Nach Rassismus-Eklat in Duisburg Ex-DFB-Star hält wenig von Spielabbrüchen
21.12.2021, 10:41 Uhr
Opoku im Gespräch mit Schiedsrichter Nicolas Winter, der die Partie erst unter- und dann abbrach.
(Foto: imago images/Team 2)
Cacau ist nicht nur ehemaliger Nationalspieler, sondern auch der frühere Integrationsbeauftragte des DFB. Nach dem Abbruch in Duisburg lobt der 40-Jährige die Beteiligten, warnt jedoch davor, in Zukunft weiter so zu verfahren. "Am Ende wollen wir Fußball sehen", sagt er.
Ex-Nationalspieler Cacau hat die schnelle Reaktion aller Beteiligten beim Abbruch des Drittligaspiels zwischen Duisburg und Osnabrück nach einem Rassismusvorfall gelobt. Dennoch sollten nach Ansicht des ehemaligen Integrationsbeauftragten des Deutschen Fußball-Bundes in Zukunft Spiele nach solchen Vorfällen nicht erneut sofort abgebrochen werden. "Dadurch würde man einer einzigen Person eine Plattform bieten. Sie würden dann mit ihrer Aktion über tausend andere Zuschauer bestimmen. Am Ende wollen wir Fußball sehen. Wir wollen zusammen für den Sport stehen", sagte Cacau im Gespräch mit "Spox" und "Goal".
Am Sonntag sei es eine besondere Situation gewesen, "weil das Opfer dadurch sehr betroffen war und nicht weiterspielen konnte. Für die Zukunft muss man von Fall zu Fall neu beurteilen", sagte Cacau. Er sei froh, wie der Schiedsrichter mit den Spielern umgegangen sei und wie die Fans und Vereine auf die Situation reagierten. "Ich fand es gut, dass der Schiedsrichter im Sinne des Opfers gehandelt hat. Das heißt, wenn der Spieler sich dadurch so schlecht fühlt, dass er nicht mehr weiterspielen kann, dann war die Reaktion des Schiedsrichters richtig", sagte der gebürtige Brasilianer.
Hartwig hat die Schnauze voll
Der Osnabrücker Spieler Aaron Opoku war am Sonntag von einem Duisburger Zuschauer rassistisch beleidigt worden. Als erstes Spiel in einer der drei deutschen Fußball-Profiligen wurde das Duell der beiden Traditionsklubs daraufhin erst unter- und dann abgebrochen. Die beiden Vereine haben sich am Montag für eine Neuansetzung des Spiels ausgesprochen. Eine Entscheidung des Deutschen Fußball-Bunds darüber steht noch aus.
Die Entscheidung, die die Partie nach der mutmaßlichen Beleidigung Opokus abzubrechen, stieß sonst auf große Zustimmung. "Indem man so was macht, zeigt man: Mit uns geht das nicht mehr. Wir haben die Schnauze voll von euch Vollidioten", sagte der DFB-Botschafter und frühere Nationalspieler Jimmy Hartwig im NDR-Fernsehen.
Ähnliche Reaktionen wie von Hartwig gab es auch aus der Politik. So sprach die neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan von einer "konsequent richtigen Entscheidung". Nicht minder deutlich äußerte sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: "Wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden, kann man nicht einfach wieder anpfeifen. Aaron Opoku hat unsere volle Solidarität."
Quelle: ntv.de, sue/dpa