Fußball

"Die Situation ist brutal" Die neue Realität des FC Bayern

"Die Niederlage tut weh - aber sie ist real" - Keine Phantomschmerzen bei Trainer Kovac.

"Die Niederlage tut weh - aber sie ist real" - Keine Phantomschmerzen bei Trainer Kovac.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Heim-Pleite gegen Gladbach verschärft die Krise beim FC Bayern. Die Mannschaft ist verunsichert, wirkt instabil. Innenverteidiger Mats Hummels kritisiert die Kollegen. Und Trainer Niko Kovac weiß, was die Stunde geschlagen hat.

Hasan Salihamidzic hat sich immerhin bemüht, etwas beizutragen zur Krisenbewältigung. Herausgekommen sind aber nur ein paar belanglose Sätze vor einer Fernsehkamera. Er könne sich nicht erinnern, sagte der Sportdirektor des FC Bayern, so ein Heimspiel schon einmal gesehen zu haben. So ein schlechtes hat er gemeint, aber sich womöglich nicht getraut, so deutlich zu werden. In einer heiklen Lage, wie sich die Münchner befinden, kann ja jedes Wort eines zu viel sein. Deshalb war die Aufarbeitung der 0:3-Niederlage gegen eine sehr gute Borussia aus Mönchengladbach in der Mixed Zone so leblos wie zuvor der Auftritt der Mannschaft an diesem siebten Spieltag der Fußball-Bundesliga.

Die Spieler suchten nach Erklärungen, die sie allerdings höchstens in Ansätzen fanden. Oder sie gaben wie Arjen Robben gleich zu, "keinen Bock" zu haben, "hier alles zu analysieren". Der Niederländer war der erste Bayern-Profi, der die Münchner Arena verließ. Dass er kurz angebunden war, hatte ausnahmsweise nichts mit seiner Auswechslung zur Halbzeit zu tun, sondern wohl allein mit dem Ergebnis. Es war das vierte sieglose Spiel der Bayern in Serie und es warf sie in der Tabelle auch noch zurück. Vier Punkte liegen sie nun hinter Borussia Dortmund. "Die Situation", gab Thomas Müller zu, "ist brutal".

Realer Schmerz

Niko Kovac ahnt wohl, dass nun vielleicht eine noch schwierigere Woche auf ihn zukommen könnte, als es die letzte gewesen war. "Die Niederlage tut weh - aber sie ist real", sagte der Trainer. Eine Negativserie führt beim FC Bayern bekanntlich stets zu speziellen Aufgeregtheiten. Was am Anfang der Saison gelobt worden war wie die Rotation, wird nun, seit es nicht mehr läuft, kritisiert. Die jüngste Aussage von Präsident Uli Hoeneß, dass der Trainer für seine Rotation ja "auch den Kopf hinhalten" müsse, dürfte nun eine neue Brisanz gekommen.

"Ich gehe davon aus, dass der Klub mir vertraut. Aber ich bin nicht derjenige, der letzten Endes diese Frage beantworten kann", sagte Kovac. Er weiß allerdings auch: "Die Zeit läuft hier anders als anderswo." Aber was ist passiert in den letzten Septembertagen, als die Bayern nach sieben gewonnen Pflichtspielen von der Konkurrenz schon als unschlagbar bezeichnet worden waren? Faktisch hat ein Patzer von Manuel Neuer im Spiel gegen den FC Augsburg, der zum späten Ausgleich für die Schwaben führte, die stolze Serie beendet. Eigentlich wirft so etwas die Münchner aber normalerweise nicht aus der Bahn.

Doch dieses Mal ging es in diesem Stil weiter: Zuerst in Berlin, dann gegen Ajax Amsterdam in der Champions League und nun gegen Gladbach unterliefen den Münchner "eklatante Fehler", wie Mats Hummels zugab, die stets zu Gegentoren führten. "Wir schießen uns die Dinger selbst rein", sagte der Innenverteidiger.

Überaltert, ausgedünnt und verletzt

Mönchengladbach kam dreimal gefährlich vors Tor und traf dreimal, weil die Bayern-Defensive derzeit die Instabilität eines Kartenhäuschens hat. So effektiv Alassane Plea (10.), Lars Stindl (16.) und Patrick Herrmann (88.) agierten, so harmlos blieb die Münchner Offensive. "Wir haben zwar viel den Ball, aber wir haben ihn in den ungefährlichen Räumen, weil sich zu viele Spieler in den ungefährlichen Räumen aufhalten", sagte Hummels.

Die Verunsicherung scheint beim FC Bayern von einem nicht gewonnenen Spiel zum nächsten zu wachsen. Vom Selbstvertrauen der ersten Partien ist nicht mehr viel übrig. Zudem werden Hinweise lanciert, wonach die Mannschaft nicht mehr geschlossen hinter dem Trainer stehen soll. Auf der anderen Seite muss Kovac verwalten, was ihm die Verantwortlichen an die Hand gegeben haben: einen überalterten Kader, der zudem im Sommer noch ordentlich ausgedünnt wurde. Dass Kovac dies nicht unbedingt gefiel, ist nicht neu.

Obendrein verletzte sich mit David Alaba gegen Gladbach bereits der zweite Außenverteidiger. Der Österreicher droht mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss länger auszufallen. Die Überbeanspruchung sei der Grund für die Rotation, sagte der Bayern-Trainer. Doch den beiden Außenverteidigern habe er ja keine Pause gönnen können, weil Rafina als einziger Backup auch ausfällt. "Und dann passiert so was", wie mit Alaba, meint Kovac.

Für ihn geht es nach der Länderspielpause aber erst einmal um mehr, als darum, wie er nun die Lücke auf der linken Außenverteidigerposition füllen kann. "Wir haben gezeigt, dass wir es besser können", gibt sich Kovac kämpferisch. "Das werden wir auch wieder tun. Und ich werde meinen Teil dazu beitragen."

Quelle: ntv.de

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