Fußball

So läuft der 32. Spieltag FC Bayern knabbert, 1. FC Köln vor Abstieg

Der 1. FC Köln könnte sich endgültig aus der Fußball-Bundesliga verabschieden, der HSV hofft noch, und in Wolfsburg wird's grotesk. Der FC Bayern hat im Grunde nur Real Madrid im Sinn - und spielt in München gegen seine Zukunft.

Wie sieht's aus im Abstiegskampf?

Sagen wir es so: Irgendwann fällt eine Entscheidung, schließlich stehen nur noch drei Runden an. In der engeren Verlosung in Sachen Abstieg in die Zweitklassigkeit sind vor diesem 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga: der 1. FC Köln, der Hamburger SV, der SC Freiburg, der FSV Mainz 05 und der VfL Wolfsburg. Zwei dieser Mannschaften steigen direkt ab, eine darf ihr Glück in zwei Relegationsspielen gegen den Tabellendritten der zweiten Liga versuchen. Also:

Programm im Abstiegskampf

1. FC Köln
SC Freiburg (A)
FC Bayern (H)
VfL Wolfsburg (A)

Hamburger SV
VfL Wolfsburg (A)
Eintracht Frankfurt (A)
Borussia Mönchengladbach (H)

SC Freiburg
1. FC Köln (H)
Borussia Mönchengladbach (A)
FC Augsburg (H)

FSV Mainz 05
RB Leipzig (H)
Borussia Dortmund (A)
Werder Bremen (H)

VfL Wolfsburg
Hamburger SV (H)
RB Leipzig (A)
1. FC Köln (H)

Der Hamburger SV steigt am Wochenende ab,
… wenn er am Samstag beim VfL Wolfsburg verliert UND der SC Freiburg den FC Köln schlägt UND dann der FSV Mainz am Sonntag gegen RB Leipzig gewinnt.

Der 1. FC Köln steigt an diesem Wochenende ab,
… wenn er am Samstag ab 15.30 Uhr NICHT beim SC Freiburg gewinnt.

Der SC Freiburg kann nicht mehr direkt absteigen,
... wenn er das gegen den 1. FC Köln gewinnt UND dem HSV in Wolfsburg kein Sieg gelingt.

Der FSV Mainz 05 kann nicht mehr direkt absteigen,
... wenn er gegen Leipzig gewinnt UND dem HSV in Wolfsburg kein Sieg gelingt.

Der VfL Wolfsburg kann nicht mehr direkt runter,
... wenn er das Spiel gegen den HSV gewinnt.

Und, wie geht’s aus?

VfL Wolfsburg - Hamburger SV: Christian Titz, der Trainer des Tabellenvorletzten HSV, hat eine interessante Rechnung aufgestellt. Die Partie beim VfL Wolfsburg, der nur fünf Punkte mehr auf dem Konto hat, sei "eine Art Viertelfinale". Gewönnen die Hamburger, würden sie den Rückstand auf zwei Punkte verkürzen. Dann wäre die Partie in Frankfurt am 33. Spieltag das Halbfinale, und die Begegnung mit Gladbach im Volkspark am letzten Spieltag das Endspiel.

Milchmädchen? Christian Titz.

Milchmädchen? Christian Titz.

(Foto: imago/ActionPictures)

Für diesen Samstag gelte: "Wir brauchen eine gute Leistung, sehr viel Willensstärke und ein Tor mehr als Wolfsburg." Dass der HSV bei einer Niederlage eventuell schon an diesem Wochenende absteigen könnte, ist für Titz angeblich kein Thema: "Daran verschwende ich keinen Gedanken." Derweil nimmt die Lage in Wolfsburg groteske Züge an. Angeblich hat Manager Olaf Rebbe keine berufliche Zukunft beim VfL. Wunschkandidat Horst Heldt von Hannover 96 darf aber nicht kommen, sein Arbeitgeber will das nicht. Die "Wolfsburger Allgemeine Zeitung" attestierte dem VfL, dass "die Geschäftsführersuche auf einem ähnlichen Niveau abläuft wie die sportlichen Darbietungen der Profis" - indiskutabel also. Und Bruno Labbadia, der einst den HSV vor dem Abstieg rettete? Er sagt: "Wenn ich etwas mache, dann mit allem, was ich habe. Ich bin jetzt mit Haut und Haaren Wolfsburg-Trainer. Entscheidend ist, was mit meinem Klub passiert. Das hat nichts mit Herz tun." Tipp: 1:1.

SC Freiburg - 1. FC Köln (beide Samstag, 15.30 Uhr): Nationalspieler Jonas Hector bleibt. Torwart Timo Horn bleibt. Es läuft also ganz gut bei den Kölner. Das Problem ist nur, dass sie immer noch unangefochten auf dem letzten Platz der Tabelle stehen. Für das Spiel in Freiburg heißt das: siegen oder fliegen. Andererseits wäre eine Rettung der Kölner eh ein mittleres Fußballwunder, wenn nicht jetzt, dann steigen sie halt am kommenden Wochenende ab. "Wir haben diese ganze Rechnerei drangegeben", sagt Horn, kündigt aber an: "Wir werden nichts abschenken." Schließlich geht es auch für die Freiburger um viel. Sie haben seit zwölf Spielen nicht mehr gewonnen, zuletzt fünfmal hintereinander verloren - und stehen, punktgleich mit Mainz und Wolfsburg, auf dem Relegationsplatz. Wie viel Stress das mit sich bringt, erklärt Freiburgs Trainer Christian Streich. Nervlich seien das "extremste Belastungen". Tipp: 2:1.

FSV Mainz 05 - RB Leipzig (Sonntag, 15.30 Uhr): Während die Leipziger und Trainer Ralph Hasenhüttl in ihrem Ansinnen, auch in der kommenden Saison im Europapokal spielen zu dürfen, nach der eher desaströsen Heimniederlage gegen Hoffenheim am vergangenen Spieltag nun gewinnen müssen, gilt das auch für den FSV. Und so schlägt der Mainzer Trainer Sandro Schwarz vor: "Wir müssen den vorhandenen Druck in Energie umwandeln. Wir brauchen Mentalität, aber auch eine gewisse Lockerheit und Spaß." Die enttäuschende 0:2-Niederlage am Sonntag in Augsburg habe seine Mannschaft verarbeitet. "Gegen Leipzig wird es ein anderes Spiel. Da bekommen wir mehr Räume." Pfeift da etwa jemand im Wald? Tipp: 0:2.

Wie geht's dem FC Bayern?

Der knabbert vermutlich immer noch an der ärgerlichen 1:2-Niederlage im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid, trainiert unter der Anleitung von Jupp Heynckes das Toreschießen, legt sich einen Plan für das Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu am 1. Mai (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) zurecht - und spielt vorher in der Liga gegen die Frankfurter Eintracht, am 19. Mai dann Gegner im Pokalfinale im Berliner Olympiastadion.

Das Spiel am Samstagnachmittag ist vor allem für einen Mann interessant. Niko Kovac versucht es ja bekanntlich ab dem Sommer als Heynckes' Nachfolger in München, vorher aber will er sich als Übungsleiter mit den Frankfurtern nach einer überraschend starken Saison für das internationale Geschäft qualifizieren: "Wichtig ist die Eintracht. Wir haben noch eine Aufgabe. Ich bin absolut professionell, gebe von der ersten bis zur letzten Minute immer alles. Und das werde ich in den letzten vier Spielen auch tun." Daher interessiere ihn nur eines: "Wie können wir Bayern schlagen oder mindestens einen Punkt holen?" Seine Empfehlung an die Mannschaft: "Keep cool, locker bleiben und gucken, was die Zukunft bringt." Den Münchnern macht Kovac derweil Mut für die Königsklasse: "Die Vielzahl der Chancen, die herausgespielt wurden und nicht genutzt wurden, stimmt jeden zuversichtlich, dass es in Madrid auch reichen kann. Es ist noch nichts gegessen."

Profi: Niko Kovac.

Profi: Niko Kovac.

(Foto: imago/Hartenfelser)

Und die Bayern, die ja ihre sechste Meisterschaft in Folge längst perfekt gemacht haben? Sie wollen auch gegen ihren Trainer in spe gewinnen. Thomas Müller hatte bereits am späten Mittwochabend nach der Pleite gegen Real angekündigt: "Schauen wir mal, dass wir ihm einen schönen Empfang bereiten und ihm ein paar Tore einschenken können." Verrichten soll das eine Nachwuchself, das Establishment darf sich schonen. Franck Ribéry, Joshua Kimmich, Mats Hummels und Robert Lewandowski werden nicht in der Formation erwartet, die das Spiel beginnt. Jérôme Boateng, Arjen Robben, Javi Martínez sind verletzt, Müller und James Rodríguez angeschlagen. David Alaba soll aufgebaut werden, damit der linke Außenverteidiger gegen Real wieder "voll einsatzfähig" ist. Also dürfen Lukas Mai, 18 Jahre alt, Niklas Dorsch, 20, und Meritan Shabani, 19, vor 75.000 Zuschauern zeigen, was sie können. Und womöglich nimmt Heynckes noch weitere Talente in den Kader. Denn: "Die nächste große Aufgabe steht am Dienstag an." Tipp: 3:0.

Was passiert sonst noch?

TSG Hoffenheim - Hannover 96 (Freitag, 20.30 Uhr): Martin Kind gibt wieder einmal den Spielverderber. Hannovers Präsident lässt seinen Manager nicht zum Landeskonkurrenten VfL Wolfsburg ziehen. "Nach einem intensiven, internen Austausch und Gesprächen zwischen Martin Kind und Verantwortlichen des VfL Wolfsburg ist die Entscheidung gefallen: Horst Heldt bleibt bei Hannover 96." Und weiter: "Das ergaben die Gespräche und Verhandlungen zwischen beiden Vereinen, in denen es zu keiner Einigung kam." So kurz ist die Mitteilung zur nicht ganz irrelevanten Personalie. Nun kann sich der Klub wieder um den Fußball kümmern. Auf die Partie in Sinsheim freuen sich aber mutmaßlich nur die Hoffenheimer. Aus acht Spielen im Kraichgau holten die Niedersachsen lediglich zwei magere Pünktchen. Tipp: 3:0

Hertha BSC - FC Augsburg: Klassenerhalt geschafft - sich sympathisch präsentiert und "Schönwetterfußball" verboten. Kaum ist das Saisonziel erreicht, ruft Augsburgs Trainer Manuel Baum aber einfach ein neues aus: Wir "streben einen einstelligen Tabellenplatz an". Da haben sie durchaus etwas mit den Berlinern gemeinsam. Doch die Hertha plagt ganz andere Sorgen. Und zwar die um Mittelfeldspieler Arne Maier. Der 19-Jährige, der sich in dieser Saison in die Startelf vorgespielt hat, ist am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. "Er wird bis auf Weiteres nicht trainings- und spielfähig sein." Und das kann bekanntlich ziemlich lange sein. Tipp: "Schlechtwetterfußball" hilft Augsburg auch nicht, 1:0.

FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach (beide Samstag, 15.30 Uhr): Trainer Domenico Tedesco steuert mit den Gelsenkirchenern unbeirrt auf die Champions League zu, die Partie gegen Mönchengladbach ist nach dem Remis in Köln am vergangenen Spieltag so etwas wie der zweite Matchball. Gewinnen die Schalker, ist ihnen die Teilnahme an der Königsklasse nicht mehr zu nehmen. Derweil haben sich die Borussen überlegt, dass das mit dem internationalen Geschäft im Grunde keine schlechte Idee ist. Aber: "Wir können Europa nur erreichen, wenn alles optimal läuft", sagt Sportdirektor Max Eberl. Die Gladbacher stehen drei Punkte hinter Rang sieben und vier hinter Platz sechs. "Das Spiel auf Schalke ist in jedem Fall ein echter Gradmesser", meint Trainer Dieter Hecking. Tipp: 1:1.

Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart (Samstag, 18.30 Uhr): Den VfB hat Trainer Tayfun Korkut vor dem Abstieg gerettet, jetzt folgt die Kür. Und er habe "null das Gefühl, dass Spannung abfallen könnte". Seine Mannschaft solle die Saison bitte mit aller Ernsthaftigkeit zu Ende bringen. "Wir sind durchs Ziel durch, laufen jetzt eine Ehrenrunde, aber die laufen wir anständig", verspricht er vor der Partie bei dem Verein, den er in der vergangenen Saison vor der Zweitklassigkeit bewahrt hatte. Die Leverkusener müssen als Tabellenvierter die 0:4-Klatsche in Dortmund am Samstag verarbeiten. Aber wie sagte es Coach Heiko Herrlich so schön: "Es bringt nichts, den Baseball-Schläger rauszuholen." Tipp: 3:0.

SV Werder Bremen - Borussia Dortmund (Sonntag, 18 Uhr): Apropos 4:0 - Dortmunds Trainer Peter Stöger sieht nach der Gala gegen Bayer keinen Grund, irgendetwas zu ändern. "Wir sind jetzt in einer ganz entscheidenden Saisonphase. Wir wollen in die Champions League, das ist unsere Zielsetzung. Und wir haben es selbst in der Hand, den dritten Platz zu verteidigen. Wir wollen noch zwei, drei richtig gute Spiele machen, um die nötigen Punkte zu holen", mahnt Stöger, der aber Respekt vor Bremen hat. "Wir wissen, dass wir auf eine richtig gute Mannschaft treffen, die mit Trainer Florian Kohfeldt noch kein Heimspiel verloren hat." Tipp: 2:2.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich fühle mich wohler als der HSV." Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia kontert die Kampfansage des Hamburger Spielers Lewis Holtby. Der hatte vor der Partie am Mittellandkanal in Richtung VfL gesagt: "In eurer Haut möchte ich nicht stecken".

Quelle: ntv.de

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