Fußball

Großes Lob an Schiri und Teams Spielabbruch-Eklat hat nur einen Verlierer

Rassismus hat keinen Platz in der Gesellschaft und auch nicht im Fußballstadion. Das wird an diesem Nachmittag in Duisburg deutlich. Ein Idiot beleidigt Spieler, er wird daraufhin abgeführt - und auf dem Platz reagieren alle gemeinsam genau richtig. Weil es ein "Weiter so" dieses Mal nicht gibt.

Das Spiel ist abgebrochen. Und doch gibt es viele Sieger nach der Drittliga-Partie des MSV Duisburg gegen den VfL Osnabrück. Beide Klubs, das Gespann um Schiedsrichter Nicolas Winter, die lautstarken Fans. Sie alle siegen gemeinsam über den einen - mit Verlaub - Idioten, der vorher alles zerstören will.

Weil ein Mensch auf der Tribüne der Meinung ist, andere auf dem Spielfeld erniedrigen zu können, indem er Affenlaute ruft, bringt er ein ganzes Spiel zum Erliegen. Beim Stand von 0:0 gibt es für Winter nur eine Wahl: Spielunterbrechung. Denn Osnabrücks Aaron Opoku ist vor einer Ecke völlig schockiert, wurde er doch von der Tribüne aus beleidigt. Es trifft auch den zur Hilfe eilenden Leroy Kwadwo, der solche Szenen leider nicht zum ersten Mal erlebt.

Schiedsrichter Winter reagiert besonnen und beordert die Teams vom Platz. Stufe eins - Durchsage - des Drei-Stufen-Plans, der im Fußball von DFB, UEFA und FIFA für solche Szenen vorgesehen ist, überspringt er schnell, weil der Schock so groß ist, wie er anschließend bei Magenta Sport sagt.

Auf der Tribüne weicht der erste Schock schnell gutem Aktionismus. Der Idiot wird fix identifiziert und kann abgeführt werden. Zudem skandieren Fans beider Klubs gemeinsam "Nazis raus".

Schiedsrichter reagiert konsequent und richtig

Ein "Weiter so" - wie er im Fußball noch immer viel zu häufig gefordert wird - gibt es an diesem Nachmittag in Duisburg nicht. Osnabrück will nicht weiterspielen, was der Gastgeber als nachvollziehbar empfindet. Statt Druck, doch einfach weiterzumachen, gibt es Verständnis.

Winter entscheidet: Das Spiel wird er nicht wieder anpfeifen, es wird abgebrochen. Und das, obwohl der Drei-Stufen-Plan dies erst als letzte Konsequenz vorsieht und der Idiot in diesem Stadion ja bereits entfernt ist. Doch seine Entscheidung ist konsequent und genau richtig.

Niemand muss funktionieren, wenn er gerade angegriffen wurde. Niemand muss hinnehmen oder auf Durchzug stellen können, wenn er beleidigt wird. Opoku sei "sehr, sehr fertig und nicht mehr in der Lage zu spielen", sagte VfL-Geschäftsführer Michael Welling. Diesen Eindruck teilten auch Duisburg-Sprecher Martin Haltermann sowie Winter.

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Diese Einigkeit, sie ist vorbildlich in einer solchen Situation. Sie zeigt Opoku und Kwadwo und allen anderen im Stadion und am TV eindrücklich, dass der Idiot allein steht mit seiner rassistischen Entgleisung. Diese Einigkeit, sie ist bemerkenswert: Das Wohlbefinden steht über dem Sport. Zu häufig geht es doch schnell wieder um Punkte und Tabellenplätze. Vorbildlich, dass die Duisburger ihr Ego so klar hinten anstellen, denn ihnen droht nun eine Niederlage am grünen Tisch. Für den Klub im Tabellenkeller eine umso bitterere Konsequenz.

Es ist ein Idiot - aber es sind viele, die sich entschlossen gegen ihn stellen. Verlierer ist damit nur ein Einzelner. Gewinner ist der Zusammenhalt. Ein wichtiges Zeichen in dieser schwierigen Zeit.

Quelle: ntv.de

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