Fußball

Erlösung aus Italien? Die Leiden des Lukas Podolski

Gewohntes Bild: Lukas Podolski schmort beim FC Arsenal überwiegend auf der Bank.

Gewohntes Bild: Lukas Podolski schmort beim FC Arsenal überwiegend auf der Bank.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Nationalelf nur Randfigur, im Verein allenfalls Edelreservist - es ist nicht das Fußball-Jahr von Lukas Podolski. Um wieder in die Spur zu finden, forciert der 29-Jährige seinen Abschied vom FC Arsenal. Blöd nur, wenn es kaum Abnehmer gibt.

Am Wochenende war es mal wieder so weit. Bei einem Besuch in seiner Heimatstadt plauderte Lukas Podolski erneut über seinen Wunsch, irgendwann zum 1. FC Köln zurückzukehren. "Ich hänge nach wie vor an dem Verein und will noch einmal die FC-Hymne hören und das Gefühl spüren, wenn ich mit der Nummer 10 hochgehe", sagte der deutsche Nationalspieler, der vor zwei Jahren nach England gezogen war, um die große Fußball-Welt zu erobern.

Dass Podolksi zweieinhalb Jahre später wieder mit einer Rückkehr kokettiert, ist ein Zeichen, dass das Vorhaben in die Hose gegangen ist - und zwar gründlich. Beim FC Arsenal ist der Angreifer längt nur noch Edelreservist, in der Premier League kam er in dieser Saison nur zu fünf Kurzeinsätzen. "Ich bin kein Hanswurst, der seinen Vertrag auf der Tribüne aussitzt", hatte Podolski zuletzt im "Kicker"-Interview gesagt und erneut seine Wechselabsichten betont: "Mit gefällt London, mir gefällt der Klub. Aber mir gefällt die Situation nicht."

Schulterzucken in Köln

Beim 1:0 gegen Southampton durfte Podolski mal wieder ran - allerdings nur neun Minuten.

Beim 1:0 gegen Southampton durfte Podolski mal wieder ran - allerdings nur neun Minuten.

(Foto: picture alliance / AA)

Solche Worte haben die FC-Verantwortlichen vor fünf Jahren noch aufhorchen lassen, als sie ihren verlorenen Sohn erlösten und für zehn Millionen Euro vom FC Bayern zurückholten. Nun aber haben selbst die Bosse am Rhein nur noch ein Schulterzucken übrig, wenn es um die Personalie Podolski geht."Wir diskutieren da jetzt ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr drüber. Das ist momentan wirklich gar nicht mein Thema", wird Trainer Peter Stöger vom "Express" zitiert. "Da sind andere Sachen, über die ich mir in den nächsten drei Wochen den Kopf zerbreche."

Das Kopfzerbrechen über seine Zukunft hat bei Podolski wohl schon lange eingesetzt, öffentlich spricht er aber erst seit dem Länderspiel gegen Gibraltar von einem Abschied aus London. Er müsse sich mit Arsenal-Trainer Arsene-Wenger unterhalten. "Ich habe das Potenzial, um in den Mannschaft zu spielen. Aber wenn man nicht spielt, kann man das nicht zeigen", waren die Worte von Podolski, der sich bei der Heim-WM 2006 noch in die Herzen der deutschen Fans gespielt hatte. Nicht nur wegen seiner drei Tore wählte ihn die Fifa zum besten jungen Spieler des Turniers - noch vor den heutigen Superstars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.

Nicht nur im Verein, auch in der Nationalelf ist Lukas Podolski aufs Abstellgleis geraten.

Nicht nur im Verein, auch in der Nationalelf ist Lukas Podolski aufs Abstellgleis geraten.

(Foto: picture alliance / augenklick/fi)

Acht Jahre später haben ihn nicht nur Messi und Ronaldo fußballerisch überholt, auch in der DFB-Elf wurde Podolski von der Konkurrenz auf die Bank verdrängt. "Lukas braucht viele Wettkämpfe. Im Moment, muss man leider sagen, hat er das seit fast einem halben Jahr nicht", sinnierte Joachim Löw am Rande des EM-Qualifikationsspiels gegen Gibraltar. Der Bundestrainer weiß um die Verdienste von Podolski, kann und will ihm aber auch keinen Sonderstatus mehr gewähren: "Letztendlich müssen wir uns und er sich überlegen, was das nächste Jahr bringt." Während Löw seinem einstigen Liebling einen Wechsel empfiehlt, würde Per Mertesacker "ihn auf keinen Fall gehen lassen. Er bringt als Spieler und Person eine Qualität rein, die uns guttut", sagte der Verteidiger des FC Arsenal nach dem 1:0-Sieg gegen den FC Southampton, bei dem auch Podolski ganze neun Minuten mitwirken durfte. "Ich bin sicher, jetzt kommen die Spiele, wo er wieder Fuß fassen wird", sagte Mertesacker, der diese Meinung aber wohl exklusiv hat.

In England wird spekuliert, dass Podolski nur mal wieder ins Schaufenster gestellt wurde, um Interessenten auf den Plan zu rufen. Dass die Abnehmer aber nicht gerade Schlange stehen, hat zwei Gründe: Ein vergleichsweise kleiner Verein wie der 1. FC Köln kann sich die Dienste des Nationalspielers einfach nicht leisten, ein großer Klub will das Risiko nicht eingehen. Podolski, der mittlerweile 29 Jahre alt ist, konnte sich weder bei den Bayern noch bei Arsenal richtig durchsetzen. Warum  sollte ihm auf seine alten Tage nun also der Durchbruch gelingen? Zweifel sind angebracht.

Laut italienischen Medienberichten gibt es Licht am Ende des Tunnels. Inter Mailand soll an einer Verpflichtung von Podolski interessiert sein. Was zunächst nach einer großen Chance klingt, relativiert sich schnell: Inter, vor vier Jahren noch Champions-League-Sieger, hat außer dem großen Namen nicht mehr viel zu bieten. Während die "Nerazzurri" in der Serie A als Tabellenelfter im tristen Mittelmaß versinken, spielt der Verein auch auf der internationalen Bühne keine Rolle mehr - aber irgendwie passt das ja zur Situation von Podolski.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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