Fußball

Wie läuft der ultimative Kick? Der BVB brennt und witzelt, Juve will Tore

"Wir stehen vor der größten Herausforderung, die es im Fußball gibt": Jürgen Klopp.

"Wir stehen vor der größten Herausforderung, die es im Fußball gibt": Jürgen Klopp.

(Foto: imago/DeFodi)

Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin steht der BVB vor der größtmöglichen Herausforderung - glaubt Trainer Jürgen Klopp. Er glaubt aber auch: Juve ist schlagbar. Denn die Borussia lockt die Aussicht auf ewige Sorgenfreiheit.

Worum geht’s?

Um alles! Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) will Borussia Dortmund unbedingt sein Viertelfinal-Abonnement in der Königsklasse verlängern. Das brächte nicht nur weitere Millioneneinnahmen für die erwartete personelle Neuausrichtung im Sommer. Das würde auf der vorläufigen Abschiedstournee aus der Champions League auch noch mindestens zwei Ehrenrunden garantieren, als nettes Bonbon einer grandios verkorksten Ligasaison. Für Mittelfeldspieler Kevin Kampl lautet die Zielsetzung gegen Juventus deshalb: "Etwas Großes schaffen." Und dabei, so der Winter-Neuzugang, würden seiner Borussia "90 sehr gute Minuten" helfen.

Dortmund - Turin, 20.45 Uhr

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Kirch, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Bender - Blaszczykowski, Kampl, Reus - Aubameyang. - Trainer: Klopp
Juventus Turin: Buffon - Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Chiellini, Vidal, Marchisio, Pogba - Pereyra - Tevez, Morata. - Trainer: Allegri
Schiedsrichter: Mazic (Serbien)

Zufällig liegt die Dortmunder Zweitbesetzung für die Marco-Reus-Planstelle damit exakt auf einer Linie mit ihrem Trainer Jürgen Klopp. Der gab zu Protokoll: "Wer im Achtelfinale der Champions League steht und weiterkommen will, muss in mindestens einem Spiel überragend spielen." Da sein BVB das im mit 1:2 verlorenen Hinspiel nicht getan habe, folgerte Klopp, müsse es nun eben im zweiten Versuch klappen. In Liga und Pokal stand in der BVB-Abwehr zuletzt viermal hintereinander die Null. Glückt das auch gegen Juventus und außerdem vorne mindestens ein Tor, würde der BVB seiner bemerkenswerten Achterbahn-Saison die nächste Kuriosität hinzufügen: In Europa stünde die Borussia dann unter den besten Acht - was ihr in der Bundesliga zuletzt am fünften Spieltag gelungen war. Das war im September 2014.

Wie stehen die Vorzeichen?

Auf Vorteil Juventus. Die Italiener nehmen einen 2:1-Sieg mit ins Rückspiel und das beruhigende Gefühl, das zum Weiterkommen kein Sieg nötig ist. Und die Dortmunder? Sind ebenfalls zufrieden und zuversichtlich. "Wir stehen vor der größten Herausforderung, die es im Fußball gibt: Gegen eine italienische Mannschaft zu spielen, der ein Remis reicht", witzelte Klopp. Er hätte zwar schon in Turin liebe gewonnen als verloren: "Aber wenn Du verlierst, dann mit 1:2." Schließlich müsse man dadurch daheim "das Ding nicht 9:0 gewinnen, wir müssen 1:0 gewinnen". Juventus sei "sehr erfahren, sehr clever, fußballerisch gut, aber nicht unschlagbar", sagte Klopp, sein BVB habe "Bock" auf das Spiel, also alles tutti: "Jetzt müssen wir nur noch richtig gut Fußball spielen." In der Champions League gelang das dem BVB im eigenen Stadion mit beeindruckender Regelmäßigkeit, zehn der vergangenen 13 Heimspiele haben die Dortmunder gewonnen. Kleiner Wermutstropfen dieser schönen Statistik: Gegen Juventus Turin spielte der BVB international bislang dreimal im eigenen Stadion - und verlor dreimal. Der größte Triumph gegen die Italiener, dieses legendäre 3:1 im Champions-League-Finale 1997, gelang in München. Ausgerechnet.

Wie ist Borussia Dortmund drauf?

Um Welten besser als vor anderthalb Monaten und trotzdem irgendwie mittelprächtig. Seit sechs Ligaspielen ist der BVB ungeschlagen, zwischendurch gelang noch ein Kampfsieg in der Dresdner Pokalhölle. Trotzdem war es erschütternd, wie wenig die BVB-Offensive die robusten Abwehrmauern der Kleinklubs aus Dresden, Hamburg und Köln erschüttern konnte in den letzten drei Pflichtspielen. "Wenn das Spiel heute für etwas gut war, dann dafür, dass wir gesehen haben, wie es nicht geht", nahm Klopp als erfreulichste Erkenntnis aus der frustrierenden Heim-Nullnummer gegen Köln mit. In der Liga hat sich der BVB vorerst im tabellarischen Niemandsland eingerichtet, wobei der Abstand nach unten noch immer geringer ist als nach oben. Die Illusion immerhin, noch in die Champions League stürmen zu können, ist nun geplatzt. In der Königsklasse spielt der BVB in der nächsten Saison nur, wenn er sie in dieser Saison gewinnt. Das hätte dann allerdings noch weitere Vorteile, dozierte Klopp: "Ich habe der Mannschaft gesagt: Wenn ihr die Champions League gewinnt, dann könnt ihr euer ganzes Leben davon zehren. Dann müsst ihr nie mehr arbeiten, so wie Michael Zorc, Lars Ricken und die anderen."

Wie läuft's bei Juventus Turin?

Prächtig, eigentlich. Im Viertelfinale der Champions League standen die Turiner seit 2006 zwar nur einmal und damit halb so oft wie der BVB seit 2013. Aber 14 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten AS Rom in der heimischen Serie A und schwärmerische WM-Halbfinal-Erinnerungen an Dortmund sorgen dafür, die Turiner durchaus frohen Mutes nach Dortmund gereist sind. Entsprechend erstaunt war Jürgen Klopp, als er in der Pressekonferenz auf die angebliche Mittelmäßigkeit von Juventus Turin angesprochen wurde. "Hat der italienische Fußball inzwischen so wenig Selbstvertrauen?", entgegnete Klopp verblüfft und behauptete: "In Deutschland glaubt niemand, dass der italienische Fußball mittelmäßig ist. Schon gar nicht Juventus Turin." Trotzdem tönte BVB-Profi Nuri Sahin nach dem unnötig verlorenen Hinspiel: "Juve ist absolut schlagbar. Wir werden weiterkommen."

Als hilfreich wurde verbucht, dass Juves Regisseur Andrea Pirlo fehlen wird. Allerdings: Ohne seinen Altstar spielt Juventus in dieser Saison erfolgreicher als mit ihm. In Dortmund fordert Trainer Massimiliano Allegri von seiner Mannschaft "mindestens ein Tor". Was verwegen klingt für ein italienisches Team, dem eine ermauerte Nullnummer zum Weiterkommen reichen würde, begründete Allegri ganz pragmatisch: "Ich gehe nicht von einem 0:0 aus. Es wird für uns darum gehen, Tore zu schießen und dort zuzuschlagen, wo der BVB Schwächen zeigt." Klingt eigentlich nach einem prächtigen Plan.

War sonst noch was?

Der Film ist fertig, und zwar nicht irgendeiner. Nein, der über den Platz, wo heute in Dortmund die Eckkneipe "Pommes Rot/Weiß" steht und am 19. Dezember 1909 der Ballspielverein Borussia gegründet wurde, gegen den Willen der katholischen Kirche. "Am Borsigplatz geboren - Franz Jacobi und die Wiege des BVB" wurde am Sonntag um 19.09 Uhr in Dortmund urvorgeführt. Der per Corwdfunding finanzierte Dokumentarfilm von Gregor Schnittler, Jan-Henrik Gruszecki und Marc Mauricius Quambusch schaffte, was dem BVB gegen Köln nicht geglückt war: Er fesselte die Zuschauer. "Es war ein höchst emotionaler und sensationell verlaufener Abend", schwärmte Präsident Reinhard Rauball nach der Premiere. Ein Satz, den er am späten Mittwochabend sicher gern wiederholen würde.

Quelle: ntv.de

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