Fußball

So läuft der vierte Spieltag Die DFL rettet Ancelottis FC Bayern

Als hätte es die Deutsche Fußball-Liga gewusst: Nach dem Spiel in Hoffenheim braucht der FC Bayern einen Aufbaugegner. Den gibt's am vierten Spieltag, mit kolossalen Folgen. In der Stadt Dortmund wächst eine Krise, Schalke sucht und sucht.

Wie stark kriselt der FC Bayern?

Der leidende FC Bayern München stellt sich am vierten Spieltag in der von der Deutschen Fußball-Liga präsentierten "Vorher-Nachher-Show" der Bundesliga vor. Doch anders als einst in der legendären von der Bildschirm-Ikone Gundis Zambo moderierten Stylingshow beim einst ebenfalls legendären Sender TM3, bekommen die sportlichen Angestellten des Meisters am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) kein kollektives Ganzkopf-Lifting verpasst, sondern das dringend benötige Anti-Krisen-Antibiotikum injiziert. Verschrieben von der DFL, verabreicht vom FSV Mainz 05. In offenbar weiser Voraussicht haben die Liga-Bosse dem Rekord-Champion nach dem gescheiterten Kraftakt in Hoffenheim (0:2) und dem erfolgreichen Königsklassen-Auftakt gegen den RSC Anderlecht (3:0) nun eine Aufgabe zum Entspannen (sorry liebe Mainzer, ist nicht böse gemeint) zugeteilt.

Dass die Mannschaft schon beim 3:0 gegen die Belgier am Dienstag in den Chiller-Modus geswitscht ist, konnten die Spielplangestalter freilich nicht wissen. Denn während ihrer logistischen Bauarbeiten, produzierte der böse Wirt des nun ausgebrochenen Kriseninfekts zwar tüchtig Erreger, die aber wurden als Wird-schon-wieder-Kinkerlitzchen nur unzureichend behandelt. Die richtige Behandlungsmethode empfiehlt nun ausgerechnet Thomas Müller, der sich selbst vom Erreger zum Chefarzt umerzog: "Aktuell haben wir schon genug Unruhe. Wir sollten uns, wie Arjen Robben schon sagte, auf die Dinge auf dem Platz konzentrieren. Wenn wir Erfolg haben, können wir auch wieder über andere Dinge reden. Es geht nur um den Erfolg des Vereins und der Mannschaft und nicht um einzelne Spieler." Angesichts der guten und raschen Heilungschancen durch das Antibiotikum tippen wir: Krisen-Ende und 5:0 für den FC Bayern.

Wie geht's dem BVB?

Besser als dem FC Bayern. Doch so richtig gut auch nicht. Dafür verantwortlich sind die ausgehende Kalenderwoche 36 und die laufende Kalenderwoche 37. Das Unwohlsein begann im Breisgau. Beim mickrigen 0:0 am dritten Spieltag, ackerte sich der BVB vergangenen Samstag kreativ- und erfolglos an unterzähligen Freiburgern ab. Und in der Champions League wurde der fatale Mischmasch aus Naivität und Harakiri von Harry Kane und seinen Tottenham Hotspur bitter-böse bestraft. Oliver Kahn, den sie bei der Borussia ja wegen seinen Attacken auf Heiko Herrlich und Stephane Chapuisat nicht unbedingt leiden können, hat sich zumindest das Königsklassen-Gekicke angeschaut, analysiert und teilt dem Patienten via ZDF folgende von der "Bild"-Zeitung schließlich noch radikal verkürzte Diagnose mit: Es fehlt eine Drecksau.

Im Kahn'schen Fachsprech liest sich das so: "Sie müssen auf dem Niveau robuster zur Sache gehen. Tottenham bekam zu viel Platz." Weniger davon und dann auch noch das Drecksau-Vakuum füllen, können die Borussen am Sonntagabend gegen den Effzeh (ab 18 Uhr im Liveticker). Die Kölner sind, berauscht von der Europapokal-Qualifikation, dramatisch schlecht in die Saison gestartet und holten sich gestern gegen starreduzierte Gunners aus London trotz guter Leistung den nächsten Frustkater ab. Die Probleme der Rheinländer sind gewaltig: Zu viel sinnlose Laufarbeit hat der "Kicker" herausgearbeitet, dazu die Abwesenheit von Torgefahr, die Anwesenheit von zu viel Ballbesitz und jede Menge wackelige Beine in der Abwehr. Die Lösung? Verantwortung am Ball wieder abschieben, leidenschaftlich verteidigen, kontern, treffen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Deswegen tippen wir auf ein 3:0 für den BVB.

Findet Schalke seine Identität?

Nach dem Frust-Abgang von Benedikt Höwedes empfindet der Schalker Anhang den eigenen Kader als identitätsbereinigt. Verantwortlich dafür machen sie Manager Christian Heidel und teilen dies das auch öffentlichkeitswirksam mit. Der fühlt sich von den "Schänder"-Attacken zu Unrecht angegriffen: "Mir sind Identität und Identifikation extrem wichtig", sagte er im Interview mit Funke Sport. "Es ist absolut unser Bestreben, unsere Talente top auszubilden und in den Profikader einzubauen." Im aktuellen Kader stehen nur noch fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, vor gut zwei Jahren waren es noch 18.

Neue Identitätsfigur? Breel Embolo bringt einiges dafür mit.

Neue Identitätsfigur? Breel Embolo bringt einiges dafür mit.

(Foto: imago/Udo Gottschalk)

Weil aber nicht die Masse zählt, sondern die Klasse, bietet die "Bild"-Zeitung den Fans der Königsblauen vor dem Treffen bei Werder Bremen am Samstag ab 15.30 Uhr neue Identifikationsfiguren an: (1) Ösi-Knaller Burgstaller, (2) Bochum-Talent Leon Goretzka, (3) Ex-Fast-Mailänder und Schalke-Eigengewächs Thilo Kehrer, (4) Keeper und Kapitän Ralf Fährmann sowie (5) Breel Embolo. Der hat zwar in vierzehneinhalb Monaten Vereinszugehörigkeit wegen Verletzungen kaum gespielt, tauge aber wegen seines Talents und seiner sympathischen Art zum Kult-Knappen. Nun soll er endlich loslegen. "Er kommt immer besser in Fahrt", sagt Trainer Domenico Tedesco. "Wir sind jetzt der Meinung, dass er in den Kader gehört." Beim Test der U23 gegen den FC Gütersloh (9:0) erzielte der 20-Jährige zwei Tore. Von ähnlichen Heldentaten ist Werders Max Kruse derzeit meilenwert entfernt. Die formschwache Rückrunden-Rakete strahlt derzeit etwa so viel Torgefahr aus, wie der FC Bayern Ruhe. Wird schon wieder, glaubt Coach Alexander Nouri. Wir dagegen (noch) nicht, deswegen tippen wir 1:0 für Schalke.

Was passiert sonst noch?

Hannover 96 - Hamburger SV (Freitag, 20.30 Uhr): Tabellenführer-Euphorie empfängt eurosportgefrustete und überluschte Hamburger. Weil Hannover bereits ein Remis zum ersten Spitzenplatz nach 17.548 Tagen (gut 48 Jahre) reicht, gönnen wir einfach mal. Tipp: 1:0.

Eintracht Frankfurt - FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr): Körperliche und mentale Stärke trifft auf unerschütterliche Knipserqualitäten. Weil sich die Vorzüge der Alphatiere Kevin-Prince Boateng (Frankfurt) und Alfred Finnbogason (Augsburg) egalisieren, egalisiert sich auch das Ergebnis. Tipp: 1:1.

VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr): Die Abwehr der Stuttgarter steht trotz tüchtiger Last-Minute-Aktivitäten auf dem Transfermarkt noch nicht sicher - hat aber an diesem Wochenende nur wenig zu befürchten, da bei den Wölfen Torjäger Mario Gomez lange ausfällt. Der große Teil der verbliebenen Offensivabteilung quält sich mit hartnäckiger Torallergie, also tippen wir 0:0.

RB Leipzig - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr): Königsklasse kann Leipzig schon einigermaßen, in der Liga läuft's noch besser. Gegen die personell geschröpften Fohlen gibt's die nächste Vollgas-Spaßveranstaltung - trotz der Flausen, die Real Madrid Akkord-Knipser Timo Werner in den Kopf gesetzt hat. Tipp: 3:0.

TSG Hoffenheim - Hertha BSC (Sonntag, 13.30 Uhr): Europaligaverlierer trifft auf Europaligaremisierer - und fast niemand hat's gesehen. Wen interessiert schon Europa? Nun, weil beide am Sonntag zur 13.30-Uhr-Premiere antreten müssen, droht das nächste Desinteresse-Spiel. Wir möchten an dieser Stelle werben: Es wird gigantisch, bitte gucken - aus Promo-Gründen tippen wir 5:3.

Bayer 04 Leverkusen - SC Freiburg (Sonntag, 15.30): Das frustrierte BLsdAZ (Bayer-Leverkusen-sucht-den-Anti-Zauberer) wartet weiter auf die Spielgenehmigung von Knipser Lucas Alario und den ersten Sieg. Der ist aber leider auch diese Woche nicht fällig, denn Freiburg hat gegen den BVB seine Wehrhaftigkeit gegen geballte Offensivpower wiedergefunden. Tipp: 1:1.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Er hat mehr Titel als ich Unterhosen im Schrank." Trainer Julian Nagelsmann von 1899 Hoffenheim über seinen Kollegen Carlo Ancelotti vom FC Bayern München, den er mit einem forschen Interview unabsichtlich in Bedrängnis gebracht hat.

Quelle: ntv.de

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