Fußball

Acht Minuten Hoffnung, drei Tore, ein K.o. FC Bayern scheitert siegreich an Barça

Neymars Doppelpack in der ersten Halbzeit für den FC Barcelona ließ alle Wunder-Träume des FC Bayern platzen.

Neymars Doppelpack in der ersten Halbzeit für den FC Barcelona ließ alle Wunder-Träume des FC Bayern platzen.

(Foto: dpa)

Eine Fußballsensation braucht der FC Bayern im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona und kurze Zeit sieht es in München tatsächlich nach einer aus. Doch dann zeigen Lionel Messi & Co. ihre ganze Champions-League-Klasse und spielen jetzt um Europas Fußball-Krone. Die Bayern verabschieden sich hochanständig.

Es ist nicht so, dass sie es nicht versucht hätten. Aber am Ende hat es nicht gereicht. Mit 3:2 (1:2) haben die Fußballer des FC Bayern im Halbfinalrückspiel der Champions League den FC Barcelona besiegt. Das hört sich nach zuvor vier Pleiten in Folge gut an und das war es über weite Strecken der Partie auch. Aber es war nicht genug, um trotz der hohen Hinspiel-Hypothek noch ins Finale in Berlin einzuziehen.

Dort stehen trotz ihrer Niederlage am 6. Juni die Katalanen um Superstar Lionel Messi. Gegner im Berliner Olympiastadion werden entweder der spanische Rivale Real Madrid oder der italienische Meister Juventus Turin sein. Beide Klubs stehen sich am Mittwoch in Madrid (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im zweiten Halbfinal-Rückspiel gegenüber, in das Juventus mit einem knappen 2:1-Vorsprung geht.

FC Bayern - FC Barcelona 3:2 (1:2)

Tore: 1:0 Benatia (7.), 1:1, 1:2 Neymar (15., 29.), 2:2  Lewandowski (59.), 3:2 Thomas Müller (74.)

München: Neuer - Rafinha, Benatia, Jerome  Boateng, Bernat - Thiago, Alonso - Lahm (68. Rode), Thomas Müller  (87. Götze), Schweinsteiger (87. Martinez) - Lewandowski

Barcelona: ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano, Alba -  Busquets - Rakitic (72. Mathieu), Iniesta (75. Xavi) - Messi, Suarez (46. Pedro), Neymar

Referee: Clattenburg   Zus: 70.000 (av)
Schüsse: 19:5 Ecken: 5:1 Ballbes: 53:47 %

Für die Münchner und ihren Trainer Josep Guardiola bleibt zumindest der schwache Trost, sich hochanständig aus diesem Wettbewerb verabschiedet zu haben. Mehdi Benatia (7.), Robert Lewandowski (59.) und Thomas Müller (74.) erzielten vor 70.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion zu Fröttmaning die Tore für die Münchner. Neymar (15. und 29.) traf zweimal für Barça.

"A bisserl was geht immer"

Und es bleibt Spekulation, ob der FC Barcelona um Lionel Messi, Luis Suárez und eben Neymar nicht mehr tat, weil er es nicht musste. Oder ob die Münchner an diesem Abend einfach besser waren. Dass Barça über beide Partien letztlich die bessere Mannschaft war, darüber dürfte es keine zwei Meinungen geben. Dennoch dürften die Münchner nun damit hadern, dass sie vor einer Woche im Camp Nou in der vierten Minute der Nachspielzeit noch das dritte Tor durch Neymar kassiert hatten.

Die Frage, die sie sich in München vor dem Anpfiff des englischen Schiedsrichters Marc Clattenburg alle gestellt hatten, lautete trotz der ungünstigen Ausgangslage nämlich: "Geht da noch was?" Und tatsächlich: Es ging was, zumindest ganz am Anfang. Ganze Acht Minuten währte der Traum von der Sensation. Acht Minuten, in denen nicht nur die Fans des FC Bayern gedacht haben mögen: "A bisserl was geht immer." Und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.

Mehdi Benatia köpfte in der 8. Minute eine Ecke von Xabi Alonso zur Blitzführung des FC Bayern ins Tor des FC Barcelona.

Mehdi Benatia köpfte in der 8. Minute eine Ecke von Xabi Alonso zur Blitzführung des FC Bayern ins Tor des FC Barcelona.

(Foto: dpa)

Innenverteidiger Benatia hatte die Münchner nach sieben Minuten in Führung gebracht. Nach einem Eckball von Xabi Alonso hatte er den Ball vom Elfmeterpunkt aus an Barças Torhüter Marc-André ter Stegen vorbei zur Führung in die linke untere Ecke geköpft. Und acht Minuten lang lautete die Rechnung der Bayern: Noch zwei Treffer mehr, und es gibt zumindest eine Verlängerung - die den FC Barcelona nicht nur deswegen in Verlegenheit gebracht hätte, weil er den Flieger zurück nach Spanien für eine halbe Stunde nach Mitternacht gebucht hatte.

Neymar sorgt für Planungssicherheit

Das wusste wohl auch Neymar, und schaffte kurzerhand Planungssicherheit für sich und sein Team. Eine Viertelstunde nach dem Anpfiff und besagte acht Minuten nach Benatias Tor traf er zum 1:1 - was den Stadionsprecher offenbar derart schockte, dass er Suarez als Schützen ausrief. Dabei war es der Uruguayer, der mit einem präzisen Querpass für die Vorbereitung verantwortlich war. Noch schöner aber als dieses Zusammenspiel war der nahezu geniale Pass in die Schnittstelle der Münchner Defensive, mit dem Messi seinen Kollegen Suarez auf die Reise in Richtung des von Manuel Neuer gehüteten Bayern-Tors geschickt hatte.

Da hatten sie also wieder zugeschlagen, die wunderbaren Drei des FC Barcelona. Der Rest war, zumindest für die Gastgeber, ein müßiges Was-wäre-gewesen-wenn? Was wäre gewesen, wenn ter Stegen einen Kopfball von Thomas Müller nicht von der Linie gekratzt hätte (20.) Was wäre gewesen, wenn Lewandowski, der Mann mit der Maske, den Ball nicht mit der Picke auf den deutschen Torhüter gekickt hätte, sondern an ihm vorbei (27.)? Was wäre gewesen, wenn wieder Müller nach einer feinen Vorlage Thiagos den Ball richtig erwischt hätte (29.)? Wir wissen es nicht.

Fest steht, dass der FC Bayern in diesem munteren Spiel zu diesem Zeitpunkt vier Tore mehr gebraucht hätte, um noch ins Finale einzuziehen. Eine Rechnung, die nach einer knappen halben Stunde dann auch obsolet war: Wieder legte Suarez auf, wieder war Neymar zur Stelle - 1:2 (29.). Erst verlor Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld ein Kopfballduell, dann zog Suárez mit dem Ball über den Rasen, während Jérôme Boateng und Torschütze Benatia mit einem ganz sicher nicht vorgeschriebenen und großzügig bemessenen Sicherheitsabstand zusahen. Suárez passte - und auch Neymar stand völlig frei sechs Meter vor dem Tor, nahm den Ball in aller Ruhe an und suchte sich die Ecke aus. Und ja: Das Ding war durch.

Daran änderten auch die Chancen durch Müller (38.) und Lewandowski (40.) nichts mehr - zumal sie sie vergaben beziehungsweise an einem grandiosen ter Stegen scheiterten. Wie der deutsche Jung-Keeper zweimal bravourös gegen Lewandowski rettete, wird in jedem Rückblick auf die Champions-League-Saison 2014/15 zu bewundern sein. Die Fans der Münchner nahmen das Dilemma trotzig zur Kenntnis und feierten sich und ihr Team: "Steht auf, wenn ihr Bayern seid!" Und verwiesen auf den Erfolg in dieser Saison: "Deutscher Fußballmeister - Effzehbeeh!"

Waffenstillstand nach der Pause

Nach der Pause schienen sich beide Mannschaften darauf geeinigt zu haben, dass sich hier tatsächlich niemand mehr überanstrengen muss und lieferten einen nett anzuschauenden, aber belanglosen Frühlingskick. Von einem echten Wettbewerb konnte nicht mehr die Rede sein. Dazu passte es, dass Lewandowski nach einem Pass seines Kapitäns Philipp Lahm den Ball am Strafraum annehmen, Javier Mascherano austanzen und aus 17 Metern das 2:2 erzielen durfte (59.).

Und auch, als Thomas Müller eine gute Viertelstunde vor dem Ende der Partie tatsächlich noch das 3:2 für den FC Bayern erzielte – Schweinsteiger hatte zuvor einen Abpraller von Gerard Piqué ergattert, keimte keine echte Hoffnung mehr auf. Was die Fans nicht davon abhielt, "Nur noch drei" zu skandieren. Das Wunder aber, auf das sie in München so gehofft, an das sie aber nicht tatsächlich geglaubt haben dürften, war ausgeblieben - wie das nun einmal so ist mit Wundern. Abgesehen natürlich von jenen acht Minuten nach dem Führungstor, in denen alles möglich schien.

Quelle: ntv.de

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