Fußball

"Glück nicht überspitzen" Der BVB erfreut sich an der Niederlage

Applaus, Applaus: Pierre-Emerick Aubameyang, Marco Reus und Ciro Immobile feiern den Ausgleich in Turin.

Applaus, Applaus: Pierre-Emerick Aubameyang, Marco Reus und Ciro Immobile feiern den Ausgleich in Turin.

(Foto: imago/Ulmer)

Nach dem 1:2 gegen Juventus ist die Stimmung bei der Dortmunder Borussia - durchaus gut. Das Viertelfinale in der Champions League ist noch drin. Mats Hummels sieht fußballerische Forschritte, nur eine Personalie bedrückt.

Es wird niemand behaupten wollen, die Dortmunder Borussia habe bisher "a grandios Saison gespielt", wie es einst Roman Weidenfeller im Überschwang der Gefühle formulierte. 2011 war das, der BVB hatte gerade die Deutsche Fußballmeisterschaft gewonnen - und der Torhüter sich in die missliche Lage manövriert, ein Interview auf Englisch geben zu müssen. Es behauptet auch niemand, die Dortmunder hätten am Mittwochabend in Turin grandios aufgetrumpft. Aber ordentlich war das schon, was die Mannschaft von Jürgen Klopp in ihrem ersten Achtelfinale der Champions League bei der 1:2-Niederlage gegen den italienischen Meister Juventus gezeigt hat. Und so bilanzierte der Trainer nach der Partie und somit vor dem Rückspiel am 18. März im Westfalenstadion durchaus zufrieden: "Zu Hause kommst du mit einem 1:0 weiter. Was willste mehr?"

Dem geneigten Beobachter würde da noch einiges einfallen. In erster Linie war dieses Spiel des Spitzenreiters der italienischen Serie A mit dem Tabellenzwölften der Bundesliga ein "Abend der Aussetzer", wie nicht nur die "Süddeutsche Zeitung erkannt hatte. Alle drei Treffer hatten ihren Ursprung in schweren Fehlern des Gegners. Beim ersten Treffer der Turiner durch Carlos Tevez in der 13. Minute vor 41.182 Zuschauern im ausverkauften Juventus-Stadion ließ eben jener Weidenfeller wenig grandios den Ball nach einer Art Flanke von Álvaro Morata vor die Füße des Argentiniers abprallen, der so mühelos zum Torschützen avancierte. "Für den Torwart ist es immer schwer, wenn der Ball so scharf hinten reingespielt wird. Ich komme nur mit den Fingerspitzen dran, da ist es klar, dass man da auch schlecht aussieht als Torwart", räumte Weidenfeller ein. Beim zweiten Tor Juves dufte Morata zwei Minuten vor der Pause ungestört durch die Viererabwehrkette des BVB spazieren.

"Wusste ich, da ist mehr drin"

Da war es ein Glück für den BVB, dass die Gastgeber ebenfalls ein Geschenk machten. Fünf Minuten nach der Turiner Führung rutschte Giorgio Chiellini aus, Marco Reus, Dortmunds Mann der vergangenen Wochen, schnappte sich den Ball und vollendete kühl. Restlos zufrieden war der deutsche Nationalspieler aber nicht. "Nach dem 1:1 wusste ich, da ist mehr drin. Aber es hat uns nicht so viel Sicherheit gegeben, wie wir wollten. Wir waren zu schwach nach vorne, müssen gerade im letzten Drittel zielstrebiger sein. Jetzt müssen wir es halt im Rückspiel richten." Da reicht, wie wir wissen, ja schon ein 1:0. Reus versprach das, was Fußballspieler meist versprechen: "Wir werden alles geben." Und Kapitän Mats Hummels zeigte sich keineswegs geknickt nach der knappen Niederlage: "Das ist völlig in Ordnung. Ich bin deshalb nicht übermäßig traurig."

Die Dortmunder waren mit sich und dem keineswegs perfekten Spiel zufrieden. Was eben auch damit zusammenhängt, dass sie in der Bundesliga keineswegs eine grandiose Saison gespielt haben, auch nach zuletzt drei Siegen infolge stehen sie in der Tabelle noch immer nur drei Punkte vor einem Abstiegsplatz. Daran bemisst sich alles. "Juve wurde selten so unter Druck gesetzt", befand Klopp. "Davon können wir uns zwar nichts kaufen. Aber unter Umständen ist das ein Wink, wie es gehen kann, weil wir ja noch mal gegen sie spielen dürfen. Wir sind glücklich, dass wir es so spannend machen können." Sprach's und lächelte. Hummels ging sogar so weit, Fortschritte zu sehen, die für die Zuschauer nicht unbedingt zu erkennen waren. "Im Großen und Ganzen steht das Defensivgerüst wieder. Aber es gibt immer noch kleine Wackler."

Nun geht es am Samstag in der Bundesliga weiter, dann ist der FC Schalke 04 zum Duell der Champions-League-Verlierer zu Gast. Mit einem Sieg könnte sich der BVB weiter in Richtung Mittelfeld vorarbeiten, Hummels ist da guten Mutes: "Wir bringen unseren Fußball seit einigen Wochen wieder auf den Platz. Ich denke, dass wir im Derby am Samstag noch mal eine Schippe drauflegen können." Den Dortmunder Optimismus trübt allerdings die Tatsache, dass Außenverteidiger Lukasz Piszczek, der in Turin nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt wurde, länger auszufallen droht. "Der Syndesmosetest hat angeschlagen, das ist schon mal richtig scheiße", klagte Klopp. Zudem musste auch Innenverteidiger Sokratis vorzeitig vom Rasen. Der Grieche beklagte muskuläre Probleme im Leistenbereich. Eine erste Prognose verhieß wenig Gutes: "Ich weiß nicht, ob es bis Samstag reicht." Grandios ist die Lage beim BVB also noch lange nicht, aber sie hoffen. Oder wie es Roman Weidenfeller nach der Partie in Turin ausdrückte: "Man darf das Glück auch nicht überspitzen." Was auch immer er uns damit sagen wollte.

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen