Schützenfest im Topspiel FC Bayern überrollt BVB gnadenlos
04.10.2015, 19:30 Uhr
Als sich die Bayern in ihren Rausch geschossen hatten, war für den BVB nichts mehr zu machen.
(Foto: REUTERS)
Dank einer Machtdemonstration kommt der FC Bayern im Topspiel gegen Dortmund zum Kantersieg. Vor der Pause müllert es doppelt, dann sorgen zwei Ex-Borussen für das BVB-Debakel - und eine einsame Tabellenführung.
Wies'nzeit ist Bayernzeit. An diesem Gesetz kann selbst Borussia Dortmund nicht mehr rütteln. War es der BVB, der dem FC Bayern München vor ziemlich genau fünf Jahren die bislang letzte Niederlage während der zweiwöchigen Trink- und Trachtensause auf der Theresienwiese zugefügt hatte (0:2), war der deutsche Rekordmeister 17 Mal unbesiegt, ehe der 18. Erfolg hinzukam – ausgerechnet gegen Guardiola-Fan Thomas Tuchel und seinen BVB.
Gegen defensiv zunächst sehr gut sortierte Gäste brauchte der Titelverteidiger zwar gute 20 Minuten, um sich die Oberhand zu erarbeiten. Dann aber gab's die nächste eindrucksvolle Machtdemonstration der Guardiola-Elf. Und war für eine: Die abgezockten Doppeltorschützen Thomas Müller (26./35. FE) und, wie könnte es anders sein, Robert Lewandowski (46./58.) sowie Mario Götze (66.) sorgten zum Abschluss des Oktoberfests noch einmal für mächtig Feierstimmung im Freistaat und tiefe Herbst-Depressionen beim Rest der Liga. Denn nach dem klaren 5:1 (2:1)-Erfolg hat der FC Bayern nicht nur den eigenen Startrekord eingestellt, sondern nun schon auch sieben Punkte Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger – und das bleibt wegen Schalkes Heimklatsche gegen Köln trotz des BVB-Debakels in München weiterhin Dortmund.
Umgebauter BVB dominiert zunächst
Doch zunächst sah es nicht danach aus, dass sich die Bayern hier schnell eine kleine Vorentscheidung im Kampf um die deutsche Meisterschaft erspielen würden. Denn die Dortmunder, bei denen Trainer Thomas Tuchel zu einigen Umstellungen gezwungen war, kamen richtig gut ins Spiel. Sven Bender, der in die Innenverteidigung rückte, weil Sokratis für den verletzten Marcel Schmelzer auf der Außenbahn agierte, und Kapitän Mats Hummels standen hinten sehr massiv. Robert Lewandowski, für den in den vergangenen Wochen Superlativ im Superlativ erfunden wurde, hat kaum Szenen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Zunehmend ließ sich der Rekordknipser ins Mittelfeld fallen, um überhaupt am Spiel teilzunehmen. Doch auch dort erwartete ihn und seine Teamkollegen ein gut sortiertes schwarz-gelbes Bollwerk um Youngster Julian Weigl und Ballverteiler Ilkay Gündogan. So dauerte es fast 25 Minuten, bis die Bayern erstmals für ein Aha-Erlebnis bei seinen Anhängern sorgte. Der vor allem in Halbzeit eins überragende Douglas Costa entwischte das erste Mal seinem Bewacher Sokratis und hämmerte den Ball mit Wucht auf die kurze Ecke, dort war der nicht immer ganz souverän wirkende Borussia-Keeper Roman Bürki allerdings zur Stelle (25.).
Costa weckt lethargische Münchner
Der erste Antritt des Brasilianers war schließlich der Dosenöffner für die Elf von Coach Josep Guardiola. Denn nur eine Minute später durfte Stadionsprecher Stefan Lehmann das Mikrofon in die Hand nehmen und die obligatorische Feierzeremonie für ein klassisches Müller-Tor einleiten. Der Weltmeister war seinem Bewacher Lukasz Pisczek, der etwas überraschend für Matthias Ginter begann, entwischt, legte den Ball am zögerlichen Bürki in Höhe der Strafraumkante vorbei, behielt die Übersicht und schob zum 1:0 an.

Robert Lewandowski stellte per Doppelpack von 2:1 auf 4:1 für den FC Bayern. Damit war die Partie gegen Dortmund entschieden.
(Foto: imago/MIS)
Keine zehn Minuten später wiederholte sich die Zeremonie, wieder war es Müller, diesmal per Elfmeter. Zuvor hatte Henrikh Mkhitaryan Bayerns spanischen Spielmacher Thiago im Strafraum etwas unglücklich von den Beinen geholt. Müller, der vergangene Woche gegen Mainz noch über das Tor geschossen hatte, nahm sich wie selbstverständlich den Ball und schob ihn wie selbstverständlich ein, 2:0. Und auf den Rängen wurde erstmals, noch ein wenig zaghaft, das Lied angestimmt, das der Rest der Liga gerne erst im Frühjahr 2016 gehört hätte: "FC Bayern, deutscher Meister". Doch es war nur ein kurzes Anstimmen, denn kaum einmal durchgesungen, hatte sich der BVB im Spiel wieder angemeldet. Pierre-Emerick Aubameyang war am langen Pfosten entwischt und vollendete eine schöne Ballstafette über die rechte Seite, 1:2. Der FC Bayern war kurz überrascht, ballbesitzte sich aber in die Pause.
Lewandowski bestraft BVB-Tiefschlaf
Und kam dann mit mächtig Power aus der Kabine. Viele Zuschauer waren noch nicht wieder auf ihren Sitzen, als der zuvor abgemeldete Lewandowski mit seiner ersten Aktion am erneut zögerlichen Bürki zum 3:1 einschob. Wieder hatte der starke Boateng den Treffer mit einem langen Ball eingeleitet. Was dann kam, war das nächste Schaulaufen des Rekordmeisters.
Die Bayern kombinierten so launig und souverän, wie sie es bereits in Halbzeit zwei gegen den VfL Wolfsburg oder unter der Woche in der Champions League gegen Dinamo Zagreb getan hatten. Thiago, Philipp Lahm, der von Guardiola Mitte der ersten Halbzeit aus der Viererkette ins Mittelfeld beordert wurde, um hier für mehr Druck zu sorgen, Mario Götze, Thomas Müller, sie zeigten, wozu die beste deutsche Fußball-Mannschaft in der Lage ist, wenn sie gefordert wird. Lange Ballstaffeten, schnelles Spiel über die Flügel, elegantes Tiki-Taka rund um den Mittelkreis – der BVB bekam, so heißt es im Trainer-Deutsch, keinen Zugriff mehr.
Das 4:1 durch Lewandowski (58.) und 5:1 durch Götze, der zuvor eine Riesenchance vergeben hatte, waren ganz fein rausgespielte Tore. Und während der BVB sich zwar weiter nach Kräfte werden und mit den Einwechselungen von Marco Reus und Adnan Januzaj sogar noch offensive Impulse setzen wollte, war auf den Rängen nun inbrünstig das zu hören, wovor ganz Fußball-Deutschland, mit Ausnahme des Rekordmeisters und seiner Anhänger, zittert: "FC Bayern, deutscher Meister..." Ob's so kommt? Zweifel an ihren Ambitionen auf den vierten Meistertitel in Folge haben sie jedenfalls nicht gelassen.
Quelle: ntv.de