Fußball

DFB-Kongress zu Menschenrechten Katar-Botschafter wirbt und wütet vor der WM

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Protestbanner wie dieses sind in Deutschlands Fußballstadien allwöchentlich zu sehen.

(Foto: IMAGO/ULMER Pressebildagentur)

Je näher die vorweihnachtliche Fußball-WM in Katar rückt, desto mehr gerät auch das ausrichtende Emirat wieder in den öffentlichen Fokus. Bei einem DFB-Kongress bittet Botschafter al Thani um Verständnis - und herrscht die Deutschen an, doch bitte das Positive zu sehen.

Der Botschafter Katars in Deutschland hat einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert und einen Vergleich zu Russland als Turnierausrichter 2018 gezogen. "Wenn wir vier Jahre zurückgehen, war die WM in einem Land, die Krim war gerade eingenommen, Menschen im Gefängnis, unterdrückte Menschen, und da war keine Aufmerksamkeit aus Deutschland und nicht aus irgendeinem anderen Land in Europa", sagte Abdulla Mohammed al Thani bei einem Kongress des Deutschen Fußball-Bundes zur Menschenrechtslage im Emirat am Golf in Frankfurt. Sein Land stehe seit zwölf Jahren im Fokus und habe viele Veränderungen angestoßen.

Die Situation in Katar sei "noch nicht perfekt", räumte der Botschafter ein, der Wandel brauche Zeit. "Es ist nicht bei 100 Prozent, es ist eine Reise", sagte er. Auch in Deutschland hätte zum Beispiel das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau viele Jahre in Anspruch genommen. Al Thani wünschte sich von Deutschen, die in Katar waren - wie dem Rekordmeister Bayern München nach seinen traditionellen Wintercamps -, von ihren positiven Erfahrungen zu berichten: "Sagen Sie es öffentlich oder halten Sie den Mund", formulierte der Diplomat in ungewöhnlich klarer Wortwahl.

Insgesamt gerieten rund zwei Monate vor dem Start der Weltmeisterschaft (20. November bis 18. Dezember) der Gastgeber wie der Weltverband FIFA erneut heftig in die Kritik. Auch die Rolle des DFB wurde kritisch hinterfragt. Konkret forderte die Gewerkschaft Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) von der FIFA die Einrichtung eines Entschädigungsfonds in Höhe von 440 Millionen US-Dollar für die Angehörigen von Arbeitern, die auf WM-Baustellen gestorbenen sind oder verletzt wurden. DFB-Präsident Bernd Neuendorf unterstützte die Einrichtung eines solchen Fonds. Hier stehe auch die FIFA in der Verantwortung, sagte er.

Bierhoff möchte vor allem Fußball spielen

Neuendorf kündigte darüber hinaus bei dem Kongress an, kurz vor dem WM-Anpfiff nochmals die Verbesserung der Menschenrechtslage im Gastgeberland bei einer gemeinsamen Reise mit Innenministerin Nancy Faeser anzumahnen. Fortschritte seien erkennbar, aber zwei Punkte bedürften der konkreten Umsetzung, betonte Neuendorf wie auch Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften. So müssten "Working center" eingerichtet werden, an die sich Arbeiter bei Verstößen durch Arbeitgeber wenden könnten. Zudem forderte Neuendorf die Einrichtung eines Fonds für Arbeiter, die beim Bau von WM-Stadien ums Leben kamen oder verletzt wurden.

Das Fanbündnis "Unsere Kurve" verlangte vom DFB, dass er "Teil einer progressiven Allianz" werden muss, damit sich die Anhänger "künftig auf solche Fußball-Feste wieder freuen" könnten. Zudem müsse der Verband auf jegliche WM-Gewinne verzichten, um sich nicht an der Großveranstaltung zu bereichern. Alle Gewinne sollten den "Entrechteten" zur Verfügung gestellt werden.

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DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht die Nationalmannschaft angesichts der Menschenrechtslage in Katar vor einer großen Herausforderung. "Wir müssen darauf achten, diesen Spagat zu finden, zwischen der Verantwortung und dem Bewusstsein, das wir als Menschen haben. Auf der anderen Seite gehen wir als deutsche Fußball-Nationalmannschaft rüber, wir vertreten unser Land, wir wollen erfolgreich Fußball spielen", sagte Bierhoff.

Die "vielen Geräusche und auch Kritiken, die vorher kommen", dürften "nicht dazu führen, dass wir keine Lust am Turnier haben. Sondern, dass wir uns auf eine Weltmeisterschaft freuen, auf das Messen mit den Besten der Welt und darauf freuen, dass wir Deutschland vertreten können und hoffentlich den nächsten Stern holen", gab Bierhoff als sportliche Vorgabe für die Auswahl von Bundestrainer Hansi Flick für das Turnier in der Vorweihnachtszeit aus.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid

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