Fußball

Guardiola staunt über Brighton Der Premier-League-Klub, der den Fußball verändert

Auch Neu-Nationalspieler Pascal Groß gehört zu Brighton.

Auch Neu-Nationalspieler Pascal Groß gehört zu Brighton.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Aus dem Süden Englands kommt derzeit einer der spannendsten Premier-League-Klubs derzeit. Brighton & Hove Albion lässt nicht nur Trainer-Ikone Josep Guardiola schwärmen, sondern steht auf unbekannter Bühne vor einem historischen Abend.

Das allererste Mal Europapokal: Schon bevor Brighton & Hove Albion am Abend in der Europa League sein historisches Spiel gegen AEK Athen bestreitet (21.00 Uhr bei RTL+), sorgte der Klub nach dem vergangenen Wochenende zumindest bei X, früher einmal Twitter, für Aufsehen. Dort kursierte ein 1:45 Minuten langes Video, das bei Brightons 3:1-Premier-League-Erfolg über Manchester United entstanden war. Es zeigte das 2:0, das der frisch gebackene deutsche Nationalspieler Pascal Groß kurz nach der Halbzeit erzielte.

Das Video verdeutlicht eindrucksvoll einen der Gründe, weshalb Brighton nicht nur das älteste Kino Großbritanniens, sondern auch die spannendste Attraktion der Premier League beheimatet. Denn das ist der Fußball des Europa-League-Teilnehmers: schnelle, kurze Pässe, die die gegnerische Mannschaft beim Verschieben zermürben. In den 1:45 Minuten sind deshalb nicht nur 30 Pässe, sondern auch ein verzweifelter United-Kapitän Bruno Fernandes zu sehen (bei 0:58 Minuten).

Einer, der diese Sequenz vermutlich schon seziert hat, ist Josep Guardiola. Der schwärmte schon vor Monaten von dem Verantwortlichen dieser Passmaschine. "Passt auf, was ich jetzt sage, ich bin davon überzeugt, dass es stimmt", sagte der Trainer von Meister Manchester City im Mai: "Roberto de Zerbi ist einer der einflussreichsten Trainer der vergangenen 20 Jahren. Es gibt keine Mannschaft, die so spielt. Es ist einzigartig." Die Ballbesitzwerte knüpfen an den oft aberwitzigen von Man City an, Guardiola schwärmte auch von der Zahl der kreierten Chancen. Wenn man nicht auf höchstem Niveau agiere, "macht er mit dir, was er will". Und "jeder macht mit. Der Torwart ist wie ein defensiver Mittelfeldspieler". Brighton sei "meisterhaft" darin, im richtigen Moment und mit dem richtigen Tempo den Ball zum freien Mitspieler zu passen und sich entsprechend zu bewegen. Es geht also vor allem um Ballbesitz.

Elegant und erfolgreich

Tatsächlich ist der Fußball nicht nur etwas für Fans, die den Guardiola-Fußball mögen. Er ist auch erfolgreich. Derzeit liegt Brighton auf dem fünften Tabellenplatz, mit zwölf Punkten aus fünf Spielen. Dazu kommen die meisten geschossenen Tore der Liga. Der Klub, der vor zwölf Jahren noch in der dritten Liga spielte, sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder für persönliche Bestmarken. Die Grundlage dafür legte Trainer Graham Potter, der den Klub in der Saison 2020/21 erst vor dem Abstieg rettete und danach ins Tabellenmittelfeld führte. Während Potter als Cheftrainer bei Chelsea verzweifelte, ging es unter seinem Nachfolger de Zerbi für Brighton weiter stark bergauf.

Vor allem eine Sache ist daran bemerkenswert. Auf dem englischen Transfermarkt sind sie als Geisterfahrer unterwegs. Schon Premier-League-Klubs aus der Mittelklasse investieren Summen, bei denen der Bundesliga-Spitze schwindelig wird. Brighton macht da nicht mit - im Gegenteil. Die Südengländer müssen einen hochklassigen Abgang nach dem anderen verkraften. In diesem Sommer verlor die Elf nicht nur Mittelfeldarbeiter Moises Caicedo für 116 Millionen Euro an den FC Chelsea, sondern auch Weltmeister Alexis Mac Allister (42 Millionen Euro) an Liverpool.

Für jeden anderen Klub wäre das so leicht nicht zu kompensieren. Schon im Vorjahr verlor Brighton mit Ben White, Yves Bissouma, Marc Cucurella und Leandro Trossard zahlreiche Hochkaräter an die Ligaspitze. Und bleibt dennoch erfolgreich. Der britische "Guardian" brachte das Kuriosum auf den Punkt: Je mehr Spieler Brighton verliert, desto besser wird es. Der Klub sei wie eine Hydra, die für jeden Abgang, eine würdige Nachfolge präsentiere. Statt Caicedo und Mac Allister ist es nun der 22-jährige Billy Gilmour, der im Mittelfeld die Fäden zieht.

Dazu kommt, dass sie vor allem Spieler verpflichten, die zur Spielidee passen. Etwa der ablösefrei aus Dortmund gekommene Mo Dahoud ist mit seiner Ballsicherheit perfekt für das zermürbende Spiel. Auch sonst ist die Kaderstruktur spannend. Zum einen tummeln sich dort zahlreiche talentierte junge Spieler. Barça-Supertalent Ansu Fati startet dort auf Leihbasis einen neuen Anlauf, um abseits der Scheinwerfer seine Karriere wieder in Schwung zu bekommen. Auch die jungen Evan Ferguson sowie Neuzugang João Pedro oder Julio Enciso zählen zu den wertvollsten Spieler ihrer Altersklasse. Dagegen versammeln sich bei Brighton auch in die Jahre gekommene Premier-League-Größen: Danny Welbeck, Adam Lallana und der mittlerweile 37 Jahre alte James Milner.

Die Sache mit dem Pokerstar

Der Erfolg Brightons ist das Ergebnis einer unkonventionellen Scouting-Arbeit. Verantwortlich ist dafür Besitzer Tony Bloom. Der studierte Mathematiker ist nicht nur Klubeigentümer, sondern auch Pokerstar - und kennt sich daher mit Wahrscheinlichkeiten aus. 2009 übernahm er 75 Prozent seines Heimatklubs. Seither hat er auch das Scouting verändert. Brighton arbeitet mit der Datenfirma "Starlizard" zusammen, die von sich selbst sagt, sie bringe Sportanalysen in eine "völlig andere Liga". "Durch eine Kombination aus Innovation und kritischem Denken erstellen wir die besten Sportprognosen der Welt", heißt es auf der Webseite.

Eintracht, Klopp und Co. bei RTL und RTL+

Zum Start der Europa League überträgt RTL heute das Spiel des SC Freiburg bei Olympiakos Piräus ab 20.40 Uhr live im Free-TV. Acht Spiele im Livestream und alle Highlights aus Europa League (mit u.a. Bayer Leverkusen und dem FC Liverpool) und Europa Conference League sehen Sie ab 18.10 Uhr auf RTL+. Alles gerahmt von MATCHDAY, der großen Spieltagsshow.

"Starlizard" füttert Brighton mit Daten. "Ich möchte dazu keine Betriebsgeheimnisse erzählen. Aber unser Beispiel zeigt: Es braucht keine Unsummen für Top-Transfers, es helfen auch mathematische Formeln", sagte der heutige Ehrenpräsident Jürgen Baatzsch dem "Münchner Merkur". Wie genau das funktioniert, ist ein Geheimnis. Darüber hinaus profitieren die anderen Klubs, die Bloom gehören, davon, etwa der Union-Berlin-Schreck aus der vergangenen Saison: Royal Union Saint-Gilloise.

Aus der Suchmaschine von "Starlizard" stammen zahlreiche Entdeckungen, die zuletzt auch den deutschen Fußball aufwirbelten. Neben Pascal Groß, den Ex-DFB-Trainer Hansi Flick zuletzt im Alter von 32 Jahren erstmals und überraschend nominiert hatte, gehörte dazu zudem Deniz Undav, der aus Meppen über Saint-Gilles und Brighton zum VfB Stuttgart wechselte. Und Victor Boniface, der derzeit bei Bayer Leverkusen die Bundesliga verzückt, kam aus dem "Starlizard"-Universum. Für jeden Abgang stehen gleich mehrere potenzielle Nachfolger bereit. Damit ist Brighton auch für die nächste Transferperiode gerüstet.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen