Wie weiter in Europa? Dem FC Bayern droht ein ehemaliges Hammerlos
15.12.2023, 11:13 Uhr
Auf dem Weg zum Champions-League-Titel schlug der FC Bayern 2020 Paris Saint-Germain. Geschichte könnte sich wiederholen.
(Foto: ULMER)
Die Vorrunden in den europäischen Wettbewerben sind gespielt und die deutschen Klubs haben den komplizierten Herbst recht gut überstanden: Sechs von sieben gestarteten Fußball-Bundesligisten überwintern in ihrem Wettbewerb. Einzig Neuling Union Berlin fiel als Vierter in seiner Champions-League-Gruppe durchs Netz, das die UEFA so sorgfältig gewebt hat, um auf dem Weg zu den Geldtöpfen möglichst keinen der großen Klubs zu verlieren.
Der FC Bayern tut in der Gruppenphase FC-Bayern-Dinge und blieb auch in den Vorrundenspielen 35 bis 40 in Folge ungeschlagen. Das in der Liga erratische Borussia Dortmund wiederum verblüfft mit dem Gewinn der vermeintlichen Todesgruppe mit den heftigst gepamperten Paris St. Germain, Newcastle United und dem AC Milan. Und RB Leipzig? Verliert wie immer gegen Manchester City und gibt sich ansonsten keine Blöße. Bayer Leverkusen gelingt Großes, der SC Freiburg und Eintracht Frankfurt verschaffen sich noch ein bisschen Stress extra. Aber wie geht es nun für die verbliebenen deutschen Teams weiter auf ihrer Europareise? Und warum ist das auch für die Bundesliga wichtig?
FC Bayern München
Der deutsche Rekordmeister ist auf internationaler Ebene ein Phänomen: Keines der letzten 40 Gruppenspiele hat der FC Bayern München verloren, das 0:0 gegen den FC Kopenhagen am vorletzten Spieltag bedeutete den ersten Punktverlust nach zuvor 17 Siegen in Folge. Beeindruckende Zahlen, die die Frage nach der sportlichen Relevanz der Gruppenphase aufwerfen. Aber für die Qualität der Gegner in der frühen Phase der Königsklasse kann der FC Bayern ja nichts. Und dann wird es bekanntlich auch schnell ernst: Seit dem Titelgewinn 2020 war für den sechsfachen Europacup-Sieger stets im Viertelfinale Schluss.
Die Auslosung am kommenden Montag könnte den Gruppenphasen-Königen nun ein vermeintliches Hammerlos fürs Achtelfinale bescheren, das allerdings seinen großen Schrecken längst verloren hat: Paris Saint-Germain mit Superstar Kylian Mbappé ist ein möglicher Gegner. Das milliardenschwere Ensemble, das im Auftrag Katars weiterhin und bislang erfolglos verzweifelt dem Champions-League-Pokal hinterherjagt, qualifizierte sich als Zweiter hinter dem BVB fürs Achtelfinale. Schon in der vergangenen Saison traf man sich im Achtelfinale, der FC Bayern setzte sich mit zwei Siegen durch - und erlaubte dem französischen Rekordmeister in zwei Spielen kein Tor. Weitere mögliche Gegner des FC Bayern für die Achtelfinals im Frühjahr sind die PSV Eindhoven, die SSC Neapel, Inter Mailand, Lazio Rom oder der FC Porto.
Borussia Dortmund
Was für ein Coup: Schon am vorletzten Spieltag der als "Todesgruppe" gehandelten Gruppe F machte Borussia Dortmund den Einzug ins Achtelfinale klar, gegen PSG sorgte Niklas Süle dann auch noch stilecht per Heldengrätsche gegen Kylian Mbappé für den Gruppensieg. Es ist - ohne dem deutschen Vizemeister zu nahe treten zu wollen - eine der Überraschungen dieser Champions-League-Saison. Wie wertvoll der Gruppensieg ist, zeigt ein Blick auf die möglichen kommenden Gegner des BVB: Der FC Kopenhagen aus der Bayern-Gruppe, dazu Eindhoven, Neapel, Inter, Lazio und Porto. Das liest sich deutlich besser als Manchester City, Real Madrid oder FC Barcelona.
RB Leipzig
Auf RB Leipzig dürften spanische Wochen zukommen - jedenfalls macht die Konstellation nach der Gruppenphase ein Duell des Bundesligisten mit einem Vertreter aus LaLiga sehr wahrscheinlich: Real Madrid, Real Sociedad, Atlético Madrid und der FC Barcelona gewannen allesamt ihre Vorrundengruppe und kommen damit als Achtelfinalgegner für die Sachsen infrage. Außerdem im Lostopf für RB: der FC Arsenal. Von den Engländern dürfte der Bundesligist allerdings erstmal genug haben: Drei Jahre in Folge traf man jetzt in der Champions League auf Premier-League-Krösus Manchester City, fünf der sechs Spiele verlor RB.
Bayer Leverkusen
Was für eine Europa-League-Runde spielt Bayer Leverkusen denn da? Sechs Spiele, sechs Siege - das gelang überhaupt erst zehn Teams, zuletzt dem FC Arsenal 2020. Der Bundesliga-Tabellenführer erspart sich mit diesem Ritt durch die Gruppenphase zwei Playoff-Spiele im Februar und qualifizierte sich stattdessen direkt fürs Achtelfinale (7. und 14. März). Zum Modus der Auslosung hält sich die UEFA bedeckt, in der vergangenen Saison waren die acht Gruppensieger gesetzt und trafen auf einen Gewinner der Playoff-Begegnungen zwischen einem Gruppenzweiten der Europa League und einem Gruppendritten aus der Champions League.
SC Freiburg
Zum Gruppensieg hat es für den SC Freiburg nicht gereicht, zum Weiterkommen aber wohl: Nach dem 0:2 im Gruppenfinale bei Conference-League-Sieger West Ham United muss - oder darf - der Bundesligist in die Playoffs um den Achtelfinaleinzug. Dort trifft der Sport-Club auf einen Gruppendritten aus der Champions League (Galatasaray Istanbul, RC Lens, Sporting Braga, Benfica, Feyenoord, AC Mailand, Young Boys Bern, Schachtar Donezk). In jedem Fall hat das Team von Trainer Christian Streich im Rückspiel Heimrecht.
Eintracht Frankfurt
Kein deutscher Klub arbeitet sich so akribisch durch die europäischen Wettbewerbe, wie Eintracht Frankfurt: 2022 feierte man Europa-Partys in Serie, demütigte den FC Barcelona im mythischen Camp Nou und gewann die Europa League, in der folgenden Saison war erst im Achtelfinale der Champions League Schluss. Und nun stehen die Playoffs zum Einzug ins Achtelfinale der Conference League an - und dort warten unter den Dritten der acht Europa-League-Gruppen diverse attraktive Gegner: Olympiakos Piräus, Ajax Amsterdam, Betis Sevilla, Sturm Graz, Servette Genf, Union Saint-Gilloise, Maccabi Haifa oder Molde FK. Auch Eintracht Frankfurt hätte im Rückspiel Heimrecht.
Wichtig ist das weitere Abschneiden von FC Bayern und Co. nicht nur für die Klubs selbst, sondern auch für die Bundesliga: Letztmals spielen in der laufenden Saison 32 Teams in der Champions League, in der kommenden Runde wird die Königsklasse auf 36 Mannschaften aufgestockt. Von den vier zusätzlichen Plätzen werden zwei an die in dieser Saison international erfolgreichsten Ligen vergeben. Zur Winterpause liegt Deutschland mit einem Koeffizienten von 13,643 auf dem zweiten Platz im Ranking, hinter Italien (14,000) und knapp vor England (13,625) und Spanien (12,688).
Quelle: ntv.de