Champions League als Frustpuffer Gladbach will sich in Sevilla therapieren
15.09.2015, 16:29 Uhr
Nichts geht mehr: Die Gladbacher Abwehr funktioniert im Moment nach dem Roulette-Prinzip, gewinnt aber einfach nicht.
(Foto: imago/Team 2)
Mit gemischten Gefühlen blickt Borussia Mönchengladbach auf den Champions-League-Start beim FC Sevilla. Nach vier Pleiten in der Liga fehlen Vorfreude und Selbstbewusstsein. Wolfsburg will trotz Holperauftakts eine neue Ära begründen - in Moskau.
Eine Ewigkeit, exakt 13.669 Tage, sind seit jenem 12. April 1978 vergangen, an dem Borussia Mönchengladbach mit dem 0:3 im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Liverpool sein bislang letztes Spiel im Landesmeister-Wettbewerb bestritt. Statt voller Vorfreude und euphorisiert kehrt Gladbach beim FC Sevilla nun dennoch mit Grummeln im Magen und verhaltener Stimmung auf Europas große Fußball-Bühne zurück. Grund ist der desolate Saisonstart in der Bundesliga und der Sturz auf Platz 18. Auch beim VfL Wolfsburg wird die Freude auf die Königsklasse nach sechsjähriger Abstinenz durch einige Probleme getrübt. Die Niedersachsen wollen dennoch mit einem Heimsieg zum Auftakt gegen ZSKA Moskau die Basis zum Überwintern in der Königsklasse legen.

Gladbachs Manager Max Eberl musste schon den ersten Treueschwur für seinen Trainer Lucien Favre leisten.
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Gladbach erhofft sich parallel (20.45 Uhr im n-tv.de Liveticker) drei Punkte beim FC Sevilla im Kampf gegen den Liga-Frust. "Viele glauben, wir liefern da nur die Punkte ab", sagte Sportdirektor Max Eberl vor dem Abflug nach Andalusien, schob dann aber trotzig hinterher: "Was haben wir schon zu verlieren? Nichts!" Eigentlich war die Reise als Festtag geplant, als Krönung der fast schon unglaublichen Auferstehung des fünfmaligen deutschen Meisters. und sich aus dem Wettbewerb der besten europäischen Teams verabschiedete. Doch nach dem Katastrophen-Start in die Liga mit vier Niederlagen in Folge ist die Champions League plötzlich zur Nebensache verkommen.
Köln wichtiger als Königsklasse
Er würde "lieber in Köln" als in Sevilla gewinnen, gab Eberl offen zu. Gladbachs wohl einziger Vorteil: Angesichts der "Todesgruppe" mit den weiteren Gegnern Juventus Turin und Manchester City sind die Erwartungen ohnehin gering. Wo sonst könnte sich die völlig verunsicherte Mannschaft also Selbstvertrauen holen, wenn nicht in einem Spiel fast ohne Druck? "Dieses Spiel wird vielleicht eine gute Abwechslung", sagt auch André Hahn. Am Ende kann das Bundesliga-Schlusslicht nur überraschen.
Ein wenig Mut machen die Duelle mit Sevilla im vergangenen Februar. Zweimal war die Borussia dem späteren Europa-League-Sieger trotz der beiden Niederlagen (0:1 und 2:3) mindestens ebenbürtig. Und so mischte sich beim Abflug unter all die Skepsis auch ein wenig trotziger Optimismus. Allerdings will auch Sevilla die Champions League zur Wiedergutmachung nutzen. Beim Europa-League-Sieger der beiden letzten Spielzeiten sei man sich darüber im Klaren, dass vor eigenem Publikum nur ein Ergebnis infrage komme, sagte Mittelfeldspieler Jose Antonio Reyes: "Wir müssen gewinnen." In der Primera División hat der Vorjahresfünfte aus Andalusien in den drei ersten Saisonspielen nur zwei Punkte geholt. Dabei wurde nur ein einziges Tor erzielt.
Genießen - und gewinnen
Wolfsburg will in der Champions League eine neue Ära begründen, auch wenn der Respekt vor dem Gegner groß ist. "Wir brauchen einen guten Tag, aber wir wollen es auch genießen", sagte Manager Klaus Allofs. Das Ziel des deutschen Vizemeisters ist klar. "Wir wollen die Gruppenphase überstehen", sagte Allofs der "FAS". Der Favorit in der Gruppe B ist Manchester United mit Bastian Schweinsteiger. Dahinter soll es ein offenes Rennen mit Moskau und der PSV Eindhoven geben. Deshalb auch ist ein Heimsieg zum Auftakt so wichtig.
Auf dem Tag genau vor sechs Jahren startete Wolfsburg seine letzte Champions-League-Mission - auch damals hieß der Gegner kurioserweise ZSKA. Mit 3:1 legten die Schützlinge von Trainer Armin Veh damals einen guten Start hin, der Brasilianer Grafite erzielte alle Treffer. "Der ist leider nicht bei uns", sagte der damalige und heutige Schlussmann Diego Benaglio: "Aber wir werden jemand anderes finden, der die Tore macht." Doch ausgerechnet vor der Rückkehr in der Königsklasse läuft es auf dem Spielfeld nicht rund. Beim mäßigen 0:0 am Wochenende bei Aufsteiger FC Ingolstadt wurde das Fehler von Kevin De Bruyne und Ivan Perisic deutlich. Die Weltmeister Julian Draxler und André Schürrle konnten die Lücken noch nicht schließen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid