schalke in Köln spielen würde, wäre die Diagnose eindeutig: typischer Karnevalsverein. Schalke spielt aber nach wie vor in Gelsenkirchen und nach eigenem Selbstverständnis um den Meistertitel. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen in dieser Saison riesige Lücken. Was fehlt, ist ein Konzept.

Vor der Saison hoch gehandelt, dann schlecht gestartet, zwischendurch kurz gehypt, jetzt im Niemandsland: Beim FC Schalke 04 läuft in dieser Runde noch nicht viel zusammen. Galten die "Knappen" bei einigen Experten sogar als Geheimfavorit auf den Titel, dümpelt die Truppe von Coach Jens Keller nur im tristen Mittelfeld der Bundesliga herum. Das liegt nicht nur am Verletzungspech, sondern auch an der falschen Einstellung - und damit am Trainer.

Die Bundesliga-Zwischenzeugnisse
1899 Hoffenheim Werder Bremen
FC Schalke FSV Mainz
VfB Stuttgart FC Augsburg
Hertha BSC Frankfurt
Hannover 96 Wolfsburg
M'gladbach Hamburg
Leverkusen Nürnberg
Dortmund Freiburg
FC Bayern Braunschweig

Die Analyse von Julian Draxler nach dem letzten Spiel vor der Länderspielpause gegen Augsburg (4:1) erklärt eigentlich den kompletten Saisonstart von "Königsblau". Der Youngster erkannte "unser altes Problem, dass wir am Anfang mit dem Kopf noch nicht auf dem Platz sind" - was Fußball-Profis nicht passieren sollte, den Schalkern aber immer wieder passiert. Gegen Hamburg (3:3) früh in Rückstand, in Wolfsburg (0:4) kassierte S04 drei, in Hannover (1:2) zwei Gegentreffer nach Standardsituationen.

Was Schalke in den ersten Wochen der Saison zeigte, war schlichtweg nicht bundesligareif. Es fehlte nicht nur an der Abstimmung in allen Mannschaftsteilen, auch die Einstellung ließ zu wünschen übrig. Die Defensive glich einem undisziplinierten Hühnerhaufen, Leistungsträger wie Draxler, Jefferson Farfan oder Benedikt Höwedes waren neben der Spur. Dass Tor-Garant Klaas-Jan Huntelaar (Innenbandabriss) und auch Kyriakos Papadopulos (Knie-OP) verletzt fehlten, war spürbar. Eine Spitzenmannschaft, als die sich Schalke selbst sieht, darf das aber nicht dermaßen aus der Bahn werfen.

Heldt: Pause kommt "zur rechten Zeit"

Mit der Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng schien ein Ruck durch den Verein zu gehen, doch nach Siegen gegen Leverkusen (2:0) und in Mainz (1:0) war die Aufbruchstimmung schnell dahin. Es wirkte unfreiwillig komisch, wie Keller jedes Mal aufs Neue versuchte, die Leistungen schön zu reden. "Man darf nicht vergessen, dass wir in 20 Tagen sieben Spiele und nicht mehr so viele Möglichkeiten hatten, frische Spieler zu bringen", sagte der Trainer nach dem Sieg gegen Augsburg.

Nach kurzem Zwischenhoch sieht sich Schalke-Trainer Jens Keller wieder harter Kritik ausgesetzt.

Nach kurzem Zwischenhoch sieht sich Schalke-Trainer Jens Keller wieder harter Kritik ausgesetzt.

(Foto: imago sportfotodienst)

Dank des Dreiers gegen die Schwaben und einer noch makellosen Bilanz in der Champions League ist die "königsblaue" Welt zumindest wieder halbwegs in Ordnung. Das Problem ist, dass die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei fast keinem anderen Verein so weit auseinanderklafft wie bei den "Knappen". Dass die Fans unzufrieden sind, ist nicht nur der Erfolglosigkeit zuzuschreiben. Der Fußball, der geboten wird, ist teilweise einfach schlecht.

Deshalb muss sich Keller die Frage gefallen lassen, ob sein Konzept greift. Sicherlich war er wegen Verletzungen immer wieder gezwungen, die Mannschaft umzubauen, eine Handschrift ist aber nicht zu erkennen. Gerade wenn Schalke das Spiel machen muss, fehlen die Ideen. Woraus der Tabellen-Achte letztendlich seinen Optimismus für den weiteren Saisonverlauf ableitet, ist die aufsteigende Formkurve und die Hoffnung, dass mit der Rückkehr der Dauerverletzten endlich Kontinuität rein kommt. Weil das aber noch dauern wird, ist wohl nicht nur Manager Horst Heldt der Meinung, dass die Länderspielpause "für uns zur rechten Zeit kommt".

Quelle: ntv.de, sport.de

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